Einer muss wohl oder übel ausharren, wenn alle auf Urlaub sind.
Sehr geehrte Damen und Herren! Dies ist eine automatisch generierte Anwesenheitsnotiz. Ich bin während der Urlaubszeit von Mitte Juli bis einschließlich der ersten Septemberwoche nicht auf Urlaub, sondern im Büro. Sie erreichen mich wie immer ganz normal per Email, Handy oder Festnetztelefon. Falls ich Ihren Anruf wider Erwarten einmal nicht sofort annehmen oder Ihr Email innerhalb von 24 Stunden erwidern kann, liegt dies vermutlich daran, dass ich in den total verdunkelten, menschenleeren Büroräumen unserer Firma leise wimmernd unter einem Schreibtisch liege und mein Schicksal sowie meine sämtlich in den Urlaub gefahrenen Kollegen verfluche.
Werte Firmenkunden: Trotz teilweiser Urlaubssperre unseres Betriebes freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme und werden uns bald mit Ihnen in Verbindung setzen. Erwarten Sie aber bloß nicht, dass ich die liegengebliebene Arbeit meiner nichtsnutzigen Kollegen in deren Abwesenheit übernehme, sondern stellen Sie sich darauf ein, dass Sie von mir außer Ausreden, kläglichem Jammern und hinterfotzigen Verleumdungen der sich irgendwo am Strand räkelnden Mistkerle nichts zu hören bekommen. Wieso muss aber auch wirklich immer ich hier bleiben? Gut, Kinder hab ich keine, und das mit der Irmi ist auch vorbei, ins Ausland mag ich sowieso nicht wegen meiner Sonnenallergie und Gastritis, aber ist das ein Grund, mich hier zwangszuverpflichten? Aus der Tatsache, dass Sie sich bei unserer Firma melden, schließe ich, dass auch Sie bemitleidenswerter Lohnsklave arbeitend im Büro sitzen – arme Sau! Auf diesem automatisierten Wege ein verbittertes, aber dennoch herzhaftes »Prost« und ein Tipp für Sie: Schauen Sie doch mal beim Chef in die Schreibtischschublade – als Daheimgebliebener hat man das ungeschriebene heilige Recht, sämtliche Spirituosen der Kollegenschaft auszupicheln und durch Billigfusel von der Tanke zu ersetzen. Geschieht ihnen recht.
Werter Chef, liebe Kollegen! So eine Überraschung – da seid ihr im Urlaub und findet doch Zeit, mir ein Mail zu schicken – mit Fotos vom Strand, soso! Alleine für diese seelenlose, abgefeimte Grausamkeit verspreche ich euch, mich in den Wochen eurer Abwesenheit ausnahmslos pudelnackt in den Büroräumlichkeiten zu bewegen und mir den Schweiß großzügig mit euren Lieblingsbüroutensilien vom Körper zu wischen. Und keine Sorge, auch eure blöden Blumen werden nicht verdursten, denn die gieße ich selbst – wenn eh keiner da ist, brauche ich zumindest nicht jedesmal den weiten Weg zum Klo gehen. Ich hoffe, ihr schluckt beim Schnorcheln eine Feuerqualle!
Noch einen schönen Urlaub, Euer Rainer.