Nur wer Daten hat, kann informiert entscheiden. Je mehr, desto informierter.
An ihren Daten sollt ihr sie erkennen! Haha, kleines Scherzerl, aber im Ernst: Mein Leben hat sich schon grundlegend geändert, seit ich ordentlich Buch führe. Ich mein, früher war mir das absolut zuwider. Meine Rechnungen hab ich mal mehr, mal weniger zerknüllt in einen Karton unter dem Schreibtisch geworfen, Honorarnoten und Zahlungsbelege waren irgendwo unter einem meterhohen Stapel Altpapier gelagert, die Kontoauszüge hat der Bub zum Papierfliegerbauen verwendet und im fetten Bene-Ordner »Wichtige Dokumente« habe ich hauptsächlich aus, öhm, Nostalgie liebgewonnene Unterwäschekataloge aus meiner Studienzeit endverstaut gehabt – frage nicht! Mit anderen Worten: Unstrukturierte Daten – andere hatte ich nicht!
Aber jetzt, mit all diesen neuen Software-Tools, Smartphone-Apps, Monitoring-Gagdets, Datenarmbändern und Reporting-Werkzeugen ist bei mir alles vorbildlich geordnet, abgespeichert, verschlagwortet, suchbar, darstellbar in Tortendiagrammen, Balkendiagrammen und Tabellen, dass es eine wahre Freude ist. Denn nicht nur Konzerne brauchen Daten, um anständig zu performen, sondern jeder Einzelne, mein Lieber! Und drum sammle ich jetzt die Daten aus meiner Buchhaltungssoftware, meinem Bankkonto, meinem Firmenkonto, meinem Fahrtenbuch, meinem Kalender, meiner Schrittzähler-App, meiner Fitness-App, meinem Blutdruckmesser, meiner Rate-your-Day-App, meinem Traumtagebuch, meinem Twitter, meinem Instagram, meiner Facebook-Analytics-App, meiner Kalorien-App, meiner GPS-Tracking-App, meiner Smartwatch, importiere alles in diese mächtige Datenbank- und Analysesoftware und ZACK! Voilà, mein Leben, fein säuberlich in Zahlen!
Hätten Sie zum Beispiel gedacht, dass ich an Tagen nach Teamsitzungen durchschnittlich fünf Euro siebzig weniger ausgebe als an ungeraden Wochentagen, dafür aber am Tag danach 720 Gramm weniger auf die Waage bringe? Und das bei nur um zehn Prozent höherem Ruhepuls am Morgen? Oder dass an Mittwochen, an denen ich einen Radius von 6,9 Kilometern verlasse, aber nicht über 8.500 Schritte komme, bei abnehmendem Mond eine 42-prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass ich mehr als 93 Minuten vor Facebook verbringe? Da staunen Sie, was? Da tun sich wahre Datenuniversen auf, mein Lieber! Das ist wie eine riesige neue Welt voller verborgener Zusammenhänge, ein noch völlig ungehobener Schatz an geheimnisvollen Mechanismen!
Ich sag Ihnen: Das ist die Zukunft! Und ich mittendrin! Was ich da schon alles nicht nur über mein Geschäft, nein, über mich selbst erfahren habe – unfassbar! Da kann man Stunden, was rede ich, Tage und Wochen damit verbringen und findet immer wieder was Neues! Nur eins ist komisch: Es sieht nach den vorliegenden Auswertungen bei mir irgendwie so aus, als gäbe es eine indirekt proportionale Relation der Nutzungsdauer der Datenauswertung zur allgemein durchschnittlichen Arbeitseffizienz. Muss wohl ein Bug sein.