Anfang dieses Jahres berichtete Die Zeit in einer dramatischen Reportage über die Zustände im Wittgensteinhaus. Dieses 1928 vom Wiener Philosophen Ludwig Wittgenstein und dem Adolf-Loos-Schüler Paul Engelmann errichtete Haus im dritten Wiener Gemeindebezirk würde, so der besorgte Tenor des bundesdeutschen Intellektuellenblatts, vom Eigentümer, dem bulgarischen Kulturinstitut, systematisch ruiniert. Die vom Hobbyarchitekten Wittgenstein entworfenen Türdrücker und Schlösser seien durch billige Baumarktprodukte ersetzt worden, Fensterscheiben seien zersplittert und die Einrichtung durch Risse in den Wänden und daraus resultierende Wasserschäden gefährdet. Den Schwebezustand, in dem sich das für Architekturkritiker unschätzbare Zeitdokument befindet, brachte der Autor lapidar auf den Punkt: »österreich wollte nicht, Bulgarien konnte nicht.«
Generalunternehmer (GU) müssen ab dem 1. Oktober die Umsatzsteuer für ihre Subunternehmer abführen. Mit der Einführung des so genannten Reverse-Charge-Systems habe das Finanzministerium die Kontrolle über Steuerabgaben an private Betriebe abgewälzt, kritisiert Christoph Wiesinger, Rechts- und Sozialexperte der österreichischen Bauinnung.
Hintergrund dieser Gesetzesänderung ist der massive Steuerausfall durch Subunternehmer, die vom Generalunternehmer zwar das Bruttohonorar kassieren, die Vorsteuer aber nicht an den Fiskus abliefern.
Während der Finanzminister um die Umsatzsteuer geprellt wird, ist diese Praxis für den GU freilich nicht ganz ohne Vorteile: Er bekommt gute Preise,
weil sein Auftragnehmer brutto für netto
kalkuliert. Das neue System bringt dem GU administrativen Mehraufwand, weil getrennte Aufzeichnungen geführt und falsch fakturierte Rechnungen wieder zurückgeschickt werden müssen. »Wir sind damit nicht glücklich«, so der Vertreter des Baugewerbes.
Die Branche hat allerdings dem Vernehmen nach bereits
einen Ausweg aus dem Dilemma entdeckt: Nachdem Materiallieferungen nicht dem
Reverse-Charge-System unterliegen, wird zwischen General- und Subunternehmer noch ein Auftragnehmer zwischengeschaltet, der nur Material liefert.
So kommt der GU zu seinem Vorsteuerabzug, alles Weitere bleibt der Kreativität überlassen. Eine Idee, von der sich der Report höflich distanziert.
Die Flut wirft viele Fragen auf: Wer haftet für vom Bauplatz geschwemmtes Material, weggespülte Schalungen und andere Schäden? Kann eine Baufirma einen Mehraufwand verrechnen weil der Weiterbau nur nach diversen Vorarbeiten möglich ist?
Die Kremser Baufirma Schubrig hat es da gut. Sie ist gerade dabei, in Langenlois für die Bauinnung Niederösterreich einen Zubau zum Lehrbauhof zu errichten. Die Baustelle geriet unter Wasser, Schalung wurde weggeschwemmt, und vor der Wiederaufnahme der Arbeiten mussten Schlamm und Wasser beseitigt werden. »Wir werden keinen Richter brauchen«, erklärt dazu der Leiter des Lehrbauhofs Günter Graf. »Das Nachjustieren der Schalung und die Abpumparbeiten tragen wir«, erklärt Graf.
Dieses zur Schau getragene Selbstverständnis kommt nicht von ungefähr. Experten schätzen, dass in 90 Prozent der ähnlich gelagerten Fälle der Schaden ebenso vom Auftraggeber getragen werden muss.
