Neue Technologien, innovative Produkte, bessere Prozesse und rechtliche Rahmenbedingungen – es gibt viele Möglichkeiten, die Effizienz am Bau zu erhöhen. Wo es den Hebel anzusetzen gilt, darüber diskutierte eine prominente Runde aus den verschiedensten Teilbereichen der Bauwirtschaft auf Einladung des Bau & Immobilien Report.
Die Bauwirtschaft befindet sich in einer veritablen Krise. Die Effizienz am Bau zu steigern, ist ein Gebot der Stunde. Wo das größte Potenzial liegt und welche Hürden überwunden werden müssen, darüber sprachen Peter Krammer, CEO Swietelsky, Wolfgang Litzlbauer, Vorstandsvorsitzender Umdasch Group, Kevin Stierle, Unit Lead Salesforce Project Delivery bei Digitall und Claudius Weingrill, Leiter Rechtsabteilung der BIG, unter der Moderation von Martin Szelgrad, Report Verlag. Mehr als 70 Gäste folgten der Einladung ins Flemings Hotel Wien-Stadthalle.
Viele Wege zum Ziel
Einigkeit am Podium herrschte darüber, dass digitale Lösungen die Effizienz ebenso steigern können wie organisatorische Maßnahmen oder auch Änderungen bei den Verträgen. Dem immer wieder gerne gebrachten Spruch, dass sich die Produktivität am Bau in den letzten 50 Jahren nicht erhöht hätte, widersprach Swietelsky-CEO Peter Krammer gleich zu Beginn. »Selbstverständlich ist die Bauwirtschaft produktiver geworden – mit leistungsfähigeren Maschinen und effizienteren Arbeitsabläufen auf den Baustellen und in den Produktionsbetrieben. Trotzdem ist die Lohnsumme im Vergleich zum Gesamtvolumen – also die Lohnstückkosten – gleich geblieben.« In anderen Bereichen dagegen, wie der produzierenden Industrie, hätten die Kapazitäten relativ zum Personalstand deutlich gesteigert werden können. Großes Potenzial zur Effizienzsteigerung sehen sowohl Krammer als auch der Leiter der Rechtsabteilung der Bundesimmobiliengesellschaft Claudius Weingrill in partnerschaftlichen Vertragsmodellen und Early Contractor Involvement. »Uns ist bewusst, dass der Auftraggeber trotz seiner qualifizierten Fachplaner nicht zwingend immer die besten Ideen haben muss. Eine Baufirma hat einen anderen Zugang und es wäre sinnvoll, diese früh genug in das Projekt zu holen – was aber nicht einfach ist«, so Weingrill.
Für den Vorstandsvorsitzenden der Doka-Mutter Umdasch Group ist das Thema »Effizienz auf der Baustelle« sogar der Grund, »warum es Doka gibt«. Das habe mit der Schalungsplatte zur modularen Mehrfachverwendung in den 50er-Jahren begonnen und setze sich seither in sämtlichen Produktentwicklungen und Features im Portfolio fort, darunter die Entwicklung der Systemschalung im Holz-Stahl-Verbund oder an Technologien wie die einseitige Ankermethodik. Zudem werden mit der Sensorlösung Concremote bereits seit vielen Jahren nachweislich Ausschalfristen verkürzt und Nachbehandlungen minimiert.
Digitale und organisatorische Maßnahmen verknüpfte Kevin Stierle, Unit Lead Salesforce Project Delivery bei Digitall. »Wir stellen mit unserer digitalen Plattform, das Bauvorhaben und alles, was dazu geschieht in den Mittelpunkt. Auf dieser Plattform sind dann alle Aktivitäten, Angebotsprozesse, Supportthemen und vieles mehr einsehbar. Mitarbeiter haben damit die Möglichkeit alles, was sie benötigen, auf einem System zu sehen und abzurufen.« Eine große Herausforderung sei die Integration der verschiedenen Prozesse in den meist sehr heterogenen Softwarelandschaften. Es gehe darum, die Systeme für diesen Datenaustausch miteinander sprechen zu lassen. In einem zweiten Schritt versucht Digitall, manuelle Prozesse, zunächst praxisnah zu einem Teil zu automatisieren. »Denn eine Automatisierung von null auf hundert ist nicht immer sinnvoll«, so Stierle.
Die zentralen Aussagen der Veranstaltung
Peter Krammer, CEO SWIETELSKY
Wie ist der Status quo hinsichtlich Effizienz in Prozessen der Bauwirtschaft heute?
