Donnerstag, Juli 18, 2024
Die Halle soll bereits stehen, demnächst werden die Maschinen folgen. Wenn alles fertig ist, geht für den Industriellen Friedrich Schmid ein lang gehegter Traum, der Markteintritt in China, in Erfüllung. Nicht von ungefähr, gilt das Riesenreich doch als der Hoffnungsmarkt für Dämmstoff schlechthin.

Bis die Kasse richtig klingelt, muss jedoch noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn außen liegende Gebäudedämmung ist in den Smogmetropolen Peking und Shanghai weitgehend unbekannt. Ein Anfang ist aber gemacht, die erste Million Quadratmeter Dämmstoff ist dem Vernehmen nach bereits verkauft. "Es ist richtig, dass wir uns den chinesischen Markt für unsere Produkte angesehen haben", bestätigt Juniorchef Ro-bert Schmid das geplante Engagement in China. Für Details sei es aber noch zu früh, weil die entsprechenden Verträge noch nicht finalisiert seien.

Das Bauwesen bietet bekanntlich eine Reihe von Möglichkeiten, den Finanzminister auszubremsen. Am häufigsten verbreitet sind Schwarzarbeit und die Beauftragung von Subfirmen, die als letztes Glied in einer langen Kette die Umsatzsteuer nicht abführen. "Ein System zu Lasten anderer Steuerzahler", wie der Bundessteuerinspektor Hermann Madlberger erklärt.

Seit rund drei Jahren versucht die Finanz deshalb durch so genannte Kettenprüfungen gegen die Sünder am Bau vorzugehen. Beginnend vom Generalunternehmer über auftragnehmende Mittelbetriebe bis hin zu Zulieferern, Arbeitsvermittlern und wendigen Subfirmen werden die Entrichtung der Lohnsteuer und der Fluss von Umsatzsteuer geprüft.

Ab der dritten Stufe werden die Prüfer besonders häufig fündig. Subfirmen, deren Existenz sich hierzulande nicht selten auf Postkasten, Telefon und Fax beschränkt, machen viel Arbeit. "Deren Chef sitzt irgendwo, etwa in der Slowakei, in einem Café und koordiniert per Handy seine Bautrupps", erklärt er. Dass dessen Motivation für das Abliefern der Umsatzsteuer eher gering ist versteht sich. "Wir können diese offenen Forderungen nur dann einbringen, wenn wir den Geschäftsführer in österreich antreffen und die Aktion gut und rasch vonstatten geht", weiß Madlberger.

All jene, die deswegen von einer "Aktion scharf" der Steuerbehörde sprechen, liegen, so Mandlberger, falsch. Es sei mittlerweile "marktbedingte Usance", dass Generalunternehmer den untersten Preis kalkulieren und Angebote für Teilleistungen unter dem heimischen Kollektivvertrag liegen. Dementsprechend müsse auch die Reaktion der Behörden ausfallen.

Für Generalunternehmer und Auftrag-nehmer der ersten Stufe hat der oberste Steuerprüfer einen Tipp: die Beauftragung anständiger Subfirmen. Denn im Grunde, so Madlberger, sei die Sache ganz einfach: "Das gesamte System funktioniert nur, wenn die Großen mitmachen."

Die BAI (Bauträger Austria Immobilien GmbH) muss weiterhin zittern. Die bereits geplante Vertragsunterzeichnung mit dem portugiesischen Immobilieninvestor Sonae Imobiliaria kam im letzten Moment doch nicht zustande.

Die Beteiligung von Sonae wäre für die Realisierung des 4,2 Milliarden Schilling (310 Millionen Euro) schweren Projektes Wien-Mitte dringend erwünscht, da das Projekt bereits unter starkem Druck von seiten der Bezirksverwaltung steht. Mit mindestens einer Milliarde Schilling (70 Millionen Euro) würde Sonae einsteigen. "Es gilt noch zahlreiche Punkte zu klären", sagt Sonae-Manager Heiko Stedele, der sich, was die Terminsetzung betrifft, absolut nicht festnageln lässt.