Auch beim in Krems ansässigen Wohnbauträger Gedesag ist die Sachlage klar. »In keiner Rohbauversicherung ist ein Hochwasserschutz enthalten«, erklärt der für die Verwaltung von Eigentumswohnungen zuständige Otmar Amon. Der Bauträger wird also die entstandenen Schäden selbst tragen müssen. Unglaublich, weit und breit kein Streit: »Ich rechne damit, dass der Bau relativ routiniert reagieren wird«, meint der Leiter der Bauabteilung im Normungsinstitut Heimo Elmer. »Vieles wird von den Auftraggebern getragen werden müssen«, meint Gerald Katzensteiner, Prokurist bei der VAV Versicherungs AG.
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Die Bilanz der Immobilienwirtschaft über die Regierungsarbeit fällt ausgeglichen aus. »Wir begrüßen die Liberalisierungen des Mietrechts bei Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Dachbodenausbauten«, erklärt der Präsident des österreichischen Verbandes der Immobilienmakler, -treuhänder und Bauträger Thomas Malloth. Diese Maßnahmen stünden, so Malloth, aber im Kontrast zu erweiterten Reglementierungen im Bereich des Wohnungseigentumsrechtes, von denen Verwalter besonders betroffen seien.
Nur teilweise glücklich seien die Bauträger mit einigen Bestimmungen des Wohnungseigentumsgesetzes 2002. Hier stößt man sich am befristeten Veräußerungsverbot bei Kfz-Abstellplätzen und am Annahmeverbot von Zahlungen vor der Grundbuchanmerkung. Bedauerlich findet der öVI-Präsident, »dass dem Mythos Nulldefizit sinnvolle steuerliche Lenkungsmaßnahmen zur Investitionsbegünstigung und damit zur Ankurbelung der Bauwirtschaft zum Opfer gefallen sind«.
Was die Zukunft betrifft, mag Malloth nichts von einem Teufel an der Wand wissen.
Aus der Sicht der Immobilienwirtschaft seien Ressentiments vor einer rot-grünen
Regierung nur dann gerechtfertigt, wenn ein Zurückdrehen der Uhren in die Steinzeit der Immobilienwirtschaft angepeilt würde. »Ausgewiesene Fachleute in beiden Parteien sollten aber der Garant dafür sein, dass ein solches Szenario nicht eintritt«, urteilt Malloth.
Wir setzen schon jetzt auf die EU-Erweiterung und planen die Zukunft mit einem neuen Führungsteam«, sagt der niederösterreichische Baustoffkaiser Josef Lasselsberger. Die Strategie lautet: Fusion der österreichischen Gesellschaft mit der internationalen Holding und ein vierköpfiges Führungsteam, dem Josef Lasselsberger selbst nicht mehr angehören wird. Er wird sich der langfristigen Strategie des Unternehmens widmen. Als operative Köpfe wirken künftig der Miteigentümer Anton Lasselsberger für den Bereich Rohstoffe, Klaus Kralovec (Finanzen), Martin Hofmann (keramischer Bereich) sowie der Neuzugang Walter Schneeweiss (zuständig für Baustoffe und Funktion als Sprecher der Geschäftsführung). Schneeweiss fungierte zuletzt als Bramac-Geschäftsführer für Produktion und Technik.
Hochinteressant im Lasselsberger-Quartett ist zweifellos Martin Hofmann. Er war vor seinem Debüt in Pöchlarn Vorstand bei der Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG. Just jene Firma, die sich Lasselsberger nach langwierigen Kooperationsgesprächen zu Beginn des Jahres über eine feindliche übernahme »gegen den Willen des Vorstandes« einverleiben wollte, wie es in einer Stellungnahme der Kanzlei Freshfield Bruckhaus und Deringer (Köln) heißt. Der Deal ist wegen des strengen übernahmegesetzes am 16. Jänner offiziell gescheitert. Hofmann ist seit Jahresbeginn bei Lasselsberger.
