Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklärt Robert Hauser, CEO Doka GmbH, welche neuen Automatisierungslösungen der Doka die Arbeit auf der Baustelle schon jetzt erleichtern, womit in naher Zukunft zu rechnen ist und welche neuen Berufsfelder die Automatisierung schafft.
Trotz der aktuell schwierigen Lage am Bau bleibt der Fachkräftemangel weiter eine große Herausforderung für die Branche. Auch das Thema Effizienzsteigerung beschäftigt die Branche intensiv. Welchen Beitrag können Automatisierungslösungen bei diesen Herausforderungen leisten?
Robert Hauser: Automatisierung und Digitalisierung sind zweifellos zentrale Hebel, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Roboter übernehmen körperlich anstrengende und hochrepetitive Tätigkeiten, etwa mühsame Überkopfarbeiten wie das Schalen von Decken. Solche Aufgaben können heute mit automatisierten Systemen sicher und effizient vom Boden aus gesteuert werden. Das reduziert Unfallrisiken erheblich, verbessert die Arbeitsbedingungen – Stichwort Ergonomie – und steigert gleichzeitig die Produktivität auf der Baustelle.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wo Automatisierung bereits erfolgreich eingesetzt wird?
Hauser: Ein anschauliches Beispiel ist der Tunnelbau. Hier kommen Sensortechnologien zum Einsatz, die es ermöglichen, die Schalungswägen präzise zu steuern und in Echtzeit zu überwachen. Die Integration solcher Technologien erlaubt es, Bewegungen der Schalungseinheiten mithilfe zentraler Steuereinheiten zu automatisieren. So kann ein Schalungswagen mit nur ein bis zwei Fachkräften betrieben werden, anstatt wie bisher mit fünf oder sechs Personen. Diese zusätzlichen Arbeitskräfte sind in Zeiten des Fachkräftemangels oft gar nicht verfügbar. Automatisierung stellt also sicher, dass Projekte trotzdem effizient und termingerecht realisiert werden können. Gleichzeitig entstehen durch Automatisierung und Digitalisierung neue Berufsfelder und Qualifizierungswege für die Baubranche. Die Bedienung moderner Maschinen und Roboter macht die Branche gerade für junge Menschen attraktiver, da sie von traditionellen, körperlich belastenden Aufgaben hin zu technikgestützten Tätigkeiten übergeht. Das ist ein entscheidender Faktor, um die Bauindustrie langfristig wettbewerbsfähig zu halten und dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Häufig werden Automatisierungslösungen mit Fabriken und Vorfertigung in Verbindung gebracht. Was kann auf der Baustelle automatisiert werden?
Hauser: Auch auf der Baustelle gibt es viele Ansätze, durch Automatisierung traditionelle Arbeitsweisen effizienter und sicherer zu gestalten. Ein Beispiel ist die Vorfertigung direkt vor Ort. Hier arbeiten wir an Konzepten, die das Prinzip der Fließbandarbeit, wie wir es aus der Fabrik kennen, auf die Baustelle übertragen. Durch eine strukturierte Vorfertigung von Schalungseinheiten direkt neben der Baustelle können Arbeitsprozesse standardisiert, Materialflüsse optimiert und Fehler minimiert werden.
In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial? Was sind realistische Lösungen?
Hauser: Das größte Potenzial liegt derzeit in der Automatisierung von sich wiederholbaren, zeitintensiven Prozessen wie der Montage und Positionierung von Schalungselementen. Dabei geht es nicht darum, manuelle Arbeit vollständig zu ersetzen, sondern bestehende Abläufe durch teilautomatisierte Systeme gezielt zu optimieren. Realistische Lösungen kombinieren Automatisierung mit digitalen Technologien wie Echtzeitdatenanalyse oder sensorgestützten Systemen. Diese verbessern nicht nur die Prozessgenauigkeit, sondern auch die Sicherheit. Vollständig autonome Baustellen sind noch Zukunftsmusik. Der Fokus liegt daher auf hybriden Ansätzen: Automatisierte oder teilautomatisierte Systeme kombiniert mit dem Wissen von Fachkräften.
Die Doka steckt viel Geld in Forschung & Entwicklung. Ein Ergebnis dieser Investitionen ist der DokaXbot Lift, der auch für den renommierten bauma Innovationspreis 2025 in der Kategorie Digitalisierung nominiert wurde. Was kann der Doka-Roboter, was andere vergleichbare Lösungen nicht können?
