Natürlich war früher alles besser, vor allem wir. Trotzdem: Die Jugend von heute – ein Drama. Ein Lamento von Rainer Sigl.
Vermutlich haben das auch unsere Eltern gesagt. Und deren Eltern auch. Wahrscheinlich finden sich irgendwo Zeitungsartikel aus dem 18. Jahrhundert, illuminierte Handschriften aus dem Mittelalter, Papyrusrollen aus dem Alten Ägypten und krakelige Höhlenmalereien exakt desselben Inhalts: Die jungen Leute – zum Vergessen! Und trotzdem hat sich der Mensch in den letzten knapp 200 Generationen immerhin erfolgreich diesen Planeten untertan gemacht, die Schrift, Strom, Antibiotika, den Whirlpool und diverse untergärige Biersorten erfunden, man sieht also: Die Geschichte der Menschheit ist schon ein ziemlicher Erfolg, aber hallo, egal, was die maulenden alten Zauseln auch immer über ihren jeweiligen Nachwuchs zu sudern hatten.
Bis jetzt zumindest. Weil die Jugend heute, also ehrlich, bitte: So geht das nicht.
Zum Beispiel diese Rotzpippen, die jetzt freitags Schule schwänzen »für das Klima«. Ja glauben diese wohlstandsverwahrlosten Grätzen denn, dass uns das völlig wurscht ist? Natürlich nicht, aber schmeißen wir deshalb unsere im Schweiße unseres Angesichts mühsam zu erhaltende 50-Wochenstunden-Arbeit im fein geölten Getriebe des global unablässig großartige Waren erzeugenden und um den ganzen Erdball verteilenden Hochleistungskapitalismus in Frage?
Glauben diese Bankerten vielleicht, ich würd nicht lieber auch für ein bisschen Öko spazieren gehen statt wie jeden Freitag drei Stunden im Stau vom Ballungszentrum in mein sauer zusammengepfuschtes Haus im Grünen zu SUVen? Sollen erst mal was hackeln und der Wirtschaft was bringen, bevor’s hier sinnlos wegen irgendeinem Schas die Straßen blockieren!
Ich mein: Diese Gfraster wären die Zukunft! Eigentlich! Auf die verlässt sich unser ganzes Pensionssystem! Glauben die, ich zahl wie ein Trottel mein ganzes Leben ein, damit diese Neo-Hippies dann wegen ein paar gefährdeter Eichkatzerln, irgendwelcher bedrohten Rüsselkäfer oder läppischer Polarkappengletscherromantik meinen sauer verdienten Lebensabend im Wohnmobil an der Algarve sabotieren können?
Sicher nicht!
Ich sag’s Ihnen: WIR waren nicht so, aber echt. WIR haben auch nach vorn geblickt, aber mit einer gesunden Politikverdrossenheit, mein Lieber! Wenn ein resigniertes Achselzucken für uns gut genug war, warum müssen dann diese altklugen Ökogschrappen jetzt hier so ein Trara machen? Sollen s’ in die Schule gehen, was lernen, meinetwegen – wenn’s sein muss – was studieren, ein paar Praktika machen, was arbeiten, eine Familie gründen, ein paar Kredite aufnehmen, Häuslbauen, einen Burnout kriegen – ganz normal, halt, oder? – und DANN einmal schauen, dass sie in der Welt was bewegen!
Weil: Wenn globale, riesige, potenziell lebensbedrohliche Apokalypsen am Horizont sind, die möglicherweise zu planetarischen Ausrottungen unvorstellbaren Ausmaßes führen werden, brauchen wir eins sicher nicht: Gfrastsackeln, die sich eine gscheite Schulbildung verprotestiert haben.
Deshalb mein Appell: Prügelstrafe wieder einführen! Die Petition ist schon beim Bildungsministerium. Wissen S’ was: Ich hab da ein gutes Gefühl.