Ehrlich: Sie kommt. Die Mutter aller Steuerreformen wird keinen Stein auf dem anderen lassen.
Wie geht noch mal die alte Donau-Indianerweisheit: Erst wenn das letzte Hackl geworfen, der letzte Obmannsessel angesagelt, die letzte hohle Phrase gedroschen wurde, werdet ihr erkennen … tja, bekanntlich haperte es bei der Überlieferung dieses klassischen Sinnspruchs austriakischer Politikweisheit ausgerechnet am zweiten Teil: der Erkenntnis. Kein Wunder, dass sich die hiesige Politikexzellenz deshalb schon jahrzehntelang vom Achselzucken und Stirnkräuseln angesichts des sich schnöde auftürmenden Bergs an Reformaufgaben Schultermuskeln und Hush-Puppy-Falten oberhalb des Dackelblicks zuzieht. Doch nun – ich spüre es genau – wird alles anders. Ja! Diesmal, ja, genau jetzt, soll das erst läppische Jahrzehnte dauernde Kreißen des Steuerreformierungsalpenvereins tatsächlich statt zum Zusammenbruch zur Niederkunft führen. Ein großer Wurf steht bevor, »mehr Netto vom Brutto«, alte Zöpfe werden abgeschnitten, Sümpfe trockengelegt, neue Besen werden verdammt gut kehren und ja, ein Volk, begnadet für das Stöhnen, wird aufatmen: Es wird was. Bestimmt. Die Steuerreform, der Yeti der Alpenrepublik, sie ist nahe. Sie kommt. Fast kann man am Horizont sehen, wie sie sich majestätisch erhebt. Fast. Es dauert nicht mehr lange. Wo ein Wille, da ein Weg. Und man mag der Politik viel vorwerfen, doch keinesfalls mangelnden Willen. Ja, man will - und das mit Überzeugung! Denn schließlich, immerhin!, hat man es versprochen. Den Bauern. Den Beamten. Den Pensionisten. Den Arbeitern. Den Tüchtigen. Den Jungen. Den Industriellen. Den Müttern. Den Gewerkschaftern. Den Banken. Den Investoren. Der Europäischen Union sowieso. Den Rating-Agenturen! Den halb Besoffenen ganz vorn im Bierzelt, und den ganz Besoffenen ganz hinten im Bierzelt. Den Unternehmern. Den sozial Schwächeren. Den Universitäten besonders! Und dem Gesundheitswesen. Den Schülern, den Lehrern, den Gemischtwarenhändler und Bauarbeitern, Primarärzten, Erben und Investmentbankern dieses schönen Landes. Haben wir schon die Bauern, Pensionisten und Banker erwähnt? Und die Beamten? Vor allem aber natürlich, logisch, klaro, wasdennsonstbitte: den Wählern. Jaha, das fleißig oder auch weniger fleißig zur Urne drängende Volk, dieser brave, tapfere, leider über die komplexen Sachzwänge der Top-Politik meistens lachhaft fehlinformierte Mob, der in seiner Infantilität leider allzu oft die betrübt, die seit Jahrzehnten diesen langen, abschüssigen Erfolgsweg voranwandern, wird ehrfürchtig endlich die wahre Größe der sie geschickt regierenden Steuermänner und -frauen anerkennen, sobald die Aufgabe erledigt ist. Ja!
Und es wird geschehen. Bald. Fast … nur mehr ganz kurz … ein paar Mal noch schlafen … wird sich die geballte Exzellenz unserer zu Unrecht geschmähten Führung aufrichten und Großes vollbringen. Bald. Ich bin schon ganz aufgeregt.