Im Urlaub auf der faulen Haut herumliegen war gestern: Proaktive Powerworker nutzen den Sommer zur gnadenlosen Selbstoptimierung.
Welche Zeit ist besser für einen ordentlichen Wissensvorsprungsgewinn geeignet als die Urlaubszeit, wenn sich minderleistende Kollegen und Konkurrenten dekadent-faul im Liegestuhl die Schwarte rösten lassen? Powerworker wie wir haben keine Zeit für derartige Sperenzchen! Wer vorankommen will, nutzt den Sommer beinhart zur Selbstoptimierung – wär doch gelacht, wenn wir in fünf Wochen Zeitbonus nicht den entscheidenden Vorteil gegenüber unseren lahmarschigen Kollegen mit ihrer mieselsüchtigen »Work-Life-Balance« rausholen könnten.
Essentiell ist der Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins. Deshalb schreiben wir uns als Erstes in den Sommermonaten an der Kinderuni in allen offenen Vormittagskursen ein und inhalieren täglich das großartige Gefühl, aus der Masse herauszustechen. Das stärkt unser Ego: Ja, wir sind die Größten, ja, wir blicken kalt lächelnd von oben auf unsere Kommilitonen herab, und ja, auch das mit dem Alleine-auf-Toilette-Gehen haben wir im Gegensatz zu unserer Umgebung als eiskalte Profis perfektioniert. Nur wer spürt, dass er aus der Masse herausragt, kann Außergewöhnliches leisten. Ein Tipp: Hochbegabtenklassen vermeiden. Das gibt nur Ärger.
Wer den Karriereturbo will, muss aber sowohl körperlich topfit sein als auch seine Führungsqualitäten trainieren. So stählen wir unsere Physis und üben zugleich unsere natürliche Autorität, indem wir uns nachmittags mit Sonnenbrille, weißem T-Shirt und Trillerpfeife am örtlichen Badeteich als knallharter inoffizieller Recreational Activity Manager versuchen – wer eine Horde präpubertärer Rotzlöffel durch böse Blicke, strategisch geschickt eingesetztes Brüllen und regelmäßige Mid-Term-Reportings an die Erziehungsberechtigten zur Räson bringt, wird sich auch in der größten Firma mühelos durch souveräne Autorität auszeichnen. (Beim Auftauchen offizieller Bademeister empfiehlt sich unauffälliges Abtauchen.)
Erfolgreiche Powerworker wissen jedoch: Selbstbewusstsein und Autorität sind nicht alles. Social Skills sind auf dem Weg nach oben essentiell – vor allem, um unsere Konkurrenten am Arbeitsplatz besser einschätzen zu lernen. Denn während diese irgendwo in Griechenland auf der faulen Haut liegen, analysieren wir ihre Schwächen, suchen auf Facebook und in ihren Mülleimern nach verräterischem Belastungsmaterial und steigen nachts elegant mit Skimütze und Brecheisen in deren verlassene Wohnungen ein, um nach ihrer Rückkehr die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten unauffällig auf derart entdeckte Leichen im Keller verweisen zu können.
Fünf Wochen sollten so gerüstet ausreichen, um unserer Karriere in ungeahnte Höhen zu verhelfen. Worauf warten Sie noch? Urlaub war gestern!