Die Effizienz am Bau hat sich internationalen Studien zufolge gemessen an den Lohnstunden in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert. Auch eine aktuelle Untersuchung in Österreich bestätigt das. Selbstverständlich ist die Bauwirtschaft produktiver geworden – mit leistungsfähigeren Maschinen und effizienteren Arbeitsabläufen auf den Baustellen und in den Produktionsbetrieben. Trotzdem ist die Lohnsumme im Vergleich zum Gesamtvolumen – also die Lohnstückkosten – gleichgeblieben. In anderen Bereichen dagegen, wie der produzierenden Industrie, konnten die Kapazitäten relativ zum Personalstand deutlich gesteigert werden. Man spricht dort im Gegensatz zur Bauwirtschaft daher von einer insgesamt verbesserten Produktivität. Ich sehe erhebliches Potenzial, dass auch wir noch viel besser werden können.
Welche Hebel sehen Sie nun für eine Effizienzsteigerung?
Sicherlich sind auch die Softwarelösungen einfacher und intuitiver geworden und ein Tablet oder Smartphone sind heute gängige Werkzeuge in der Baubranche. Natürlich wäre eine zentrale, einheitliche Plattform für die Abwicklung aller Prozesse schön, nur ist das kaum möglich. Wir haben völlig verschiedene Größenordnungen an Projekten - von wenigen tausend Euro bis hunderte Millionen Euro. Dann gibt es unterschiedliche Gewerke und vor allem unterschiedliche Rahmenbedingungen, die Auftraggeber und Auftraggeberinnen in Ausschreibungen festmachen. Kein Projekt gleicht dem anderen. Wenn wir uns wenigstens bei der Dokumentation auf einen Standard – oder meinetwegen wenige Standards – einigen könnten, würden wir einen gewaltigen Produktivitätsgewinn erreichen.
Ein weiterer Punkt wäre eine tatsächlich bereichsübergreifende, integrierte Planung. Das vom Architekten oder von der Architektin erstellte BIM kann in der Regel nicht vom Bauunternehmen übernommen werden, ebenso wenig vom Facilitymanager/von der Facilitymanagerin. Jeder dieser Akteure erstellt sich ein eigenes Modell für seinen Bedarf. Da müssen wir alle besser werden – zumindest bei der Möglichkeit der Übergabe von großen Teilen aus der Planung.
Und ich sehe den Faktor Zeit wesentlich, insbesondere bei komplexen Verträgen. Wenn ein Bauunternehmen zwei Wochen Zeit von der Bearbeitung einer Ausschreibung bis zum Start der Baustelle hat, dann können Sie sich vorstellen, wieviel davon für die Bauvorbereitung bleibt – inklusive der Entscheidung, ob es jetzt effektiver ist z.B. Ortbeton oder Fertigteile einzusetzen. Eine gemeinsame Optimierung kann idealerweise nur über ein „Early Contractor Involvement“ funktionieren. Es erlaubt genaue Überlegungen noch vor Baubeginn, über den Einsatz von Baumethoden und Baumaterialien. Das bedeutet einen effektiveren Ressourceneinsatz, weniger Verschwendung und am Ende weniger Mängel – also Best for Project.
Sehen Sie die Digitalisierung auch als Hebel für mehr Effizienz im Informationsaustausch zwischen Projektbeteiligten? Und wo stehen wir derzeit mit „Lean Construction“?
Ich bin überzeugt, dass wir durch die Möglichkeiten der Vernetzung und künftig etwa auch Chatbots viele digitale Prozesse in den Büros vereinfachen können. Auch beim Thema BIM geschehen bereits Programmierarbeiten mit KI-Unterstützung. Was aber nicht so schnell passieren wird, ist der Bau eines Badezimmers durch einen KI-Roboter. Genau dort setzt Lean Construction an: bei dem effizienten Abarbeiten von Bauleistungen. Egal wie gut die KI sein wird, werden dort Menschen eingesetzt werden. Die Digitalisierung bietet aber sicherlich einen Hebel für einen strukturierten, effizienten Ablauf im Gesamten. Lean Construction sollte heute bereits State-of-the-Art auf allen Baustellen sein. Nur durch das Zusammenspiel zwischen Vertrag, Planung und Lean bei den Bauarbeiten, werden wir die Effizienzsteigerung erreichen, die wir uns erhoffen. „Lean“ wird aber auf der Softwareebene vermutlich gar nicht mehr umgesetzt werden müssen. Wir werden keine strukturierte Datenablagen brauchen, sondern mit der Verknüpfung von Datenräumen durch KI – hier kristallisiert sich der Begriff Data Lake heraus – unsere Schlüsse ziehen können. Letztlich helfen Lean Construction und die Digitalisierung bei der Bewältigung einer Riesenherausforderung für die Branche: Überall gibt es zu wenig qualifiziertes Personal auf den Baustellen.
