Unter der Leitung von Wolfgang Kradischnig, CEO Delta, und Steffen Robbi, Geschäftsführer Digital Findet Stadt, haben die IG Lebenszyklus Bau und Digital Findet Stadt einen Leitfaden »Künstliche Intelligenz in der Bau- und Immobilienwirtschaft« erarbeitet. Der Bau & Immobilien Report hat sich den Leitfaden angesehen und präsentiert die wichtigsten Punkte.
Das Wichtigste vorneweg: KI ist gekommen, um zu bleiben. Auch in der Bauwirtschaft gibt es zahllose Anwendungsfälle, selbst wenn die meisten Unternehmen derzeit noch zurückhaltend sind. Egal in welchen Bereichen KI eingesetzt wird, wichtig ist laut Leitfaden, dass sämtliche Entscheidungen und Prozesse weiterhin von Menschen gesteuert werden. KI dürfe nur als unterstützendes Werkzeug gesehen werden. »Der Einsatz von KI kann den Entscheidungsträger nicht ersetzen. Entscheidungen können und sollen nicht an KI delegiert werden, Ergebnisse müssen verifiziert und validiert werden, die Verantwortung bleibt beim Menschen«, so der Leitfaden.
Die KI-Potenziale in der Bauwirtschaft
Aktuell wird KI in den meisten Unternehmen zur Unterstützung im klassischen Büroalltag eingesetzt, um Texte zusammenzufassen, für die Berechnung von Kennzahlen, die Buchhaltung oder das Rechnungswesen. Aber auch in den Kernbereichen der Bauwirtschaft kann KI viele Aufgaben übernehmen. Sie kann Lebenszyklusanalysen und den Vergleich von Immobilien hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit erleichtern. KI kann Daten aus Energieausweisen, Zertifikaten und Energierechnungen extrahieren und für Berichte aufbereiten, was zu präziseren Analysen und einer verbesserten Ressourcennutzung führt. Zudem laufen aktuell einige Forschungsprojekte, die auf die Zustandsbewertung von Bauteilen zur Wiederverwendung oder zum Recycling fokussieren bzw. auf die Entwicklung von Marktplattformen für Sekundärbaustoffe zur Unterstützung der Kreislaufwirtschaft.
Auch in Verbindung mit BIM bietet KI einiges an Potenzial. Sie kann etwa Daten aus den Modellen mit Herstellerangaben und Produktdatenbanken verknüpfen, wodurch durchgängigere Prozesse in der Bauindustrie gefördert und Informationslücken geschlossen werden. »Dies führt zu einer präziseren Material– und Bauteilauswahl und steigert die ökologische Effizienz von Bauprojekten«, sind die Autor*innen überzeugt. In Zukunft werde KI auch generative Vorschläge für Entwurfs– und Planungstätigkeiten auf Basis von BIM–Modellen erstellen können, was die Planungsprozesse weiter optimieren werde. KI ermöglicht auch die automatische Erzeugung nutzbarer Modelle aus Bildaufnahmen oder Punktewolken. »Flächen wie Wände, Decken, Böden, Fenster und Türen können bereits klassifiziert und bewertet werden, wobei Komponenten wie Feuerlöscher und Leuchten noch ein spezifisches Training erfordern«, heißt es im Leitfaden. Trotz notwendiger manueller Nachbearbeitung verbessere KI die Effizienz bei Wohnungsübergaben, Bestandserfassungen und der Dokumentation des Baufortschritts.
KI-Anwendungen heute und morgen
Geht es um den aktuellen Einsatz von KI, setzen 68 der 131 befragten Unternehmen auf Planungsunterstützung. 20 haben KI in diesem Bereich bereits im Einsatz, 48 sind in konkreter Planung. Ebenfalls vorne mit dabei sind Bemessungen, Nachweisführung, Simulationen, Projektmanagement sowie Projektkommunikation.
Befragt nach dem erwarteten Mehrwert, den die KI bringen soll, denken die meisten Unternehmen an Zeit- und Kostenersparnis sowie eine Steigerung der Produktivität.
Lesetipp
Für den Leitfaden »Künstliche Intelligenz in der Bau- und Immobilienwirtschaft« haben die IG Lebenszyklus Bau und Digital Findet Stadt mehr als 40 Expert*innen aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft in einem Projektteam vereint. In monatlich stattfindenden, hybriden Workshops wurde in der Großgruppe an verschiedenen Themen rund um KI und maschinelles Lernen gearbeitet. Zudem wurden 131 Unternehmen zu ihren Erfahrungen, Plänen und Erwartungen in Sachen KI befragt. Der Leitfaden steht auf den Websites der IG Lebenszyklus Bau und Digital Findet Stadt zum kostenlosen Download zur Verfügung.