Sonntag, Dezember 22, 2024
Demnach ist zwar die Zahl der Gesamtinsolvenzen in den vergangenen neun Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht von 3.881 auf 4.039 gestiegen. Aber sowohl bei den geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten als auch bei der Zahl der betroffenen Dienstnehmer wurden die Vorjahresmarken nicht erreicht.

So sind die Gesamtverbindlichkeiten der Pleite gegangenen Unternehmen in den vergangenen drei Quartalen um 3,6 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro zurückgegangen, die Zahl der von den Firmenzusammenbrüchen betroffenen Dienstnehmer sank um neun Prozent auf 19.100. Würde man die Libro-Pleite herausrechnen, die schon in der Insolvenzstatistik 2001 aufgeschienen ist, so lägen die Passiva 2002 gar 15 Prozent und die Zahl der Dienstnehmer sogar um 20 Prozent unter den Vorjahreszahlen, schreibt der KSV.

Neben Libro wurden von Q1 bis Q3 an Großinsolvenzen die Pleiten der Grazer AE Energietechnik, der Cybertron Telekom, des Wiener Immobilienentwicklers Alaa Abouelenin, der KPNQWest Austria Gruppe sowie der Speditionsfirma Incontrans verzeichnet. Für die Zukunft erwartet der KSV eher positive Effekte aus der Hochwasserkatastrophe, durch die ca. vier Mrd. Euro Soforthilfe ausgeschüttet worden sind, was einen - wenn auch kleinen - Impuls für die österreichische Wirtschaft darstelle.

Die Kaufzurückhaltung der Konsumenten nach der Euroeinführung sollte sich nach Ansicht der Kreditschützer ebenfalls wieder legen. Allerdings sei dies noch kein Grund für Euphorie, schreibt der KSV: "Erfahrungsgemäß sind es die Monate Oktober und November, die immer reiche Ernte unter den österreichischen Unternehmen halten." Daher müsse österreich erst über die Runden kommen, um ein abschließendes Urteil zum Insolvenzverlauf 2002 geben zu können.

Die Deutsche Börse hat ein neues Konzept für die Segmentierung des Aktienmarktes an der Frankfurter Wertpapierbörse vorgestellt, das im Kern eine Zweiteilung des Gesamtmarktes in zwei Segmente mit unterschiedlichen Transparenzstandards sowie ein neues sektorales Indexkonzept vorsieht.

Als Börsenzulassungssegmente will die Deutsche Börse künftig "Domestic Standard" mit gesetzlichen Mindesttransparenzanforderungen von "Prime Standard" mit zusätzlichen, international üblichen Transparenzanforderungen unterscheiden. Die Zusatzanforderungen für das Premium-Segment seien Quartalsberichte, internationale Rechnungslegungsstandards (IAS oder US-GAAP), Vorlage eines Unternehmenskalenders, mindestens eine Analystenkonferenz pro Jahr sowie Ad-hoc-Mitteilungen und laufende Berichterstattung in englischer Sprache.

Damit ersetzt Prime Standard aus regulatorischer Sicht auch die bestehenden Handelssegmente Neuer Markt und SMAX, die spätestens Ende 2003 vollständig eingestellt werden sollen. Zielgruppe für Domestic Standard sind Emittenten mit eher nationaler Ausrichtung, während Prime Standard den Emittenten den Zugang zum internationalen Kapitalmarkt öffnen soll, so die Deutsche Börse weiter. Die größten Unternehmen dieses Segments sollen wie bisher im DAX zusammengefasst werden. Small Caps und Mid Caps werden nach Branchen zu zwei Gruppen zusammengefasst: Zum einen die eher klassischen Branchen, die derzeit in MDAX und SDAX gelistet sind, zum anderen die Technologiebranchen wie etwa im NEMAX. "Wir wollen unsere Märkte zukünftig konsequent nach den Bedürfnissen der Investoren organisieren", so Volker Potthoff, für den Kassamarkt verantwortlicher Vorstand der Deutschen Börse.

