Sonntag, November 24, 2024
Nachhaltigkeit als Treiber
Bild: iStock

Banken stehen bei der Umsetzung von ESG-Kriterien noch am Anfang, wie eine aktuelle Studie zeigt. Nachhaltigkeit wird zwar als wichtig für die Reputation erachtet, aber 44 Prozent haben noch keine Strategie entwickelt.


Das Thema Nachhaltigkeit macht auch vor dem Finanzbereich nicht Halt. Banken müssen künftig ihr Kreditportfolio anpassen und mehr grüne Investments ausweisen, aber auch sich selbst als Institute transformieren. Ob das gelingen kann, hat das Beratungsunternehmen zeb in einer europaweiten Studie ausgelotet. 36 Geldinstitute aus der DACH-Region, davon zwölf aus Österreich, nahmen an der Erhebung teil.

Diese lieferte durchaus zwiespältige Ergebnisse: 98 Prozent erachten ESG als zentralen Faktor für ihre Reputation. 89 Prozent erwarten auch Wettbewerbsvorteile durch Beratungskompetenz in diesem Themenbereich, aber nur knapp 30 Prozent messen bisher positive betriebswirtschaftliche Beiträge durch ESG. Allerdings sind innovative Nachhaltigkeitsprodukte auf dem Markt noch kaum vertreten. „Grüne“ Neugeschäfte machen daher bei drei Viertel der Banken noch weniger als zehn Prozent des Gesamtvolumens aus. „Der wichtigste Treiber für ESG-Aktivitäten sind regulatorische Vorgaben und die Erwartungen ihrer Stakeholder“, sagt Michaela Schneider, Managing Partner von zeb Austria.

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Michaela Schneider: „Banken spielen bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit eine enorm wichtige Rolle. Perspektivisch ist daher entscheidend, dass Banken ESG in ihre Geschäftsmodelle integrieren.“

Fehlende Strategie

Die Netto-Null-Ziele sind für die Kreditinstitute unstrittig – hinsichtlich Ambition und Umsetzung bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Bis 2035 wollen 40 Prozent der Befragten so weit sein, 26 Prozent – vor allem kleinere, regionale Häuser – haben sich diesbezüglich noch keine Gedanken gemacht. „Die Banken in Österreich, Deutschland und der Schweiz liegen alle auf dem gleichen ESG-Niveau“, sagt Studienautor Frank Mrusek.

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Bild: Franz Musek: „Praktisch alle haben die gleichen Probleme und Herausforderungen: Fehlende ESG-Daten, noch unterentwickeltes Risikomanagement und fehlende einheitlichen Standards.“

Im Kreditportfolio hat noch keine der befragten Banken das Netto-Null-Ziel erreicht. Bis 2050 wollen immerhin 36 Prozent entsprechend umgestellt haben. Auch hier gehen die großen Player voran: Großbanken messen Portfolio-Emissionen genauer und verwenden dafür auch einheitliche Standards. 68 Prozent der Banken wollen künftig bestimmte Branchen für Geschäfte kategorisch ausschließen. Auf Platz eins liegt dabei die fossile Energiegewinnung, gefolgt von Kohle- und Bergbau.

Noch ziemlich am Anfang steht man bei der Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Risikomanagement. Weniger als die Hälfte der Institute evaluiert physische und transitorische ESG-Risiken anhand bestehender Risikomodelle. Vor allem die fehlende Verfügbarkeit von Daten hemmt die Einrichtung entsprechender Steuerungsmechanismen.

56 Prozent der Banken berücksichtigen den ökologischen Hintergrund ihrer Kunden nicht, wenn sie eines ihrer Vorhaben finanzieren – wenn überhaupt, dann erfolgt oftmals lediglich eine pauschale Preisanpassung, betriebswirtschaftlich fundierte Ansätze fehlen jedoch.

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