Gute Nachfrage und steigende Preise. So sieht derzeit der Markt für frei finanzierte Wohnungen in Wien aus. Neben Eigennutzern verzeichnet Christian Farnleitner, Leiter des Kompetenzzentrums für Projektentwicklung und Wohnbau Immorent AG, »reges Interesse von Stiftungen und Privaten an Vorsorgewohnungen«. Heuer sollten 120 solcher Wohnungstypen, die bei der Immorent in frei finanzierte Projekte integriert werden, den Besitzer wechseln. Sollte die Nachfrage anhalten, sei in den nächsten zwei bis drei Jahren mit steigenden Preisen zu rechnen, so Farnleitner.
Gut gelaunt ist auch Karl Petrikovics, Vorstand der Immofinanz AG. »Derzeit liegen wir 40 Prozent über dem Vorjahr, insgesamt könnten es heuer 300 Wohnungen werden«, sagt er. Von der Durchmischung von Eigentums- und Vorsorgewohnungen hält Petrikovics nichts. »Das gibt nur Streit, weil Eigentümer und Mieter von Eigentumswohnungen ganz anders mit einem Objekt umgehen«, erklärt er. Dass der Markt enger wird, zeige auch die Dauer für Vermietung und Wiedervermietung. »Der Zeitraum hat sich halbiert, die Mieten werden steigen«, glaubt er.
In Zeiten der Hochwasserkatastrophe fühlen sich natürlich auch Baumärkte bemüßigt zu helfen. Die Baumarktkette Hornbach beispielsweise hat in ihren Standorten Ansfelden, Krems und Wels den Hochwassergeschädigten 15 Prozent Reduktion auf alle Artikel angeboten. Was das Unternehmen mit Sitz in Deutschland nicht öffentlich dazusagt: »Hornbach und seine Lieferanten müssen sich verpflichtet sehen, den Betroffenen […] Unterstützung zukommen zu lassen. Wir werden für sämtliche Rechnungen […] einen Abzug von 15 Prozent geltend machen«, teilte Vorstand Manfred Valder am 12. August seinen Lieferanten ultimativ per Fax mit.
Für Hornbach gute Werbung also und ein Nullsummenspiel, sofern die Partner mitspielen - große Baustoffproduzenten wollten dem Aufruf nicht folgen und konnten es sich leisten abzulehnen.
In der Firmenzentrale von Hornbach sieht man die Sache differenzierter: Man habe die Lieferanten nur »gebeten«, sich an der Aktion zu beteiligen, so Unternehmenssprecherin Ursula Dauth. Darüber hinaus habe Hornbach die Aktion, die bis zum 9. September geplant war, bis 15. November ausgedehnt. »Diese zusätzliche Zeitspanne ist allein unser Beitrag für die Opfer«, so Dauth.
Martin Fekter, Mitinhaber des Kiesgewinnungsbetriebes Niederndorfer (Attnang-Puchheim), ist hörbar stinksauer. »Wir haben keine Schuld, nur weil die Leute jemand suchen, der ihnen ihre Schäden zahlt, werden wir angegriffen«, meint er. Ursachen für die miese Laune Fekters sind der starke Augustregen und der Fluss Ager. Der ergoss sich in der Ortschaft Redlham zuerst in eine angrenzende Niederndorfer-Kiesgrube, danach suchte sich das Wasser seinen Weg und grub ein neues Flussbett ins Gelände. Die Folge: Eine Siedlung, die eigentlich abseits des Flusses steht, wurde überschwemmt. Mehr als 30 Anrainer wurden geschädigt. Die Palette reicht von der simplen Kellerüberflutung bis hin zu schwer beschädigter Bausubstanz. Grob geschätzt beläuft sich der Gesamtschaden auf eine bis eineinhalb Millionen Euro. Nun steht der Vorwurf im Raum, dass der Schotterabbau zu nahe am Fluss erfolgte und somit Auslöser für die überflutungen war.