Die zentrale Lage des Projektes sei zwar attraktiv, was den zögerlichen Investoren aber nach wie vor Kopfzerbrechen bereitet, ist die gemeinsame Flächennutzung mit der öBB. "Schließlich würden wir als Betreiber des Shoppingcenters einen Teil des Bahnhofes mitbenutzen", erläutert Stedele. Andererseits sehe man aber, dass der Trend bei Shoppingcentern weg von der Peripherie hin zu innerstädtischen Lagen geht, und dort habe man es nun mal mit einer komplexeren Ausgangssituation zu tun.

Der Bahnhof als "attraktiver Standort für Shopping- und Entertainmentcenter", wie die öBB dies mehr als einmal propagierte, dürfte für Investoren also doch nicht nur verlockend sein. Ein Verkehrsknotenpunkt bringt zwar in der Regel eine erhöhte Kundenfrequenz, auf die Geschäftsinhaber heiß sind, andererseits scheint die Aussicht einer gemeinsamen Flächennutzung mit dem Bahnhofsbetrieb abzuschrecken.

Wolf Dieter Prix und Helmut Swiczinsky stehen als Coop Himmelb(l)au im Rampenlicht. Die eigentlichen Eigentümer der GesmbH sind laut Firmenbuch die beiden Wiener Architekten Heinz Neumann und Frank Stepper. An der Diskrepanz zwischen zahlreichen Wettbewerbssiegen und den in der Folge nur spärlich stattfindenden Ausführungen können auch sie nichts ändern. Viele Projekte liegen auf Eis, andere sind nicht abgerechnet oder lassen die Kassen nicht wirklich klingen. Insider bezweifeln etwa, dass beim Projekt Gasometer irgendein dort tätiger Planer gut verdient haben könnte.

Die Folge für Coop Himmelb(l)au: ein veritabler Engpass, der Mitarbeitern einen mehrwöchigen Zwangsurlaub bescherte. Ein Umstand, der im Büro selbst bestritten wird: "Wir haben gar keine Mitarbeiter, die wir in den Urlaub schicken könnten", erklärt der Projektmanager Gerhard Rieder. Alles weitere sei Privatsache und gehe niemanden etwas an. Bei weitem professioneller ist der 50-Prozent-Eigentümer Heinz Neumann: "Ich glaube, dass das Büro erfolgreich ist und es nicht zu einer Insolvenz kommt", erklärt er. Sobald die Coop-Himmelb(l)au-Projekte in Frankreich, in den USA, Wien Liesing, beim Mautner-Markhof-Spital in die Ausführung gingen, gäbe es keinen Grund für das Scheitern des imageträchtigen Büros.

Neumann bittet um Fairness und Verständnis und liefert auch gleich eine Erklärung für die Misere: "Die Wettbewerbe sind ein Grab, für jede Schwammerlhütte wird ein Wettbewerb initiiert und dann erklärt der Auslober in vielen Fällen, dass er eigentlich kein Geld hat", poltert er. Damit kreidet Neumann einmal mehr die wettbewerbsfreundliche Politik der Architektenkammer an. Fehlende Rohbau- und Polierpläne für den Neubau des Bregenzer Krankenhauses beschäftigen dagegen das Architekturbüro Volker Giencke. Die Verantwortlichen im Land haben nun die Notbremse gezogen und dem Planer die Verantwortung entzogen. Um Termine und Kosten zu retten, wurde Gienke dazu gedrängt, mit dem Vorarlberger Platzhirschen Baumschlager-Eberle eine AG zu bilden. Ihr Auftrag: Behebung der Planungsrückstände und Verbesserung der Baubegleitung.

Die Umdasch AG muss mit massiven Einbrüchen rechnen. Nach Zuwächsen von je 14 Prozent in den beiden vergangenen Jahren rechnet Vorstandsvorsitzender Reinhold Süßenbacher für 2001 mit lediglich fünf Prozent Steigerung. Vor allem mit ihrem Schalungshersteller Doka, der drei Viertel des Konzerns ausmacht, bekommt Umdasch die deutsche Baurezession zu spüren. Grund genug, auf den US-Markt auszuweichen. Im Mai 2002 soll, so Süßenbacher, der in New Jersey beheimatete Schalungsunternehmens Conesco zur Gänze aufgekauft werden.

Auf dem Gebiet der Innovation ist man hingegen erfolgreicher: Für die Strabag wurde eine selbstfahrende Schalungsmaschine um 25 Millionen Schilling für den Tunnel Steinhaus entwickelt.