Wolfgang Litzlbauer, Vorstandsvorsitzender Umdasch Group
Effizienzsteigerung am Bau – was bedeutet dieser „Auftrag“ für die Umdasch Group? Wo haben Sie bereits in der Vergangenheit Effizienz auf die Baustelle gebracht – und was ist für die Zukunft noch zu erwarten?
Ich behaupte, das Thema „Effizienz auf der Baustelle“ ist sogar der Grund, warum es Doka gibt. Das hat mit der Schalungsplatte zur modularen Mehrfachverwendung in den 50er Jahren begonnen und setzt sich seither in sämtlichen Produktentwicklungen und Features im Portfolio fort. Denken Sie etwa an die Entwicklung der Systemschalung im Holz-Stahl-Verbund oder an Technologien wie die einseitige Ankermethodik. Die Innovation ist also Auftrag und Anspruch zugleich. Dieser Anspruch wächst mit den Anforderungen der Zeit. Hinter dem Terminus Öko-Effizienz steckt die nächste Dimension der Wirtschaftlichkeit am Bau. Die Verknappung von Ressourcen benötigt den Einsatz neuer, progressiver und innovativer Technologien.
Beispiel Beton: Wir wissen, dass Beton einer der großen CO2-Treiber ist. Wir wissen aber auch, dass der Einsatz von Beton alternativlos ist. An seine Eigenschaften kommt nichts heran. CO2-reduzierte Betone sind eine Lösung. Aber es braucht Technologien, um diesen wirtschaftlich und sicher anwenden zu können.
Genau bei solchen Themen werden wir in mehreren Betätigungsfeldern auch in Zukunft unsere Technologieführerschaft beweisen. Die Digitalisierung bietet einen großen Hebel für Effizienzsteigerungen – bei unseren eigenen Produkten, um Schalungssysteme intelligent zu machen, aber auch in der Betrachtung eines gesamten Produktlebenszyklus im Bau. Die ganzheitliche und übergreifende Sicht ermöglicht eine Reihe von Möglichkeiten, wie auch die Zulieferer wertsteigernde Beiträge für die Bauindustrie leisten können.
Welche Rolle wird die Digitalisierung bei dem Erzielen von neuer Effizienz spielen?
Unsere Vision ist es, einen ganzheitlichen und bereichsübergreifenden Beitrag zur Effizienzsteigerung zu leisten. Das betrifft in der Wertschöpfungskette unsere eigenen Prozesse, um die Produktivität auch für den hart umkämpften internationalen Markt mit seinem extremen Kostendruck zu erhöhen. Das betrifft aber ebenso das Kreieren von neuen Dienstleistungen und Geschäftsfeldern im Sinne unserer Kunden.
Mit der Lösung „Concremote“, die wir laufend weiterentwickeln, messen wir seit Jahren über Sensoren im Beton die Temperatur und berechnen die Druckfestigkeit. Damit können nachweislich Ausschalfristen verkürzt und Nachbehandlungen vermieden werden. Ein Effizienzkriterium bei den Abläufen auf Baustellen ist etwa der Kran. Wenn dessen Einsatz besser geplant werden kann, schaffen wir einen Beitrag für Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen.
Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von beheizbarer Schalung, die den Einsatz von stark klinkerreduziertem Zement und somit eine deutliche Verminderung schädlicher Treibhausgase ermöglicht. Auch hier können wir mit Digitalisierung einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion leisten. Im Bau wird man die Emissionsreduktion teilweise nur mit einer CO2-Rückführung aus der Atmosphäre schaffen – auch das benötigt neue Technologien und unterschiedliche Baustoffe.
Was wünschen Sie von Projektpartnern und Auftraggebern?
Wir entwickeln unsere Produkte nicht im stillen Kämmerlein, sondern Hand in Hand mit unseren Kunden und Partnern. Diese Gemeinsamkeit in der Entwicklung von Innovationen für die Baubranche war stets ein Erfolgsgeheimnis. Das braucht Offenheit für Neuerungen und den Mut, zu experimentieren und natürlich – immer, wenn man etwas Neues tut – auch Fehler machen zu dürfen. Das wird mehr denn je künftig notwendig sein.
Kevin Stierle, Unit Lead Salesforce Project Delivery bei Digitall
Wie ist Status quo hinsichtlich Effizienz in Prozessen der Bauwirtschaft heute? Was könnte aus Ihrer Sicht gerade mit Digitalisierung verbessert werden?