Hauser: Zunächst ist die Nominierung eine tolle Anerkennung für unser Team und zeigt, dass wir mit dem DokaXbot Lift einen echten Gamechanger entwickelt haben. Der Roboter kombiniert Präzision, Sicherheit und Effizienz in einer intuitiv bedienbaren Lösung. Gesteuert wird er sicher vom Boden aus – per Fernbedienung oder Deichsel. Nach der manuellen Grobpositionierung hebt er DokaXdek-Elemente mit Deckenstütze und Auflagerkopf auf die voreingestellte Höhe und positioniert sie mit automatischer Feinjustierung. Dabei gleicht er Bodenunebenheiten aus und ermöglicht auch bei anspruchsvollen Einsätzen bis zu einer Höhe von 5,7 Meter eine präzise Platzierung. Neben der ergonomischen Entlastung verkürzt der DokaXbot Lift die Einschalzeiten deutlich und macht die Arbeitsprozesse effizienter.
Wie reagieren Ihre Kunden auf Lösungen wie den DokaXbot Lift? Welche Vorbehalte gibt es, die Sie ausräumen müssen?
Hauser: Überwiegend positiv! Unsere Kunden schätzen den Mehrwert solcher Technologien, insbesondere hinsichtlich der Steigerung von Effizienz und Sicherheit. Vorbehalte gibt es meist bei den Investitionskosten und der Integration in bestehende Prozesse. Hier setzen wir gezielt an: Mit unserem Mietmodell für den DokaXbot Lift machen wir den Einstieg in moderne Technologien so einfach und zugänglich wie möglich. Zusätzlich bietet die Fernwartung durch unsere Doka-Spezialistinnen und -spezialisten eine zuverlässige Unterstützung direkt vor Ort. Unsere Erfahrung zeigt aber auch, dass eine klare Kommunikation der Vorteile ebenso wesentlich zur Akzeptanz beiträgt. Genau deshalb freuen wir uns auch, unseren DokaXbot Lift auf der bauma 2025 präsentieren zu können – eine perfekte Gelegenheit für alle, die unsere Innovationen live erleben möchten.
Doka ist auf Baustellen weltweit aktiv. Gibt es Unterschiede im Automatisierungsgrad der Baustellen? Was kann Österreich oder Europa von anderen Teilen der Welt lernen?
Hauser: Automatisierungsgrade variieren weltweit erheblich und spiegeln die regionalen unterschiedlichen Prioritäten wider. In Europa treiben Faktoren wie Fachkräftemangel, hohe Lohnkosten sowie strenge Sicherheits- und Nachhaltigkeitsstandards die Automatisierung maßgeblich voran. Diese Rahmenbedingungen fördern die Einführung moderner Technologien, um Baustellen effizienter und sicherer zu gestalten. Europa nimmt hierbei eine Vorreiterrolle ein, da der Optimierungsdruck im Vergleich zu anderen Regionen besonders hoch ist. Mit Lösungen wie dem DokaXbot Lift tragen wir dazu bei, Kosten zu optimieren und unsere Kundinnen und Kunden bei der Effizienzsteigerung zu unterstützen.
Woran wird bei der Doka im Bereich Digitalisierung und Automatisierung aktuell geforscht?
Hauser: Wie die erwähnten Beispiele zeigen, treiben wir die digitale Transformation und Automatisierung von Prozessen konsequent voran. Wir entwickeln auch unsere sensorbasierten Lösungen kontinuierlich weiter, um Bauprozesse effizienter und präziser zu machen. Ein aktuelles Beispiel ist DokaXact, das heuer in Österreich auf den Markt gebracht wurde. Es liefert Echtzeitdaten, die Bauteams bei wichtigen täglichen Entscheidungen während des gesamten Bauzyklus unterstützen, und ermöglicht so eine präzisere Planung, Steuerung und die zuverlässige Einhaltung von Taktzeiten. Parallel arbeiten wir an Innovationen wie intelligent beheizbaren Schalungen, die den Einsatz von CO₂-reduzierten Betonmischungen fördern und damit einen wichtigen Beitrag zu einer klimafreundlicheren Bauweise leisten.
DokaXbot Lift
Der bauma Innovationspreis würdigt Forschungs- und Entwicklungsteams, die mit praxistauglicher Spitzentechnik die Bau-, Baustoff-, Baumaschinen- und Miningindustrie nachhaltig prägen und dabei Ressourcen, Umwelt und Menschen im Blick haben. Unter zahlreichen Einreichungen haben es 13 Projekte in das »Finale« geschafft, darunter auch der DokaXbot Lift. Die Preisverleihung erfolgt auf der bauma im April.
Kategorie: Digitalisierung
Automatisierungspotenzial: Transformiert die Deckenschalung durch automatisierte Positionierung von Elementen bis zu 5,7 m Höhe.
System-Durchlässigkeit: Nahtlose Integration in die DokaXdek-Deckenschalungs-Familie für standardisierte Prozesse.
Nutzen für den Anwender: Bedienung vom Boden aus, minimiert körperliche Belastung, reduziert risikoreiche Überkopfarbeiten und verbessert die Sicherheit der Arbeitskräfte.
Wirtschaftliches Potenzial: Verkürzt Einschalzeiten, spart Kosten und steigert die Produktivität bauausführender Unternehmen.