Dass in der steirischen Gemeinde Empersdorf derzeit die wahre Freude herrscht, ist nur bedingt anzunehmen. Denn eine in ihrem Auftrag erstellte Studie der TU Graz über die Möglichkeiten einer Verkabelung der vom Verbund geplanten 380-Kilovolt-Leitung durchs Kainachtal bestätigt, was im Wesentlichen schon längere Zeit bekannt ist: Technisch ist die Angelegenheit machbar, wirtschaftlich ist sie auf absehbare Zeit nicht.

Den Studienautoren Michael Muhr und Rudolf Woschitz zufolge kostet die Freileitung 1,5 Milliarden Schilling, die Verkabelung kommt je nach Variante auf 3,8 bis 6,2 Milliarden. Die gesamten Anlagekosten pro Kilometer geben Muhr und Woschitz mit 15 Millionen Schilling für die Freileitung und 68 Millionen für die Verkabelung an. Auch die gelegentlich ventilierte Kombination von Kurzstrecken aus Freileitung und Kabel ändert am grundsätzlichen Befund nichts. Laut Studie käme das nur noch teurer als die ohnehin schon unrentablen Verkabelungsvarianten.

Vorerst utopisch sei auch die Verwendung von gasisolierten Leitungen (GIL): "Diese Technologie ist noch teurer als das Kabel und wird bisher nur für kurze übertragungsstrecken eingesetzt.“ Josef Arnus, Gemeindesekretär von Empersdorf und entschiedener Befürworter der Verkabelung, beharrt dennoch: "Für uns ist die technische Machbarkeit ausschlaggebend. Wenn der Verbund und die Politik die Kainachtalleitung wollen, muss ihnen das auch etwas wert sein.“ Nicht zuletzt gehe es auch um volkswirtschaftliche Interessen. Eine der wichtigsten Einnahmequellen in der Region sei der Tourismus. Eine Freileitung könne den Landschaftsgenuss und damit das Geschäft mit den Sommerfrischlern erheblich beeinträchtigen.

Die Verkabelungstechnik sei jedenfalls die Zukunft: "Der internationale Trend geht ganz eindeutig in Richtung Kabel. Entweder sind wir die Vorreiter oder wir werden die Letzten mit einer Freileitung sein.“

Die zweite Kapitalerhöhung der oekostrom AG geht noch einige Zeit weiter. Nach den offiziellen Informationsunterlagen hätte die seit Feber 2000 laufende Zeichnungsfrist bereits am 20. Jänner 2001 enden sollen (siehe Faksimile). Nach Angaben auf der Website wird sie noch bis "mindestens 31. Dezember 2001" laufen. oekostrom-Vorstand Ulfert Höhne selbst geht von etwa Ende Jänner, Anfang Feber 2002 aus: "Etwas weniger als 20 Millionen Schilling brauchen wir noch." Das ist annähernd die Hälfte der geplanten Aufstockung um 2,930 Millionen Euro (40,3 Millionen Schilling) von derzeit 770.000 Euro (10,6 Millionen Schilling) auf 3,7 Millionen Euro (50,9 Millionen Schilling). An der Sinnhaftigkeit der Kapitalerhöhung ist jedenfalls nicht zu zweifeln. Nach Höhnes Angaben wird ab dem kommenden Jahr der Aufbau eigener Produktionskapazitäten in Angriff genommen: Im burgenländischen Windpark Parndorf wolle die oekostrom rund 93 Millionen Schilling investieren, in das Salzburger Biomasseheizwerk Tamsweg ersten Grobkostenschätzungen zufolge rund 23 Millionen.
Report: Der russische Atomenergieminister Alexander Rumjanzew sagte zu den Anschlägen in den USA, auf russische AKW könne auch ein mit Sprengstoff beladener Jumbo stürzen, ohne dass es zu einer Katastrophe käme.
Kromp: Es gibt kein Kernkraftwerk auf der Welt, das dem gezielten Anprall eines Jumbos Stand hielte, noch dazu, wenn dieser vollgetankt ist. Auch wenn das Containment nicht durchschlagen wird, gibt es empfindliche Anlagen, wie etwa Kühlmittelleitungen, deren Ausfall zu nicht mehr beherrschbaren Situationen führen könnte. Die Folge kann ein Kernschmelzunfall sein, mit einem massiven Austritt an Radioaktivität. Die Terroristen hätten am 11. September auch AKW attackieren können. Three Mile Island in Pennsylvania etwa wäre leicht erreichbar gewesen. Dennoch wurden andere Ziele bevorzugt. Es gab Berichte, die bei Pittsburgh abgestürzte Maschine hatte ein AKW zum Ziel. Auf der offiziellen Website des russischen Geheimdienstes hieß es, Bin Laden halte 400 Kamikazepiloten für den Angriff auf Kernkraftwerke bereit. Das mag eine Spekulation sein. Aber AKW haben leider auch einen hohen Prestigewert. Sie sind das Fortschrittsymbol des Atomzeitalters.