Der Digitalisierungsboom hat in den letzten Jahren auch nicht vor der Baubranche haltgemacht. Es gibt aber das Problem, dass an vielen Stellen digitalisiert wurde und wir jetzt auf komplexe und verteiltes Systemlandschaften mit sehr verteilt liegenden Informationen treffen. Fachkräfte müssen oft mehre Systeme nutzen, um Informationen nützen zu können. Bevor wir also überhaupt von einer künftigen Automation von Geschäftsprozessen sprechen, brauchen wir eine Verknüpfung dieser Fäden und einen 360-Grad-Blick auf die wichtigen Informationen für die Mitarbeiter.
Wie lassen sich Mitarbeitende in Unternehmen für diesen Wandel motivieren? Wie sollten Unternehmen Digitalisierungsprojekte angehen?
Die Digitalisierung bedeutet oft auch neue Prozesse und einen großen „Change“ in Organisationen, der auch Ängste auslösen kann. Mitunter fällen die Veränderungen auch langjährig tätigen Mitarbeitern schwer. Entsprechend wichtig ist es, diese bei dem Wandel persönlich zu adressieren und mitzunehmen. Das kann in Form von Schulungen geschehen und natürlich mit der Argumentation der Vorteile eines neuen Systems. Wir stellen mit unserer digitalen Plattform, das Bauvorhaben und alles, was dazu geschieht in den Mittelpunkt. Auf dieser Plattform sind dann alle Aktivitäten, Angebotsprozesse, Supportthemen und vieles mehr einsehbar. Mitarbeiter haben damit die Möglichkeit alles, was sie benötigen, auf einem System zu sehen und abzurufen. Wichtig ist dabei stehts auch die Vorbildfunktion der Führungskräfte.
Wie wollen Sie konkret Effizienz in die Branche bringen? Haben Sie ein Beispiel?
Zu den Kernprozesse in der Bauwirtschaft, auf die wir uns fokussieren, gehören Ausschreibungen. Nun gibt es bereits viele Plattformen, auf denen die Ausschreibungen publikgemacht werden. Für diese Ausschreibungsplattformen haben wir Standard-Konnektoren entwickelt, um die betreffenden Informationen in das System eines Unternehmens zu holen. Der Vorteil ist, dass die Fachabteilungen dann direkt in ihrer Arbeitsumgebung an den Ausschreibungen weiterarbeiten können – ob das vordefinierte Prozesse sind oder Genehmigungsverfahren, die damit digital abgebildet werden.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Umsetzung dieser Lösungen in den Unternehmen?
Eine unserer größten Aufgaben ist die Integration dieser Prozesse in den meist sehr heterogenen Softwarelandschaften. Es geht darum, die Systeme für diesen Datenaustausch miteinander sprechen zu lassen. In einem zweiten Schritt versuchen wir manuelle Prozesse, zunächst praxisnah zu einem Teil zu automatisieren. Denn eine Automatisierung von Null auf Hundert ist nicht immer sinnvoll. Nehmen wir einen Angebotsprozess zum Beispiel, der auch in Zukunft manuelle Eingriffe benötigen wird. Genauso wenig können Ausschreibungen vollautomatisiert werden. Es wird immer jemanden für einen Check geben müssen, der eine Ausschreibung auf Plausibilität und Nutzen fürs Unternehmen prüft. Sicherlich wird es im Laufe der Zeit mit Hilfe von KI mehr maschinelle Unterstützung geben. Es wäre aber utopisch zu glauben, dass der Mensch vollständig ersetzt werden kann.
In welchen Bereichen von Unternehmen werden wir am ehesten eine Vollautomatisierung von Geschäftsprozessen sehen?
Ein Bereich, in dem wir bereits eine zunehmende Automatisierung sehen, ist die Teilnahme und Verwaltung von Bauausschreibungen. Durch unsere Lösung können Unternehmen den Prozess der Angebotserstellung optimieren und den Aufwand minimieren. Mit Hilfe von intelligenten Systemen können Informationen automatisch in die entsprechenden Formate umgewandelt werden.
Darüber hinaus wird die durchgängige Abbildung des gesamten Vertriebsprozesses in mehreren Dimensionen, angefangen von den Bauobjekten bis hin zu den verschiedenen Stakeholdern, zunehmend automatisiert. Unsere Lösung bietet die Möglichkeit, den Vertriebsprozess effizient zu verwalten und zu optimieren, indem alle relevanten Informationen in Echtzeit bereitgestellt werden. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Abschluss können Unternehmen den Fortschritt ihrer Vertriebsaktivitäten verfolgen und die Interaktionen mit Kunden und Partnern gezielt steuern.
