Mittwoch, Juli 17, 2024

Kleinere Unregelmäßigkeiten im Staatsbudget können jedem mal ­passieren. Wichtig ist, dass man was dagegen unternimmt.

Also mal ehrlich: Ein Staat ist kompliziert. Dort Einnahmenschätzungen, hier Ausgabeprognosen, dort Sale-and-Leaseback-Rechnungen, hier Lehrergewerkschaftsbesänftigungspauschale, da eine Wahlkampfkostenrückerstattungsnovelle – der kleine Otto Normalstaatsbürger hat ja nicht die geringste Ahnung, wie viele kleine und kleinste Teilchen da perfekt aufeinander abgestimmt die jeweiligen Händchen aufhalten. Frage nicht! Wie haben es im Rückblick weise Staatsmänner so treffend formuliert: Es ist alles sehr kompliziert.

Worauf ich hinauswill: Bei so viel Kleinkram kann es durchaus mal vorkommen, dass ein paar Zahlen nicht ganz stimmen und man nach einem Kassasturz dann eben draufkommt, dass das eine oder andere mikroporengroße Locherl in den Staatsfinanzen aufklafft, von dem man nicht ganz genau wusste, dass es da ist. Kann passieren. Ich mein, weil jetzt alle so empört tun wegen der läppischen paar Milliarderln – man sollte bitte nicht so kleinlich sein. Schwamm drüber. Wurscht. Was haben wir alle gelacht!

Aber es soll keiner sagen, dass wir verantwortungsbewussten Entscheidungsträger nix gegen diese kleine Peinlichkeit unternehmen würden! Im Staatsfunk zum Beispiel sind wir gerade streng bemüht, durch eine geteilte Kontrollaufsicht per Verdoppelung der Führungsebene endlich Kostenwahrheit einkehren zu lassen. Auch dass wir unsere zukunftsgerichteten Thinktanks mit politischen Ausnahmetalenten beschicken, wo sie wichtigste Visionen ausbreiten, ist ja eine Investition mit absoluter Umwegrentabilität – das kommt dem Steuerzahler dutzend-, was sag ich, hundertfach wieder zurück! Und ist nebenbei bemerkt durchaus mit Arbeit verbunden!

Wie bitte? Sie meinen, es sei eine Frechheit, dass vor der Wahl niemand was von den fehlenden Milliarden gewusst haben will? Dagegen protestiere ich aufs Schärfste – Sie halten uns wohl für blöd! »Nicht gewusst« – das war strategische Nichtkommunikation im Sinne des Landeswohls, und das steht ja wohl eindeutig immer an erster Stelle! Und außerdem: Als wüssten SIE immer so genau, wieviel Sie im Börsel haben! Ganz abgesehen davon: Schauen Sie sich doch mal in der Welt um! In Südostasien – ein Taifun und ­schwupps! Weg sind die Milliarden, und die Häuser noch dazu! Und wir hier jammern! Oder in den USA: ein einziger Regierungs-Shutdown für zwei Wochen, und zack! Weg sind 30 Milliarden, einfach so! Was die Amis da in 14 Tagen Nichthackeln an Geld vernichtet haben, dafür hat diese Regierung fünf Jahre lang fast täglich hart gearbeitet!

Und das werden wir weiterhin. Also, falls unser potenzieller Koalitionspartner, diese nichtsnutzige Bande völlig unfähiger Politdilettanten, ein weiteres Mal gewillt ist, politische Vernunft walten zu lassen und mit uns gemeinsam weiter bitteschön zu unserer bewährten Erfolgspolitik für Österreich zurückzukehren. Gemeinsam in die Zukunft! Und jetzt zeigen S’ mir mal Ihre Armbanduhr – schaut aus, als wär die was wert.

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...
Bernd Affenzeller
02. Juni 2024
Am 9. Juni findet in Österreich die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Überschattet wird der Wahlkampf derzeit von Vorwürfen gegen die grüne Kandidatin Lena Schilling. Trotz der heftigen Turbulenz...
Marlene Buchinger
21. April 2024
Derzeit gibt es Unmengen an Schulungsangeboten und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Anstelle das Rad neu zu erfinden, lohnt es sich bestehende Strukturen zu neu zu denken. Herzlich Willkomm...

Log in or Sign up