Samstag, Dezember 21, 2024
 Serviceroboter im Einsatz
Roboter für die Reinigung gerade großer Flächen kommen im AKH in Wien zum Einsatz. (Bilder: Dussmann, fotobyhofer)

Über Automatisierung und Service-Robots im Facility Management und Gastro-Bereich spricht Peter Edelmayer, CEO von Dussmann Austria.


Welche neuen Möglichkeiten bietet Automatisierung für Services im Facility-Management und im Gastro-Bereich? Auf welche Innovationen setzt Dussmann hierbei?

Peter Edelmayer: Mit unserem Fokus auf Innovation, Digitalisierung und Technologie entwickeln wir maßgeschneiderte Konzepte und Lösungen, nah am Kunden und dessen branchen-spezifischen Anforderungen. Das Ergebnis sind häufig Speziallösungen, die es sonst so nicht auf dem Markt gibt wie zum Beispiel ein App-gesteuerter Roboter für schwer erreichbare Fensterflächen.

In unserer Branche müssen wir auf technische Lösungen bauen, um Personalproblemen vorzubeugen. Daher sind solche Technologien für die Zukunft unserer Branche – und da diese systemrelevant ist – auch für das Funktionieren unserer Wirtschaft überlebensnotwendig.

In der Reinigung setzen wir bei großen Flächen auf Reinigungsroboter. Zwei sind in der HTL Villach und im Universitätsklinikum AKH Wien im Einsatz. In Österreichs größtem Krankenhaus ist es das erste Mal, dass ein Reinigungsroboter genutzt wird. Auf Ebene 8 reinigt er jeden Werktag ab 16 Uhr die öffentlichen Gangflächen. In der HTL Villach fährt ein Reinigungsroboter jeden Tag in zirka fünf bis sechs Stunden rund 4.000 Quadratmeter ab.

Auch im Sicherheitsdienst übernehmen digitale Tools bereits eine Vielzahl an Aufgaben und erhöhen aufgrund ihrer Genauigkeit das Sicherheitsniveau. Bei der mobilen Videoüberwachung und Arealsicherung erfassen virtuelle Sensorzäune und High-Speed Domekameras zuverlässig unbefugtes Eindringen. Unterstützt von Drohnen sind diese Systeme bestens geeignet für unübersichtliche Objekte oder Objekte, deren Umgebung sich permanent verändert. Damit lassen sich die Kosten für die Sicherheit um bis zu 60 Prozent senken – sie bieten neben vollem Schutz auch hohe Wirtschaftlichkeit. Ebenso kommen verstärkt Aufklärungs-Drohnen im Sicherheitsdienst zum Einsatz.

Im Food Service setzen wir unter anderem bei Kassensystemen auf Digitalisierung. Gemeinsam ist ihnen, dass durch die vollautomatische Bezahlung die Fehler-Quote gegenüber händischer Verrechnung reduziert wird und pro Stunde können mehr Kassiervorgänge erfolgen wie bei einer herkömmlichen Kassa. Sie wirken auch dem Personalmangel entgegen, wir können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für anderen Aufgaben einsetzen. Und nicht zuletzt bleibt unseren Gästen mehr Zeit für entspanntes Essen.

Das „sehende“ Kassensystem visioncheckout der auvisus GmbH ermöglicht einen voll autonomen und berührungslosen Kassiervorgang. Mit einer Kamera und einer KI-basierten Software erkennt das System alle Gerichte auf dem Tablett. Seine hohe Zuverlässigkeit und den Zeitgewinn für die Gäste hat es bereits im Dussmann-Betriebsrestaurant der Treibacher Industrie AG in Kärnten unter Beweis gestellt.

Bei der Lösung E-plate wird auf Basis der RFID-Technik die Bezahlung von Speisen und Getränken über einen im Geschirr eingebauten Chip automatisch möglich.

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Bild:  Peter Edelmayer ist CEO von Dussmann in Österreich. Dussmann ist ein Spezialist für Facility Management und Dienstleistungen für Gastro.


Warum kommen Serviceroboter bei Ihren Unternehmenskunden zum Einsatz? Was sind die Argumente?

Edelmayer: Digitale und automatisierte Lösungen, die wir zum Einsatz bringen, sollen immer einen Mehrwert wie gesteigerte Effizienz, sparsamen Umgang mit Ressourcen oder Entlastung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewirken. Servierroboter können das Servicepersonal nicht vollständig ersetzen. Sie sind jedoch eine gute Ergänzung, mit der wir der Personalknappheit begegnen können. Denn sie ergänzen und optimieren das Service und spielen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Routinetätigkeiten frei, damit diese mehr Zeit haben sich den Gästen persönlich zu widmen.

Der Servierroboter, den wir einsetzen, hat ein benutzerfreundliches Design und autonomes Bewegungssystem. Er serviert unseren Gästen erfrischendes Wasser. Mit einer Betriebsdauer von 12 bis 15 Stunden pro Ladezyklus können bei jeder Route bis zu vier Tabletts serviert werden. Durch seine intelligente Objektregistrierung erkennt und vermeidet er Hindernisse automatisch. Das nach vorne gerichtete Laserradar ("Lidar") ermöglicht ihm effizient und sicher den richtigen Weg zu finden. Weiters verfügt er über Radar, Kollisions- und Infrarotsensoren sowie mehrere Kameras. Er stellt sich etwa automatisch auf Bodenneigungen ein und passt die Geschwindigkeit je nach Wunsch situativ an. Lässt die Batterie nach oder wechselt der Roboter in den Standby-Modus, bewegt er sich selbständig zur Ladestation. Um die Privatsphäre zu gewährleisten, erfüllt er darüber hinaus sämtliche Datenschutzkriterien.

Wie kann eine Gesamtkostenrechnung bei einer Investition dazu aussehen?

Edelmayer: Bei beiden Kassensystemen gelingt der ROI bereits nach einem Jahr. Noch besser sieht es bei Servierrobotern aus, die sich als Mietmodelle bereits ab dem ersten Monat rechnen.

Auf welche nicht-technischen Herausforderungen kann der Einsatz von Automatisierung im Servicebereich stoßen - etwa bei selbstfahrenden Maschinen?

Edelmayer: Die größte Herausforderung ist die Skepsis gegenüber diesen Lösungen, der wir hier und da begegnen. Wir nehmen uns Zeit für Gespräche, um über die Vorteile und auch die erfolgreichen Einsätze von zum Beispiel selbstfahrenden Maschinen bei unseren Kunden zu informieren. Die Mehrheit unserer Kunden schätzt jedoch die Innovationen, die wir immer nur nach vorheriger, eingehender Prüfung einsetzen.

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Bild: Der Servierroboter "Water Lou" navigiert mittels Radar, Kollisions- und Infrarotsensoren sowie Kameras.

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