Die Deutsche Börse hatte den Neuen Markt im April 1997 als Segment für Wachstums- und Technologiewerte ins Leben gerufen. In der Boomphase der New Economy zählte das Segment über 350 Unternehmen. Seit gut zwei Jahren macht der Neue Markt jedoch vor allem Schlagzeilen wegen der dramatischen Kurseinbrüche sowie Bilanz- und Kursmanipulationen bei einzelnen Gesellschaften. Versuche der Deutschen Börse, das Vertrauen der Anleger durch schärfere Auflagen wie die Verpflichtung zur Veröffentlichung von Quartalsberichten und den Ausschluss so genannter Pennystocks zurück zu gewinnen, brachten keine greifbaren Ergebnisse.

Nokia will noch Q4 sein Handy verschiedenen Netzbetreibern für Kompatibilitätstests überlassen. Die Markteinführung des Geräts ist für das erste Halbjahr 2003 geplant. Das Mobiltelefon wurde zum Start der UMTS-Services des finnischen Mobilfunkanbieters Sonera präsentiert.

Das technische Design des neuen Nokia 6650 basiert auf einer Lösung, die GSM- und WCDMA-Technologie in einem Schaltkreis vereinigt. Damit sollen lange Sprechzeiten (bis zu 2 Stunden und 20 Minuten bei WCDMA und bis zu 2 Stunden und 40 Minuten bei GSM) sowie eine Stand-by-Zeit von bis zu 14 Tagen ermöglicht werden. über UMTS- oder WCDMA-Technologie (Wideband Code Division Multiple Access) kann das Handy mehrere Verbindungen gleichzeitig aufbauen und verschiedene Funktionen gleichzeitig nutzen.

Nokia hat das 6650 mit einem großen Farbdisplay ausgestattet. Zusätzlich verfügt das Gerät über eine integrierte Kamera und Bluetooth. Neben Fotos kann man Videoclips in einer Länge von bis zu 20 Sekunden und in 4.096 Farben aufnehmen. Diese können auf dem Nokia 6650 betrachtet und gespeichert oder als MMS-Nachricht an andere kompatible Geräte oder Mail-Adressen versendet werden. Die Kamera wird durch öffnen der Linsenabdeckung aktiviert.

Nokia liefert mit dem 6550 seine Software Nokia PC Suite. Damit lassen sich Multimedia-Inhalte vom Mobiltelefon auf den PC übertragen und bearbeiten. Persönliche Daten, wie beispielsweise Kalender- und Kontakteinträge, können ebenfalls zwischen Mobiltelefon und PC synchronisiert werden. Das Nokia 6650 unterstützt WAP 1.2.1, GPRS und MIDP Java 1.0 für das Herunterladen von zusätzlichen Applikationen. Darüber hinaus verfügt das Nokia 6650 über polyphone Klingeltöne, eine elektronische Brieftasche zur Durchführung mobiler Transaktionen und ermöglicht den Datenaustausch via USB, Bluetooth und Infrarot. Das Nokia 6650 wiegt 141 Gramm und verfügt über einen Speicher von 7 MB.

Wir sind die ersten, die mit UMTS starten" - die Behauptung ist nicht neu und wurde schon von vielen Mobilfunkern geäußert (Stichwort: Isle of Men). Nun hat mobilkom-Boss Boris Nemsic ebenfalls einen Platz in der überfüllten ersten Reihe beansprucht.

Mit einer kleinen Zahl von Friendly Usern soll zum Herbstbeginn der UMTS-Betrieb in allen Landeshauptstädten aufgenommen werden - und das, obwohl das FMK immer behauptet, mit den Salzburger Grenzwerten sei gar kein UMTS möglich und der Stadt ein 3G-Boykott drohe (was für den Start auch gilt, für die Zukunft will Boris Nemsic die Salzburger aber nicht ausschließen).

Geht es nach den Mitbewerbern, dann hat mobilkom aber ohnehin ganz andere Sorgen: kaum vorhandene Endgeräte. Wobei sich die kleine mobilkom in bester Gesellschaft befindet, denn selbst "Mobilfunk-Gigant" Vodafone hat seine liebe Not mit den 3G-Handys, was kürzlich erst zu einer deftigen Verstimmung zwischen Chris Gent und den Endgeräteherstellern führte. Nokia hat jedenfalls für den 26. September die ersten UMTS-Endgeräte angekündigt, während Ericsson gerade neue Handys vorstellte, von denen aber keines 3G-tauglich ist.

