Wer attraktiv, jung, erfolgreich und männlich ist, hat’s schwer in Österreich. Schade, dass sich niemand für diese benachteiligte Minderheit einsetzt. Eine Empörung von Rainer Sigl.
Ich sag’s, wie es ist: Manche Menschen haben’s leichter als andere, sind auf der Butterseite des Lebens gelandet, mit dem silbernen Löffel im Mund geboren und haben in der Geburtslotterie das große Los gezogen. Andere hingegen müssen sich quälen, werden mit Argusaugen beobachtet, von vorn bis hinten drangsaliert, sabotiert und kleingehalten, dass einem als unbeteiligtem Beobachter das Wasser in die Augen steigt.
Dabei: Was können diese Verdammten der Erde dafür, dass sie halt ihr Binkerl zu tragen haben? Dass sie eben nicht dem schicken Tugendterror-Kriterienkatalog aus Wokistan entsprechen? Dass sie halt keine multipel traumatisierten atheistisch-sufistisch-hinduistischen LGBTQIA+++-Non-Binary-Persons-of-Color mit Handicap, Migrationsbiografie und abgebrochenem Studium in radikalfeministischer Marxismussoziologie und Flüchtlingszeugnis von der Caritas sind - sondern halt einfach junge, weiße, erfolgreiche, g’standene heterosexuelle Mannsbilder von hier? Dann ist man nämlich der Feind! Jawohl!
Aber das darf man ja heute gar nicht mehr sagen, sonst wird man gecancelt, dass es nur so twittert, mein Lieber! Ehrlich, es ist zum Verzweifeln, als grundnormaler Mensch, mit absolut normalem Gerechtigkeitsempfinden und einer aber sowas von normalen tiefgehenden, natürlichen und gottgewollten Bewunderung für junge, fesche, erfolgreiche Männer mit originellen Gelfrisuren und kecken Musketierbärtchen! Was kann, zum Beispiel, ein cleverer Immobilienfuchs aus einfachen Verhältnissen dafür, dass er irgendwann halt den Überblick über ein europaweites Milliardenimperium an komplexen und komplizierten Firmenkonstruktionen zwischen Oberlech und Hamburg kurz aus den Augen verliert? Oder, anderes Beispiel, warum kann es sein, dass einem als einfachem Waldviertler-Meidlinger Maturanten, der unversehens von der Begeisterungswelle einer konservativ-religiösen Erweckungsbewegung in höchste Ämter des Staates gespült wird, aus purer Missgunst ein juristischer Strick aus ein paar verblödelten WhatsApp-Emojis gedreht wird? Dass einer, der objektiv betrachtet halt wirklich zu schön, zu intelligent und zu erfolgreich ist, nicht und nicht in Ruhe gelassen wird, bis ihm die Existenz partout in Millionen Kristallscherben zerbröselt?
Jaha, solang so einer was ist, sind sie da - die missgünstigen Seitenblicke-Aasgeier-Neidgesellschaftslöwen, oder sollt ich besser sagen: Hyänen! Aber kaum kommt ein bissl was ins Rutschen, kaum schaut es eine Millisekunde nicht so super aus - zack! Justiz-Keule! Zack! Medienhetze! Zack! Politische Verfolgung! Durch den Gutmenschenspießrutenlauf gescheucht wie ein waidwundes Rehkitz!
Ich sag’s Ihnen: Irgendwann werden sich diese Benachteiligten zusammentun und das beschämende Stigma abstreifen, jung, fesch, männlich und erfolgreich zu sein. Weil: Sie haben nix zu verlieren. Außer ihre Ketten.