In einer jährlich durchgeführten Studie zum Telekommunikationsmarkt hat BearingPoint gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov das Thema Glasfaserausbau in Österreich betrachtet. Fazit: Um die schleppende Durchdringung zu erhöhen, sollte nicht nur in die Infrastruktur investiert werden, sondern auch in neue Dienste.
Rund 1.000 Haushalte wurden in Österreich zur Akzeptanz und Wechselwilligkeit befragt. 1,9 Millionen Breitbandanschlüsse auf Glasfaserbasis stehen theoretisch in Österreich zur Verfügung. Nur 17 % davon, rund 317.000, werden laut der Regulierungsbehörde RTR tatsächlich genutzt. „Von dem Regierungsziel, Österreich bis 2023 flächendeckend mit Gigabit-Internet zu versorgen, sind wir extrem weit entfernt“, sagt BearingPoint-Partner Jörg Steinbauer. Zwar hätte sich durch die Breitbandmilliarden die Ausbaurate verbessert, die tatsächliche Nutzung von Glasfaseranschlüssen hinke aber hinterher. Steinbauer spricht von einer begrenzten Bereitschaft, einen Aufpreis für eine stärkere Datenleitung zu zahlen.
44 % der Befragten planen auch in naher Zukunft keinen Wechsel auf Glasfaser. Rund zwei Drittel aus dieser Gruppe sind zufrieden mit ihrem aktuellen Anschluss oder ihrem DSL-, Kabel- oder Mobilfunk-Internetanbieter. Ein gutes Viertel empfindet die „Kosten für einen Glasfaseranschluss als zu hoch“ oder man ortet generell ein „schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis“.
Bild: Jörg Steinbauer ist Partner bei dem Strategie- und Digitalisierungsberater BearingPoint in Österreich.
„Aus der Umfrage geht hervor, dass viele noch zu wenig über die Vorteile von Glasfaseranschlüssen Bescheid wissen“, ortet Steinbauer auch große regionale Unterschiede in der Akzeptanz. Während in manchen Gemeinden die Anschlussrate bei mehr als 50 % liegt, bewegt man sich in anderen Orten im einstelligen Bereich.
Es sind digitale Services im Gesundheitsbereich, Streamingdienste oder Gaming, aber vor allem das mobile Arbeiten, die starke Bandbreiten erfordern. Zentral sei nun ein Angebot auf Serviceseite, so der Berater, das den kommerziellen Netzausbau vorantreiben würde. Umgekehrt macht eine geringe Nutzung die Infrastruktur auf den Einzelanschluss gerechnet kostspielig.
„Schweden hat eine hohe Glasfaserdurchdringung. Dort gibt es nicht nur eine enge Zusammenarbeit von Open-Access-Netzwerken mit den Gemeinden, sondern auch massive Investitionen in digitale Services wie lokale Streamingdienste und die Möglichkeit von Videotelefonie etwa im Behördenkontakt“, berichtet Steinbauer. Die volkswirtschaftliche Rechnung für den Aufbau der Netze als Basis für diese Services sieht damit wesentlich besser aus. Nicht in die Infrastruktur allein sollte in Österreich investiert werden, so der Experte, sondern auch in neue Dienste, die erst den Mehrwert für die Nutzung von Glasfaser bringen.