Dass aufgrund des Handymangels nur ein paar Freindly User ausgestattet werden können, hat laut tele.ring-Sprecher Walter Sattlberger aber auch seine Vorteile für A1: "Das Netz ist praktisch leer, dadurch können auch höhere übertragungsraten realisiert werden, als das im Echtbetrieb der Fall wäre."

Die Strabag AG hat die Strassenbausparte der Holzmann-Tochter Deutsche Asphalt erworben. Dies gab Strabag-CEO Hans Peter Haselsteiner am 26. September im Klub der Wirtschaftspublizisten bekannt. Rund 2000 Mitarbeiter und ein Umsatz von 150 Millionen Euro wandern damit ins Strabag-Reich. Zum Kaufpreis war Haselsteiner nur ein "natürlich ist Cash geflossen" zu entlocken. "Die Asphalt war bislang einer der großen Mitbewerber in Deutschland und einer von drei Anbietern, die in Deutschland flächendeckend tätig sind", erklärte Haselsteiner die Bedeutung des Deals.

Im Bereich Strabag-Strassenbau sind nun insgesamt rund 6.000 Mitarbeiter tätig, womit die Strabag seine Marktführerschaft auf fünf bis sechs Prozent des Gesamtvolumens deutlich ausbaut. In österreich liegt der Anteil der Strabag laut Haselsteiner bei 18 bis 20 Prozent, in Ungarn bei 30 Prozent. Die Differenz erklärt der Strabag-Chef mit der unterschiedlichen Struktur in der Bauwirtschaft. Er ist der Ansicht, dass Deutschland die hierzulande weit gehend abgeschlossenen Konsolidierung noch vor sich hat. Er schätzt, dass in Deutschland in den kommenden zwei Jahren bis zu 1.500 Unternehmen in Konkurs gehen werden. Dies sei keine spektakuläre Pleitenwelle sondern ein kontinuierlicher Vorgang dem eben so viele Neugründungen gegenüberstehen. Einer firmeninternen Untersuchung zufolge rangiert die Strabag AG im europäischen Ranking nach Bauleistung an 6. Stelle. Ohne die Umsätze, die potente Mitbewerber in den USA und Australien erzielen will er seinen Konzern an dritter oder vierter Stelle gereiht wissen.

Was den Markt insgesamt betrifft beklagt Haselsteiner die schwierige Situation in österreich und Deutschland: "Wir haben im Verhältnis zu unserem Risiko zu geringe Margen", meint der Manager. Sein Unternehmen habe bereits reagiert und die Bautätigkeit um 20 bis 25 Prozent zurückgefahren. Nun seien die potenten Mitbewerber "MAU" (Mayreder-Alpine-Universale) und die Porr AG gefordert den Blick auf Ergebnisse und nicht auf Umsätze zu fokussieren. Als "das Skurillste überhaupt" bezeichnete Haselsteiner die Kurssprünge der Aktien von Baufirmen nach dem Hochwasser. Wenig begeistert zeigt sich der Bau-Tycoon vom eben erst verabschiedeten Reverse Charge System, das den Umsatzsteuerbetrug eindämmen soll. "Die getroffene Lösung ist halbherzig, sinnvoll wäre es gewesen die Mehrwertsteuer nur mehr beim Endverbraucher einzuheben", meint Haselsteiner. Was die viel gepriesenen Publich-Private-Partnership-Modelle betriftt ist der Strabag-Boss skeptisch. "Eine Grundvoraussetzung ist, dass PPP nicht ein politisches Schlagwort bleibt, sondern auch im Beamtenapparat durchgesetzt wird. Die logische Konsequenz aus seiner Sicht: "Ganze Landesbaudirektionen müssten entvölkert werden".

