Donnerstag, Jänner 16, 2025
Warten auf die Zuversicht
Haben das Konsum- und Konsumkreditverhalten in Österreich erhoben: Enver Sirucic (Bawag Group) und Gerald Resch (Bankenverband). (Foto: Stefan Csaky)

Die Österreicher*innen lieben den Urlaub, das Ausgehen und ihre Hobbies, weist eine Studie zu den größten Konsumausgaben der Haushalte aus. Für 2025 wird ein stabiles bis zurückhaltendes Konsumverhalten erwartet.


Die Österreicher*innen geben über alle Generationen hinweg am meisten für Urlaube aus. Über 2.300 Euro werden jährlich in Reisen gesteckt. Einzig die Gen Z investiert geringfügig mehr ins Ausgehen, das mit wenig Abstand den Urlaubsausgaben folgt. (Babyboomer: Jahrgänge 1946–1965, Generation X: 1966–1980, Millennials: 1981–1995, Generation Z: 1996–2010)

In einer Studie des Bankenverbandes und der Bawag Group wurden die Spitzenreiter bei den Konsumausgaben und die Bereitschaft zur Fremdfinanzierung dieser erhoben. „Es gibt nicht nur Unterschiede im Konsumverhalten, auch die Bereitschaft, Konsumwünsche zu finanzieren, ist eine Generationenfrage. Während rund neun von zehn Babyboomern darauf setzen, nur das zu kaufen, was sie sich von ihrem verfügbaren Geld leisten können, halten es 40 Prozent der Gen Z für legitim, für die Erfüllung ihrer Konsumwünsche einen Kredit aufzunehmen“, erklärt Enver Sirucic, CFO der Bawag Group.

„Man sollte sich nur Dinge kaufen, die man sich auch leisten kann“ – dies wird von 87 Prozent der Babyboomer, 80 Prozent der Gen X, 76 Prozent der Millennials und 71 Prozent der Gen Z bestätigt. Gen Z nutzt überdurchschnittlich oft Lieferservices, geht in Pubs, Bars und Clubs und ins Kino. Restaurantbesuche liegen dagegen weit unter dem Durchschnitt. „Verhältnismäßig viel Geld investiert die Gen Z in ästhetische Behandlungen. Überdurchschnittlich viel geben sie für Online-Gaming, Computerspiele und Mode aus“, erläutert Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes. Die Generation ist am stärksten auch auf Bällen anzutreffen (38 Prozent). Durchschnittlich werden 226 Euro pro Ballbesuch investiert, Bekleidung inklusive.

Millennials zieht es beim Reisen in die Ferne und sie bevorzugen zudem Strand- und Familienurlaube. Die Gen X zeigt ein sehr ausgewogenes Ausgabeverhalten. „Auffällig ist, dass sie die einzige Generation ist, die nach dem Strandurlaub gleich an zweiter Stelle den Urlaub in den Bergen bevorzugt. Ausgehen heißt für die Gen X Restaurantbesuche“, erläutert der Bankenverbands-Generalsekretär. Zudem investieren sie verhältnismäßig viel in ihre Hobbys. Hier spielen Auto und Motorrad eine wichtige Rolle. „Die Babyboomer sind sparsam. Und sie haben klare Präferenzen: Wellness sowie Restaurants, und sie ist als einzige Generation oft im Theater, in der Oper und bei klassischen Konzerten anzutreffen“, so Resch.

Kredite und Abwarten
Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln sich auch in den makroökonomischen Trends wider: Die Sparquote in Österreich zwischen 1998 bis 2023 lag konstant bei durchschnittlich 10 %. Die Einlagen privater Haushalte stiegen im selben Zeitraum von 121 Milliarden Euro auf über 300 Mrd. Euro – auch inflationsbereinigt (rechnerisch jährliche Steigerung von 3,7 % gegenüber jährlicher Inflation von rund 2 %). Die Konsumausgaben entwickelten sich ähnlich: Sie sind von 109 Mrd. Euro im Jahr 1999 auf etwa 250 Mrd. Euro stiegen. Bei den Konsumkrediten zeigt sich ein differenziertes Bild: Nach einem Anstieg in den Nullerjahren bis zu einem Höchststand von rund 28 Mrd. Euro im Jahr 2005 liegt der Bestand seit 2020 relativ stabil bei etwa 17 Mrd. Euro. Fazit: Der Großteil der Konsumausgaben in Österreich wird aus eigenen Mitteln bestritten.

Konstanz ist für das laufende Jahr zu erwarten. Der Großteil der Befragten möchte die Ausgabehöhe nicht verändern, knapp ein Drittel will diese sogar kürzen. Der Fokus liegt neuerlich auf Urlaub und Wohlbefinden, sparen möchten die Österreicher*innen bei Mode und Ausgehen. „An sich ist das Geld für Konsum da – es fehlt aber an der Zuversicht fürs Ausgeben“, kommentiert Gerald Resch die abwartende Haltung vieler Menschen aufgrund politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten.

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