Alle Welt redet von der Verwundbarkeit von AKW. Werden dadurch Terroristen nicht geradezu eingeladen, anzugreifen?
Ich würde auch nicht davon reden, wenn solche Szenarien nicht ohnehin in der öffentlichkeit kursierten. Es gab bereits mehrfach Angriffe auf AKW. Im Jahr 1982 wurde die Baustelle des französischen Reaktors Superphénix mit Raketen attackiert. Die Israelis zerstörten in den achtziger Jahren den irakischen Osirak, der glücklicherweise noch nicht in Betrieb war. Die Tschetschenen drohten 1994 mit der Sprengung russischer Nuklearanlagen. Während des bosnisch-serbischen Krieges tönte ein Serbengeneral, er werde westliche AKW bombardieren. Wer Terrorakte durchführt oder unterstützt, muss nun mit deutlich heftigerer Vergeltung rechnen, als das bisher der Fall war. Ich halte von dieser Strategie wenig. Man muss die sozialen Ursachen des Terrors bekämpfen. So lange die reichen Länder immer reicher werden und die armen Länder immer ärmer, wird es Fundamentalismus und in der Folge Terror geben.

Ist es mit dem heutigen Stand der Wissenschaft möglich, ein Kernkraftwerk zu bauen, bei dem das Restrisiko vernachlässigbar ist?
Ich glaube das nicht und halte es nicht für wünschenswert. Die Kernenergie ist eine übergangstechnologie, die unbedingt auslaufen soll. Ich bin nicht für eine hysterische Vorgangsweise. Für manche Gebiete wäre ein plötzlicher Ausstieg nicht zu verkraften, weil sie damit ihre Energieversorgung verlieren würden. Aber das Phase-out sollte rasch erfolgen. Der Beitrag der Nukleartechnologie zur Energieversorgung der Welt ist ja gering. Verglichen damit ist das Risiko unvertretbar. EU-Energiekommissarin Loyola de Palacio sagte kürzlich, das einzige Problem mit der Atomkraft sei die Endlagerung des Atommülls. Und da seien die Forschungen so weit, dass in einigen Jahren mit einer endgültigen Klärung der Frage zu rechnen sei. Von einer Lösung ist keine Rede. Lager zu finden, die über die nächsten paar Millionen Jahre sicher sind, ist absurd. Wir können zwar sagen, diese und jene Formation war in den vergangenen zwei, drei Millionen Jahren stabil. Aber wir können nicht sagen, ob sie die nächsten paar tausend Jahre auch übersteht. Es gibt keinen Platz auf der Erde, wo wir ein Erdbeben mit Sicherheit für alle Zukunft ausschließen können. Palacio sagte auch, Deutschland werde schon sehen, wie weit es mit dem Atomausstieg komme. Gerade im Hinblick auf die Verletzlichkeit unserer Zivilisation ist es nötig, sich von gefährlichen Prestigeobjekten zu verabschieden. Ohne in Panik zu verfallen, sollten wir zügig aus der Atomkraft aussteigen. Auch riesige Wasserkraftwerke müssen wir mittelfristig loswerden und zu einer dezentralen Energieversorgung übergehen. Das würde bedeuten, die Kraft-Wärme-Kopplung zu forcieren und von den fossilen auf erneuerbare Energieressourcen umzusteigen. Der Menschheit wird nichts anderes übrig bleiben, wenn sie nicht relativ rasch von diesem Planeten verschwinden will. Auch die Bevölkerungszahlen und -dichten müssen dringend reduziert werden, natürlich auf der Basis von Freiwilligkeit und Einsicht.