Vor allem der automatisierten Fabriksteuerung (Machine-to-machine communication) und der Außendienstler-Bewirtschaftung räumen die T-Gesellschaften hohes Potential ein. "Wichtig ist, dass wir nicht bei der Email-Integration steckenbleiben, sondern echt live verbunden sind", erklärt T-Systems-Bereichsleiter Wolfgang Rohringer. "Dass ich unterwegs Emails lesen kann, vielleicht soll und irgendwann einmal sogar muss, halte ich persönlich für ein Horrorszenario. Ich möchte aber uneingeschränkt auf die EDV meiner Firma zugreifen können."

Die entsprechenden Werkzeuge für den Benutzer versucht T-Mobile-Trendscout Harald Stadlbauer auf den Markt zu bringen. "Wir sehen die Zurverfügungstellung geeigneter eigenentwickelter Hardware durchaus aus wesentliches Element in unserer Wertschöpfungskette", sagt er mit Bezug auf den seit wenigen Tagen lieferfähigen PocketPC "MDA", der bei gewohnter Größe und Gewicht ein vollwertiges GSM-GPRS-Telefon bereits inkludiert hat (bei Markenprodukten verdoppeln sich Dicke und Gewicht durch ansteckbare GPRS-Rucksäcke). Mit der sicheren Datenlösung "IP-VPN" sei das Fundament gelegt, auf dem zum Beispiel im Industriebau mehrere Gewerke oder Subunternehmer vor Ort Daten austauschen und ihren Systemen mitteilen, wer wem warum was verrechnen werde.

Als prominentes M2M-Exempel lässt sich das Kühlwagen-Tracking der DB Cargo erwähnen.

Erwartungsgemäß hat die Austria Gas Clearing and Settlement GmbH (AGCS) die Konzession für die Abrechnung der Ausgleichsenergie in der Regelzone Ost des österreichischen Gasmarkts erhalten. Sie hatte sich als einziger Bewerber um diese Aufgabe bemüht. Die AGCS ist eine Schwesterfirma der APCS (Austrian Power Clearing and Settlement GmbH), die auf dem österreichischen Strommarkt für die Abrechnung der Differenz zwischen angemeldetem und tatsächlichem Verbrauch (Ausgleichsenergie) in der Regelzone Ostösterreich zuständig ist. Analog zum Strommarkt umfasst die Regelzone Ostösterreich auch im Gasbereich die Bundesländer Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Kärnten, Steiermark und Burgenland. Nach Angaben der AGCS entfallen rund 92 Prozent des österreichischen Gasaufkommens auf die Regelzone Ostösterreich.
Wie die "Wiener Zeitung" schon am 25. September exklusiv berichtet hatte, ist in der Regelzone Westösterreich (Tirol und Vorarlberg) die A"B (Ausgleichsenergie " Bilanzgruppen-Management AG) für die Abrechnung der Ausgleichsenergie im Gasbereich zuständig. Die APCS ist mit zehn Prozent an dieser Gesellschaft beteiligt, im Gegenzug hält die A"B an der APCS ebenfalls zehn Prozent.
Damit hat das Unternehmen bereits die erste Auflage der Regulatoren, eine Abdeckung von 25 Prozent der Bevölkerung bis Ende 2003, erreicht. Bis Jahresende soll mit rund 1.000 Basisstationen eine Abdeckung von bis zu 40 Prozent erreicht werden.

Boris Nemsic sieht den übergang zu UMTS als einen evolutionären Schritt für sein Unternehmen. Die mobilkom hat das UMTS-Netz auf ihrer bestehenden Infrastruktur aufgebaut. Allerdings soll der Testbetrieb mit rund 1.000 "friendly User" erst dann aufgenommen werden, wenn genügend Endgeräte zur Verfügung stehen. Das Netz ist für kommerzielle UMTS-Handys bereit, die allerdings erst in den kommenden drei bis sechs Monaten in ausreichenden Stückzahlen auf den Markt kommen werden. "Wir laden die Handyhersteller ein, ihre Geräte in unserem Netz zu testen", so Nemsic. Der kommerzielle Betrieb soll in der ersten Jahreshälfte 2003 starten.

