Der Umbau des Energiesystems hat – nicht ganz uneigennützig – an Fahrt aufgenommen. Pionierunternehmen setzen mit PV-Anlagen auf die Erzeugung von Strom für den Bedarf vor Ort, auf PV in der Fläche und auf smartes Wirken der Technik in Microgrids.
Auch wenn die Tarife der Stromanbieter wieder sinken, ersparen sich Betreibe mit einer eigenen PV-Anlage wesentliche Teile ihrer Stromrechnung. Und auch nachdem sich die PV-Anlage nach einigen Jahren amortisiert hat, produziert sie kostenlosen Strom. »Der Zeitpunkt, auf Photovoltaik zu wechseln, war in Österreich noch nie so günstig wie jetzt«, sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Branchenverbands PV Austria. »Die Branche verfügt über volle Lager sowie qualifiziertes Fachpersonal. Die Wartezeiten für eine Anlage liegen bei durchschnittlich drei Monaten.«
F wie Fotovoltaik (Bild oben)
Die Wiener Stadthalle, ein Unternehmen der Wien Holding, erweitert aktuell die Produktion von grünem Strom mit der Fertigstellung einer neuen Anlage auf dem Dach der Halle F. Insgesamt 925 PV-Module auf einer Fläche von 1.806 m² ergänzen die bereits im Jahr 2022 in Betrieb genommene 5.386 m² große Anlage auf dem Dach der Halle D. Nach drei Monaten Bauzeit wurde der Betriebsstart im September angekündigt. Die Gesamtleistung auf beiden Hallendächern – die PV-Flächen zusammengenommen sind in etwa so groß wie 30 Tennisplätze – beträgt 1.530 kWp. Der neue Sonnenstrom vom Dach der Halle F kommt zu über 70 Prozent in der Halle selbst zum Einsatz. Die am Dach der Halle D erzeugte grüne Energie wird zu rund 80 Prozent vor Ort verbraucht. Die Überschüsse werden in das Stromnetz der Wiener Netze eingespeist. Insgesamt hat die Wiener Stadthalle eine Summe von 2,8 Millionen in die Errichtung der Photovoltaikanlagen investiert. Das Klimaziel des Betreibers ist, in Kombination von Energiesparmaßnahmen und Produktion von grünem Strom 100 Prozent des verbrauchten Stroms vor Ort aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen.
A wie Agrar
Im Bezirk Neusiedl am See entsteht derzeit eines der größten Agri-PV-Wind-Projekte Europas. Im April 2024 mit dem Bau gestartet, sind nun die Rammungen abgeschlossen, die Unterkonstruktion mit dem Trackersystem installiert und 80 Prozent der Photovoltaikpaneele (rund 210.000) montiert. Die Inbetriebnahme der Agri-PV-Anlage auf einer Fläche von 180 Hektar und einer Leistung von bis zu 164 MW ist mit Jahresende geplant. Die PV-Paneele sind über ein Trackersystem beweglich und damit sonnennachgeführt. Gegenüber konventionellen, starren PV-Anlagen kann auf der gleichen Fläche eine um zehn Prozent höhere Stromproduktion erzielt werden. Darüber hinaus – besser: darunter – werden Anbauflächen geschaffen. »Wir ernten Bio-Kichererbsen und Bio-Kartoffeln unter und zwischen den Modulenreihen. Und wir ernten den Bio-Sonnenstrom, das Gold des Burgenlands. Zudem kombinieren wir das Projekt mit dem aktuell größten österreichischen Windpark in Andau und dem Netzanschluss in Form eines Hybridparks«, sagt Burgenland Energie-CEO Stephan Sharma.
M wie Module
Wien Energie hat gemeinsam mit suntastic.solar eine PV-Anlage auf dem Dach der Großhändlers Metro in Langenzersdorf errichtet. Die Photovoltaikanlage, die im März 2024 in Betrieb genommen wurde, hat eine Leistung von 788 kWp. Damit werden gut 30 Prozent des Strombedarfs für die Beleuchtung, Logistik und Kühlgeräte vor Ort mit Ökostrom gedeckt. Verbaut wurden auf einer Fläche von 3.577 m² 1.832 PV-Module und sechs Wechselrichter des Herstellers Huawei. Die Anlage ist im Besitz und Betrieb von Wien Energie, die Metro-Filiale in Langenzersdorf stellt die Dachfläche zur Verfügung. Die Handelskette hat bereits die Großmärkte in Wien-Simmering, Wiener Neustadt, Klagenfurt und Salzburg mit PV ausgestattet. Abgedeckt werden im Durchschnitt sogar bis zu 40 Prozent der Strombedarfe der Standorte.
G wie Grid
Am Campus der Siemens City in Wien ist bereits seit vier Jahren ein Microgrid in Betrieb. Die Bestandteile des smarten Grids sind eine PV-Anlage, ein Stromspeicher, Ladepunkte für Elektrofahrzeuge, ein Lastmanagement und eine Schnittstelle zum Gebäudemanagementsystem (Desigo CC). »Wir haben am Campus der Siemens City eine Grundleistung im Verbrauch von etwa 2 MW«, erklärt Manfred Haslinger, Head of Sales im Bereich Energieautomatisierung, im Siemens-Innovationsmagazin hi!tech. »Unser Sollwert für die Bezugsleistung aus dem Stromnetz ist auf rund 3,2 MW eingestellt. Überschreiten wir diese Leistung, reagiert der Microgrid-Controller und es wird Energie aus der Batterie entnommen, um eine höhere Verbrauchsspitze zu vermeiden.« Die Batterie wird bei Bedarf durch die PV-Anlage am Siemens-Gelände aufgeladen. Mit den 300 kWp auf einem Gebäudedach wird von März bis Oktober die Energie für die Ladevorgänge für die E-Tankstellen im Schnitt zu 90 Prozent abgedeckt.