Wie viel Zeit bleibt uns noch?
Es ist fünf vor zwölf, wenn nicht fünf nach zwölf. Wir müssen die Gebiete des Planeten, die immer chaotischer werden, sanieren. Und das nicht, um unsere Profite zu maximieren, sondern um die dortigen Lebensbedingungen zu verbessern. Dafür brauchen wir entsprechende Technologien. Wenn wir die Veränderung nicht evolutionär schaffen, wird sie katastrophal über uns hereinbrechen. Die Konsequenzen wären unabsehbar.

Welche Maßnahmen wären unmittelbar nötig?
Man muss nicht das Rad neu erfinden, nur die vielen Ansätze ernst nehmen. Das geht von ökosteuern bis zu einem humanistischeren Verhalten den Armen gegenüber. Die Solidarität, die die USA jetzt vom Rest der Welt verlangen, müssten sie auch selbst zeigen, etwa bei den Kiotozielen. Da geht es auch um mehr Gerechtigkeit, Beseitigung von Armut und Unwissenheit. Auch die USA müssen weg vom immensen Ressourcenverbrauch, der nicht auf die ganze Menschheit umlegbar ist. Derzeit werden Techniken untersucht, das beim Verbrauch fossiler Brennstoffe emittierte CO2 zu verflüssigen und unterirdisch zu lagern, um so die Atmosphäre zu schützen. Das geht, wenn überhaupt, nur mit großem Aufwand. Wir müssen mit der Natur ins Gleichgewicht kommen. Die Natur wird sich nicht an den Menschen anpassen. Die Technologien sind weitgehend da, sie müssten nur optimiert werden. Würden mit den Geldern, die in die Kernkraft und in Technologien auf der Basis fossiler Brennstoffe inves-tiert werden, die erneuerbaren Energieträger gefördert, hätten wir einige Sorgen weniger. Die FPö macht Ernst mit ihrem Anti-Temelín-Volksbegehren und droht mit einem Veto gegen den EU-Beitritt Tschechiens. Politisch möchte ich das nicht beurteilen. Technisch gesehen, hätte Temelín auf Grund der in den EU-Staaten geltenden Sicherheitsbestimmungen nicht einmal mit Kernbrennstoff beladen, geschweige denn in Betrieb gehen dürfen. Die Frage der Erdbebensicherheit ist nicht geklärt, die Tauglichkeitsnachweise für sicherheitsrelevante Komponenten fehlen. n

Ich habe vor zwei Tagen gelacht", sagt Max Stockinger, Chef der Linz AG und Partner in der Energie Allianz. Allzu oft wird man vermutlich nicht Menschen begegnen, die sich genau an den Zeitpunkt erinnern können, wann sie zuletzt gelacht haben. Der Linzer Generaldirektor zählt zu dieser Spezies. Aber keineswegs zu jener, die in den Keller lachen geht. Das attestieren ihm alle, die ihn kennen. "Ich hab ihn oft sehr heiter, lustig und unterhaltsam erlebt", sagt Ingrid Vogl, die PR-Chefin des Wiener Stadtwerke-Konzerns. Doch mit breit lachender Miene haben ihn die wenigsten in Erinnerung, eher mit dem ernsten Blick. "Meine Frau und meine Tochter sagen auch immer, ich soll nicht so ernst schauen."

Ernster Habitus. Das ernste Gschau hat indessen weniger mit dem Gemüt Stockingers, als dem Habitus der Funktion zu tun. Sitzt man dem Generaldirektor in der kühl in Marmor, Stahl und Glas gehaltenen Chefetage im Industrieviertel am Rand von Linz gegen-über, wird das rasch deutlich. Stockinger ist zuvorkommend, geduldig, spricht ruhig und nicht gereizt, selbst bei heiklen Themen.

Den Blick konzentriert aufs Gegenüber gerichtet, holt er beim Reden thematisch gerne weit aus. Der Gesprächspartner ist ge-fordert, ihn ebenso geduldig wieder zurückzuführen. Nun ja, die letzten Jahre waren schwierig, die nächsten werden um nichts leichter. Selbst für den bei weitem größten Energieversorger in österreich, die Energie Allianz mit den Partnern Wienenergie, EVN, Bewag, Begas und als letzten Mitstreiter im Bunde die oberösterreichische Energie AG.

