Donnerstag, Dezember 26, 2024

Resilienz für Unternehmen: Veränderungen aktiv gestalten

Globalisierung, Digitalisierung, New Work, Kriege: Die Kette der Herausforderungen, die Unternehmen zu stemmen haben, reißt nicht ab. Um in diesen unsicheren Zeiten nicht nur zu überleben, sondern sogar zu gedeihen, brauchen Organisationen Resilienz. Organisationale Resilienz: Das ist die Widerstandskraft der Unternehmen und der Menschen, die diese Unternehmen ausmachen.

Expertin Prof. Dr. Jutta Heller (www.juttaheller.de) zeigt in diesem Artikel, wie Organisationen Veränderungen aktiv gestalten können und so organisationale Resilienz ins Unternehmen bringen. Sie begleitet Unternehmen, Führungskräfte und Teams bei der Umsetzung von Veränderungsmaßnahmen und unterstützt mit Resilienz-Coachings die „Stehauf-Qualitäten" und ist als Beraterin, Trainerin, Rednerin und Autorin tätig.


Veränderungen aktiv gestalten

Und weil es um die Menschen in den Organisationen geht, sollte die erste Frage immer die nach dem Einflussbereich sein. Ja, Wirtschaft und Gesellschaft durchleben gerade viele Krisen. Und ja, die Politik sollte anders darauf reagieren. Die Frage ist aber: Worauf haben Sie im Unternehmen Einfluss? Was können Sie gestalten? Darauf sollten sich die Menschen in der Organisation konzentrieren und innerhalb dieses Bereichs den bestmöglichen Weg für Ihre Organisation finden. Das ist eine ständige Aufgabe, nicht nur in Krisenzeiten: Auch in ruhigen Phasen oder in Erholungsphasen nach Krisen gibt es wichtige Aspekte, die die organisationale Resilienz stärken. Gerade dann, wenn es gut läuft, sind Kapazitäten frei, um die Organisation präventiv zu stärken.

Organisationen im Krisenzyklus

Im Zyklus aus Krise - Krisenbewältigung – Erholung – Vorbereitung auf kommende Krisen gibt es in jeder Phase besonders wichtige Aspekte:

Abfedern: Die ersten Vorboten einer Krise oder einer Instabilität sind im Unternehmen spürbar und der Fokus liegt auf dem Abfedern. Beispielsweise läuft ein bestimmter Bereich nicht so gut, aber andere Mitarbeiter*innen können einspringen und ausgleichen. Idealerweise sind genug Reserven vorhanden, um personell oder finanziell ausgleichen zu können und die Organisation am Laufen zu halten.

Anpassen: Es treten spürbare Probleme auf, beispielsweise eine längerfristige Unterbrechung der Lieferkette oder neue technologische Entwicklungen, die das Geschäft bedrohen. Die Organisation konzentriert sich darauf, sich an die veränderten Umstände anzupassen und sich weiterzuentwickeln, um mit den Bedingungen Schritt zu halten.

Überleben: Wenn die Krise da ist, geht es ums Ganze: Um das Überleben der Organisation. Hier vorbereitet zu sein, ist kein „nice to have", sondern essentiell. Der Fokus liegt in der Krise auf dem Weiterbestehen der Kernprodukte und -prozesse.

Gedeihen: Die Krise ist überstanden, jetzt geht es darum, nicht einfach weiterzumachen wie zuvor, sondern aus Erfahrungen zu lernen. Es ist der Ideale Moment für einen Rückblick, verbunden mit dem Ausblick in die Zukunft: um Ideen zu entwickeln, wie es die Organisation es besser machen könnte, um Innovation voranzutreiben.

Antizipieren + Reagieren: Nach der Krise ist vor der Krise! Wie können die Mitarbeiter*innen einer Organisation lernen, sich auf Krisen vorzubereiten? Ohne zu wissen, wie die nächste Krise aussehen wird?

Grafik: www.juttaheller.de


9 Stellschlüssel Organisationaler Resilienz

Krisen sind vielfältig, Organisationen sind komplex, jede Organisation muss ihren eigenen Weg finden, mit einer speziellen Krisensituation zurechtzukommen. Die ISO-Norm 22316 zu Organisationaler Resilienz, die im März 2017 verabschiedet wurde, bietet verschiedene Ansatzpunkte an. Sie ist keine starre Vorgabe, die es zu erfüllen gibt, sondern ein flexibles Instrument zur Orientierung, das neun Handlungsfelder identifiziert hat, in denen Unternehmen für die Entwicklung organisationaler Resilienz ansetzen können.

Beispielsweise eine geteilte Vision und klares Ziel, denn eine Unternehmens-Vision sorgt dafür, dass die Mitarbeiter*innen einen Sinn in ihrer Arbeit erkenn. Wenn sie hohes Vertrauen in die Erreichbarkeit der Unternehmens-Ziele haben, stärkt das die Widerstandskraft auch bei Hindernissen und Rückschlägen auf dem Weg zu den Zielen.

Beispielsweise Führungskräfte, die mit effektiver und ermutigender Führung selbstorganisiertes Arbeiten in ihrem Arbeitsumfeld unterstützen und Mitarbeiter*innen zum Lernen aus Erfahrung - aus Erfolgen, Fehlern, Scheitern - ermutigen.

Alle neun Resilienz-Schlüssel und Ideen zur Umsetzung finden Sie in meinem Resilienz-ABC: https://juttaheller.de/resilienz-foerdern/resilienz-abc/definition-organisationale-resilienz/

Organisationale Resilienz ins Unternehmen bringen

Die ISO-Norm hilft dabei, diejenigen Felder zu identifizieren, in denen Sie Einflussmöglichkeiten auf die Resilienz Ihrer Organisation haben. Um Resilienz in Ihre Organisation zu bringen, beginnen Sie mit einem Entscheider*innen-Workshop: Im Workshop werden Stärken und Schwächen analysiert und der Stand der Organisation anhand der neun Schlüssel bewertet, um im Anschluss eine gemeinsame Perspektive zu finden und sich auf die relevanten Stellhebel zu einigen. Im nächsten Schritt können geeignete Maßnahmen beschlossen werden, um die organisationale Resilienz zu stärken – damit Sie gut durch ruhige Zeiten, aber auch durch unvermeidliche Krisen navigieren.  

Bild oben: iStock

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