Dank Conchita Wurst beweist Österreich, wie tolerant es ist.
Ein Selbstlob von Rainer Sigl
Immer wieder, immer wieder, immer wieder ÖSTERR ... oh, hallo, entschuldigen S’, aber mit mir ist grad die Begeisterung durchgegangen! Es ist unglaublich, ich sag Ihnen, ich bin euphorisiert! Begeistert! »Autriche – douze points«, mei, dass ich das noch erleben darf, also der Tom, das ist ein Wahnsinn. Ja, jetzt gibt’s endlich den in die Welt hinaus übertragenen Beweis für die Größe unserer alten, ehrwürdigen Kulturnation! Conchita, wir danken dir! Ein Teufelskerl, nicht, und wie er locker das Abendkleid trägt, mit einer Grazie und Eleganz! Gut, ich geb’s zu, am Anfang war ich schon noch ein wenig skeptisch. Wegen dem Bart! Ich mein, gut, dass sich ein halbwegs erwachsener Mann Frauenkleider anzieht, mein Gott, das kann doch fast jedem mal, nicht. Schließlich hat das ja zum Beispiel auch in der römisch-katholischen Kirche jahrtausendelange Tradition! Aber der Bart! Irmi, hab ich zu meiner Frau, der Irmi, gesagt, Irmi, wenn der Bursch sich nicht unbedingt diese blöde Rundumrotzbremse einbilden würde, dann würd keiner was sagen! Gut, so fesch wie die Polinnen – mein Gott, die Polinnen! Haben Sie gesehen, wie die mit der Butter ...? Aber egal, jedenfalls hab ich zur Irmi gesagt, wenn der Bart nicht wär, könnt man glatt drauf reinfallen! Gut, ich versteh natürlich schon auch die Mitmenschen, die sich da nicht so freuen können. Die da jetzt zum Beispiel ein ungutes Gefühl haben, dass da ein Mann mit Kleid und Bart unser stolzes, vitales, ja, sagen wir’s offen: viriles Land vertritt. Die jetzt Angst haben, das sie ihren Kindern erzählen sollen. Die sich vielleicht jetzt belästigt fühlen. Oder unwohl in ihrer Haut. Oder verwirrt. Oder die plötzlich so ein komisches konfuses Ziehen in der Leistengegend spüren, so psychosomatisch, wenn sie, wasweißich, nach der Saunarunde da jetzt plötzlich beim Anblick all der Zumpferl in der Dusche – ZACK! – ganz unwillkürlich den sanften Blick, die langen Wimpern und die schmale, zarte Silhouette des milchig weißen Nackens von der Conchita vor Augen haben. Ich mein, man muss da natürlich schon auch aufpassen, dass das nicht überschwappt, hab ich zur Irmi gesagt. Weil gut, beim Wettsingen das falsche Gewand anziehen, tja, das ist kein großes Ding, das kennen wir von »Charlys Tante« und so, ein Mordshallo, das hat Tradition! Meinetwegen, und da lehn ich mich aus dem Fenster, geht das auch mit den Liveball-Plakaten in Ordnung, mein Gott, das sind halt alles Künstler! Jawohl, ich sag S’ Ihnen ehrlich: Diese Sexbombe mit dem Schniedelwutz ist mir wurscht! Da muss man drüberstehen! Mal unter uns, vor lauter Photoshop hätten’s der armen Frau genausogut ein Einhorn auf die Stirn picken können! Bitte, wer sich daran stört, ist ein verklemmter Kunstbanause! Sie sehen also: Ich bin ein toleranter Zeitgenosse. Österreich ist eine Kulturnation! Da muss man seine Paradiesvögel schon aushalten! Was aber gar nicht geht, sind diese penetranten Neger, Tschuschen und Kanaken in der Ubahn jeden Tag. Ich glaub, die sind alle schwul.