Die mobilkom verfolgt bei der Errichtung ihres Netzes eine Zwei-Hersteller-Strategie. Als Netzwerklieferanten treten Nortel Networks und Ericsson auf, die jeweils ein selbständiges Teilnetz errichtet haben. Die Kapazität des UMTS-Netzes der mobilkom beträgt bei Datenübertragung 384 kbps, bei Video-Calls 664 kbps. Das System ist von Beginn an in der Lage, Bewegbilder zu übertragen, wie Nemsic sogleich bei der Pressekonferenz mit einem Video-Call an die steirische Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic demonstrierte.

Nemsic sieht die Zukunft für UMTS durchaus optimistisch. Die mobilkom kann, nachdem die Kosten für die Lizenzen im europäischen Vergleich relativ gering waren, den Netzaufbau aus dem Cashflow finanzieren. Bisher wurden 72 Mio Euro in den Aufbau der UMTS-Infrastruktur investiert. Bis 2010 soll diese Summe voraussichtlich auf 600 bis 700 Mio Euro steigen.

Der Mobilfunkanbieter startet mit einem eigenen Content-Angebot bestehend unter anderem aus News-Flashes der ORF-Nachrichten und Reuters Business-News, sowie Bundesliga-Informationen oder Verkehrskameras in das UMTS-Zeitalter. Eine Killerapplikation für UMTS sieht Marketing-Chef Hannes Ametsreiter derzeit nicht. Er setzt vielmehr auf ein ganzes Paket aus Informations- und Entertainment-Diensten, die noch entwickelt werden müssen. Die zukünftigen Verrechnungsmodelle für die UMTS-Nutzung stehen jedenfalls noch nicht fest. "Wir müssen hier einen eigenen Weg finden."

Von Klaus Fischer und Werner Wegscheider

Report:Wie sind Sie mit dem Ergebnis des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg zufrieden?
Gürkök: Ich sehe den Gipfel mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit einem weinenden, weil wenige konkrete Ziele vereinbart wurden. Wir wollen den Anteil der erneuerbaren Energieträger an der weltweiten Energieerzeugung erhöhen, sagen aber nicht, um wie viel. Wir wollen die Zahl der Menschen, die mit einem Dollar pro Tag auskommen müssen, um die Hälfte reduzieren, aber es gibt keine konkreten Pläne dafür und vor allem kein Geld. Mit einem lachenden Auge sehe ich den Gipfel, weil erstmals der Zusammenhang zwischen Energieversorgung und Armutsbekämpfung anerkannt wurde. Außerdem haben wir als UNIDO den Start unserer Rural Energy Initiative bekannt gegeben. Dabei fördern wir den Aufbau lokaler Energieversorgungssysteme in der Dritten Welt und schaffen so eine Basis für die Entwicklung gewerblicher Strukturen. In Mali beispielsweise bauen wir mit österreichischer Unterstützung ein Kleinwasserkraftwerk. Der dort erzeugte Strom treibt Wasserpumpen, mit denen Felder bewässert werden. Das kommt der lokalen Lebensmittelindustrie zu Gute.

UNO und UNIDO werden wegen ihrer Schwerfälligkeit und ihres Bürokratismus kritisiert.
Wir reagieren auch nicht langsamer als die Nationalstaaten selbst. Es dauert meistens seine Zeit, bis wir einen Konsens aller Beteiligten hergestellt haben. Aber wenn es einmal einen Beschluss gibt, stehen auch alle dazu.

Wie geht es mit dem Kiotoprotokoll weiter?
Aus Ländern wie Kanada, Russland und China, die sich bisher sträubten, das Protokoll zu ratifizieren, kommen zunehmend positive Signale. Der russische Ministerpräsident Michail Kasjanow sagte in Johannesburg, sein Land werde das Protokoll bald ratifizieren, Präsident Wladimir Putin hat sich ähnlich geäußert. Und wenn die Russen mitmachen, haben mehr als 55 Staaten das Protokoll ratifiziert, die mehr als 55 Prozent der in den Kiotostaaten erzeugten Treibhausgase repräsentieren. Das heißt, das Protokoll tritt in Kraft.

