Der Sommerurlaub bietet nicht nur Erholung, sondern auch die einmalige Gelegenheit, bereichert heimzukehren. Ein Sommertipp von Rainer Sigl.
Übers Urlaubsbudget müssen Sie sich dieses Jahr einfach keine Gedanken machen. Im Gegenteil: Freuen Sie sich darauf, dass Sie heuer im Ausland so richtig fett sparen werden. Also, nicht gerade bei den Hotel-, Flug- oder Campingplatzpreisen, bei Restaurant-, Bar- oder Gelateriabesuchen; die sind allesamt leider dieses Jahr so kostspielig, dass Sie Ihrem Bankberater lieber die Wochen danach nicht persönlich begegnen wollen.
Das ist aber egal, denn: Die wunderbare Leichtigkeit des Shoppings zu unverschämt günstigen Preisen wie damals, bei uns vor zehn, zwanzig Monaten, wird Sie dafür garantiert in allen Supermärkten jenseits der Republikgrenzen übermannen; eine national geteilte Freude, die wir Österreicherinnen und Österreicher exklusiv dem wackeren Wirken unserer Bundesregierung im Kampf gegen die Inflation zu verdanken haben. Obwohl »gegen« in diesem Kontext vielleicht nicht das richtige Wort ist.
Freudig zur Kassa
Egal, jedenfalls: Jeder Supermarkt in Sopron, Udine oder Passau, jede Tankstelle in Caorle, Marbella oder Rovinj wird im Urlaub zum Ort der kindlichen Begeisterung, jeder Einkauf dort wird Ihnen das Gefühl geben, dass die Urlaubszeit eine der Leichtigkeit ist, eine, in der man sich den Apfel UND die Schokolade gönnen darf, weil: Was kost’ die Welt! Ja, beim Wandern durch neonlichterhellte Gänge voller alimentari, povrće, gyümölcszöldség, légumes oder konzervy können Sie sich des Privilegs des Österreichertums so richtig bewusst werden: Kaum eine andere Nation schreitet im Urlaub derart freudestrahlend zur Kassa, zahlt für übervolle Einkaufswagerln im Ausland den netschigen Gegenwert zweier Leberkassemmerln und liest sich abends mit Lachtränen in den Augen Supermarktrechnungen vor! Die dankbaren, staunenden Kindergesichter, wenn an der Kassa doch noch ein Kaugummi drin ist – unbezahlbar! Ja, die Zeit des Urlaubs ist eine Zeit, in der wertvolle, schöne Erinnerungen entstehen.
Souvenirjäger bauen für die Heimkehr mit Zwischenstopps an diversen Hyper-Mercatos, Carrefours und Autogrills vor, füllen Kofferräume, Wohnwagen oder Dachboxen mit Pasta, Konserven, Dauergemüsen, Gewürzen oder sonstigen haltbaren Lebensmittelkostbarkeiten, weil: Von Urlaubserinnerungen zehrt man buchstäblich das ganze restliche Jahr. Besonders ferial Motivierte fahren beim IKEA in Grenznähe vorbei und sparen sich beim simplen Einkauf von Ivar, Billy und Landskrona locker die eine oder andere Bungalow-Woche wieder rein; Gerüchten zufolge wuchert an dem ein oder anderen Kärntner Autobahnparkplatz längst der wilde Handel mit Kallax, Baggebo und Hästviskare. Aber ehrlich währt am längsten! Zumindest wenn man kein internationaler Konzern ist.
Man kehrt heim, fühlt sich bereichert und erträgt das schon gewohnte Schicksal, den hiesigen Einkauf wieder mit dem dumpfen Gefühl existenzieller Angst begehen zu müssen, mit neuer Kraft, neuer Würde und neuer Zuversicht. Ja, es ist halt einfach gut, Bürger, Bürgerin dieses Landes zu sein. Besonders, wenn man es hin und wieder auch mal verlässt. Schönen Sommer!