Mittwoch, Juli 17, 2024

Die Neue Welt des Arbeitens hat auch ihre Schattenseiten.

Erinnern Sie sich noch? Früher? Als wir alle wie die Arbeitsdrohnen jeden Morgen noch halb verschlafen im Konvoi Richtung Büro getorkelt sind? Hach, das ist ja jetzt gottlob Geschichte, seit alles so mobil und flexibel geworden ist. Büro? Pffft! Meine Arbeit ist jetzt da, wo ich bin, nicht dort, wo mein schlecht gepolsterter Bürostuhl unter einer seelenlosen Neonröhre klappert!

Zuerst war’s ja nur ein bisschen Home Office bei mir, nicht, so am Freitag von zu Hause aus Mails beantworten und telefonieren. Dann bin ich am Donnerstag auch gleich zu Hause geblieben, dann Montag, und dann hab ich bemerkt: Eigentlich kann ich gleich ganz daheim bleiben. Es geht!  Und wie! Inzwischen bin ich ja total reingekippt. Keine Zeitverschwendung mehr beim Pendeln! Keine Ablenkung durch unnötige Bürodramen und Klatsch und Tratsch! Kein Kopfzerbrechen mehr, ob man das blaue Hemd mit der dunkelblauen oder mit der dunkelgrauen Krawatte anziehen soll! Ach, was red ich: Ob man wirklich ein Sakko anziehen soll! Oder ein Hemd! Oder eine Unterhose!

Wenn ich dran denke, was früher an Zeit verloren gegangen ist – halleluja! Das spar ich jetzt alles locker ein, ich bin eine Effizienzmaschine, jawohl! Der Wecker läutet, ich steh auf, Kaffeemaschine an, Computer an, aufs Häusel, Kaffee machen, und zack – bin ich in der Arbeit! Emails lesen, die Zahlen checken, die eine oder andere Videokonferenz, Zähneputzen, meistens, telefonieren, dann noch ein Kaffee – früher war ich um die Zeit noch nicht mal von der Kaffeeküche zurück, wenn ich blöderweise dort die Pribil getroffen habe! Ja, natürlich ist da ein Ausgleich ganz wichtig, das Leben besteht ja nicht nur aus Arbeit, drum nehm ich mir mittags dann beinhart eine ganze Stunde, ja, das muss sein, immer nur in den Blechtrottel reinglotzen, bitte, das geht gar nicht. Da lieg ich dann gemütlich auf meiner eigenen Couch, löffel eine Nudelsuppe und schau ein bisschen fern. Oder ich surf am Tablet. Oder check meine Emails. Ein völlig neues Arbeits-, ach, was red ich, ein völlig neues Lebensgefühl!

Ja, gut, es gibt schon auch Nachteile. Sagen wir mal so: Man vermisst halt ein kleines Futzelchen den Direktkontakt mit der Welt. Dafür lernt man die sozialen Kontakte, die man hat, noch mehr zu schätzen! Der Postler zum Beispiel, also, so ein lieber Mann, wirklich, ich hatte ja keine Ahnung! Gut, der hat leider auch wenig Zeit zum Plaudern, und auf einen Kaffee kommt er auch nicht mehr herein, seit ich neulich da bei seinem Anblick aus Versehen ein bisschen in Freudentränen ausgebrochen bin.

Dass die Putzfrau jetzt nicht mehr abhebt, wenn ich sie anrufe, kränkt mich aber schon, und das nur, weil ich ein bisschen Konversation betreiben wollte während ihrer Arbeit, ich mein, immerhin bezahl ich sie ja nach Stunden, da kann es ihr doch wurscht sein, ob sie putzt oder mir im Detail erzählt, wie draußen das Wetter ist oder wie sich der Wind anfühlt oder was der Sinn ist von allem, ich mein, der wirkliche Sinn …

Also ja: Mein Leben hat sich sehr geändert, seit ich Teil der neuen, flexiblen Arbeitszukunft bin. Ui, jetzt muss ich aber eh wieder zurück zu meinem Computer – gestern und vorgestern ist da um die Zeit nämlich eine Taube im Fenster gesessen! Ich hoff, die kommt heute auch wieder. Oh, hoffentlich! Hoffentlich! Bitte? Nein, mir ist nur was ins Auge gekommen. Ja, das passiert mir öfter in letzter Zeit.

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