Wie helfen Sie der Wirtschaft, die Kiotoziele zu erfüllen?
Mit einem Dreistufenprogramm. Erstens machen wir Awarenessprogramme samt Workshops und allem drum und dran. Zweitens bilden wir Leute in den Entwicklungsländern aus, damit die Staaten, in denen kiotorelevante Projekte durchgeführt werden könnten, auch entsprechende personelle Kapazitäten haben. Drittens helfen wir, mögliche Projekte zu identifizieren und Partner zusammen zu bringen, die diese gemeinsam umsetzen können. Die UNIDO agiert sozusagen als Project Facilitator.

In diese Richtung geht auch das österreichische Global Forum in Sustainable Energy ...
... das ich für eine sehr begrüßenswerte Einrichtung halte. Zu wünschen wäre eine entsprechende finanzielle Ausstattung seitens der staatlichen Stellen.

Der dänische Statistiker Björn Lomborg hält Kioto für weitgehend nutzlos. Er sagt, die Staatengemeinschaft solle die dafür vorgesehenen Gelder lieber direkt in die Entwicklungshilfe stecken.
Faktum ist, es gibt menschengemachte Probleme mit dem Weltklima. Das bestreitet auch Herr Lomborg nicht. Wenn er eine kostengünstigere Alternative zu Kioto hat, auf den Tisch damit.

In wenigen Wochen findet in Delhi die achte Nachfolgekonferenz zu Kioto statt, die COP8. Was erwarten Sie sich von dieser?
Ich erwarte mir wenig und ich erhoffe mir viel. Wichtig ist, dass das Protokoll möglichst rasch in Kraft tritt und umgesetzt wird. Dafür braucht es nicht nur Geld, sondern auch Idealismus. Eine der größten Herausforderungen ist, den Entwicklungsländern durch geeignete Energieversorgung wirtschaftliche Prosperität zu ermöglichen, ohne die Umwelt weiter zu schädigen. Darauf müssen wir uns konzentrieren.

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
24. September 2024
Konkrete Lösungen und relevante Technologien für eine klimaneutrale Industrie stehen im Mittelpunkt der dritten internationalen Konferenz am 24./25. Oktober in Wien Am 24. und 25. Oktober 2024 veranst...
Firmen | News
20. September 2024
Gemeinsam die Welle der Vorschriften meistern: Navigieren im Cybersecurity-Meer Donnerstag, 10. Oktober 2024, 09:00 Uhr bis 17:15 Uhr Austria Trend Hotel Savoyen WienRennweg 16, 1030 Wien Neue Regulie...
Marlene Buchinger
11. September 2024
Prozessverständnis und Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist wie das Thema Qualität – jede*r trägt dazu bei und die Betrachtung endet nicht am Werkstor oder der Bürotür. Daher sind Pr...
Redaktion
27. August 2024
Die Zertifizierung- und Trainingsinstanz CIS – Certification & Information Security Services GmbH im Bereich Informationssicherheit, Datenschutz, Cloud Computing und mehr, beleuchtet erstmalig die...
Redaktion
04. September 2024
Ökologische Baumaterialien: Der Weg zu umweltfreundlichen Gebäuden Die Bauindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, bei dem ökologische Baumaterialien eine zentrale Rolle spielen. Tradit...
Alfons A. Flatscher
06. November 2024
Mit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus zeichnet sich ein neues Kapitel der Handelspolitik der USA ab – und für europäische Unternehmen könnten die nächsten Jahre herausfordernd werden. Trump, bekan...
LANCOM Systems
14. Oktober 2024
Die österreichische Bundesbeschaffung GmbH (BBG) hat die Lösungen des deutschen Netzwerkinfrastruktur- und Security-Herstellers LANCOM Systems in ihr Portfolio aufgenommen. Konkret bezieht sich die Ra...
Firmen | News
30. September 2024
Die Wahl der richtigen Matratze kann einen großen Unterschied in Ihrem Leben machen. Es gibt viele Faktoren zu berücksichtigen, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Erfahren Sie, wann der beste Zeitpu...

Log in or Sign up