Kartell und Verfahren. Apropos Energie Allianz: Zwar rechnet niemand wirklich mit einem negativen Ausgang des kartellgerichtlichen Verfahrens. Aber selbst in Allianzkreisen wird immer wieder und in letzter Zeit immer häufiger die Frage gestellt: Warum hat man nicht kühne Schritte gesetzt, sich das Kartellverfahren erspart und gleich eine Fusion angestrebt? - Unterschiedliche Unternehmenskulturen, Betriebskonglomerate, die nicht zusammenpassen, verschiedene Dienstrechte - alles Gründe laut Stockinger, warum die Allianz die bessere Lösung scheint, als die Fusion.

Stockinger: "Ein Hafen und die Verkehrsbetriebe wären nicht zu integrieren, und alleine wollte niemand solche Betriebe führen, wenn er nicht auch andere Infrastrukturbereiche im Portefeuille hat." Die Aufteilung und Organisation der Linzer Stadtwerke habe er sich ja schließlich nicht aus dem Finger gesogen, antwortet der Generaldirektor. Die ursprünglichen Konzepte stammen von PricewaterhouseCoopers. Mittlerweile ist freilich schon ein halbes Dutzend Berater durch das Unternehmen gezogen. Die Rechtfertigungen für Allianz statt Fusion klingen mittlerweile schon nach Stehsätzen.

Ob nicht doch der klare Schnitt, der kühne Schritt vernünftiger wäre, um die wirtschaftliche Zukunft auf heiß umfehdeten Märkten zu sichern? Stockinger lehnt sich bedächtig zurück: "Man muss eben den richtigen Zeitpunkt abwarten können." Denn geschieht etwas zur falschen Zeit, so wird dadurch zumeist mehr zerstört als geschaffen. Auch "auf dem Hochsitz verbringt man mehr Zeit mit dem Warten und Beobachten als dem Schießen", sagt der leidenschaftliche Jäger mit einem Hinweis auf seine einzige sonstige Passion neben der Energiewirtschaft.

Präsident und General. In Augenblicken wie diesen glaubt man zu erkennen, warum der studierte Betriebswirt etwa Präsident des Interessenverbandes der E-Wirtschaft, des Verbandes der Elektrizitätswerke österreichs (VEö), werden konnte: Stets wirkt Stockinger verbindlich und um den Ausgleich der Meinungen und Interessen bemüht. Das bringt nicht zuletzt den taktischen Vorteil, manchmal unterschätzt zu werden: Da ist niemand, der ihn für zu durchschlagskräftig hielte und für potenziell zu mächtig. Dabei zeitigte seine Arbeit gerade auch im VEö so manche Erfolge: Der Verband wurde neu organisiert und gestrafft. Freilich: "Die Entscheidungsstrukturen mit den vielen Gremien und Kollegialbeschlüssen könnten noch schlagkräftiger werden", gesteht Stockinger ein. Daneben wird ihm aber ein weiterer Coup wesentlich zugerechnet: Dass die Energie AG, der oberösterreichische Konkurrenzbetrieb, nunmehr auch zur Gruppe der Allianz gestoßen ist, wäre, so sagen Beobachter, ohne die Geduld und die Fähigkeit Stockingers, dicke Bretter zu bohren, nicht gelungen.

Freilich bedurfte es auch des Willens auf der politischen Ebene. Die Verständigung zwischen dem oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer und dem Wiener Vizebürgermeister Sepp Rieder war nicht schädlich. Aber die Detailarbeit bei den stets äußerst sensiblen Fragen der Bewertung, die lange als Hindernis einer Annäherung galten, lag beim Linzer "General", wie Max Stockinger im eigenen Haus respektvoll genannt wird. Dabei seit 40 Jahren. An Erfahrung kann es ihm wohl nicht mangeln. Seit 36 Jahren arbeitet der 1939 geborene Oberösterreicher in der Energiewirtschaft. Anfangs hieß das Unternehmen "Linzer Elektrizitäts-, Fernwärme und Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft". Bereits seit 1994 ist Stockinger Generaldirektor der ESG, und seit einem Jahr ist er auch Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der Linz AG, des Zusammenschlusses mit den Stadtwerken. Wie lang er sich das noch antun will? "Schon noch ein Zeitel."

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