Claudius Weingrill, Leiter Rechtsabteilung BIG
Kann die Effizienz in der Bauwirtschaft auch auf rechtlicher Ebene, in der Vertragsgestaltung, gefördert werden? Wenn ja, wie wird damit in der Bundesimmobiliengesellschaft umgegangen?
Wir sehen alleine in der Gestaltung der Zusammenarbeit sehr viele Möglichkeiten. Es gibt dazu aktuelle Arbeitsgruppen und unterschiedliche Organisationen, die sich mit alternativen Vertragsmodellen beschäftigen. Hier geht es aber nicht um immer dickere Verträge, sondern um die übersichtliche Abbildung einer vernünftigen Zusammenarbeit. Dabei sind vor allem größere Bauvorhaben im Fokus, während kleinere Projekte – zum Beispiel Instandhaltungen – am besten standardisiert geführt werden sollten.
Auch in der BIG passiert hier ein Umdenken, um auch Kolleg*innen außerhalb der Arbeitsgruppen für diese oftmals neue Sicht auf den partnerschaftlichen Weg mitzunehmen. Die großen öffentlichen Auftraggeber sind in ihrer Auftragsgestaltung weniger von konjunkturellen Entwicklungen abhängig, beispielsweise bei der Sanierung von Schulgebäuden. Gerade dort kann aber Effizienz für eine rasche und partnerschaftliche Abwicklung auf den Baustellen verlorengehen. Die BIG hat ebenso wie andere große Auftraggeber einige Pilotprojekte in den unterschiedlichsten Kombinationen am Laufen, in denen versucht wird, Daten auch für die Kalkulation der einzelnen Unternehmungen zu heben. Dazu gehören etwa Verbesserungen über ein „Early Contractor Involvement“, das ein mehrstufiges Verhandlungsverfahren bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand bedeutet. Aber eine Baustelle ist kein Produktionsbetrieb. Wenn ich heute damit beginne, sieht man die Ergebnisse erst nach einiger Zeit. Zudem gibt es im öffentlichen Bereich vergaberechtliche Voraussetzungen, wie Projekte durchgeführt werden können. Das ist per se kein Hindernis, sondern dient dem Wettbewerb und der Gleichbehandlung der Auftragnehmer.
Ein Faktor, der sich in der Vergangenheit sicherlich auch negativ auf die Effizienz niedergeschlagen hat, ist das Misstrauen auf den Baustellen. Ich beobachte, dass dies nun mit dem Ansatz von partnerschaftlichen Zugängen in Bauvorhaben eine neue Dynamik aufnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch positiv, dass „Early Contractor Involvement“ und damit das Einbeziehen von Unternehmen bereits in der Phase eines Vorentwurfs mit allen Vertragsformen möglich ist. Noch früher ist bei den Bauvorhaben als öffentlicher Auftraggeber kaum möglich, da bei den unterschiedlichen Protagonisten – Ministerien oder Universitäten mit ihren Wünschen – kein Bauvorhaben dem anderen gleicht.
Welche Standards und Anforderungen für Effizienz werden bei Ausschreibungen der BIG vorgegeben? Erwarten Sie hier auch noch Veränderungen?
Uns ist bewusst, dass der Auftraggeber trotz seiner qualifizierten Fachplaner nicht zwingend immer die besten Ideen haben muss. Eine Baufirma hat einen anderen Zugang und es wäre sinnvoll, diese früh genug in das Projekt zu holen – was aber nicht einfach ist. Die BIG verwaltet österreichweit mehr als 7 Millionen m², auf denen permanent etwas zugebaut, umgebaut, saniert und instandgehalten wird oder auch Neubauten entstehen. Das alles läuft unter dem öffentlichen Vergaberecht, bei dem natürlich Vorgaben wichtig sind. Andernfalls haben wir einen Wildwuchs bereits in den Unterlagen, beispielsweise im Leistungsverzeichnis. Für die Unternehmen ist es aber bedeutend, sich im Zuge ihrer Kalkulationen auf die Basis der Unterlagen der BIG verlassen zu können. Da bildet dann die ÖNorm B 2110 samt den klassischen AEB der BIG, die in ihrem Grundsatz nur anlassbezogen geändert werden, und nicht alle drei Tage, die Grundlage.
Ich bin skeptisch, dass wir irgendwann "ein" BIM in Projekten haben, dass alle Unternehmen für ihre Kalkulation heranziehen. Aktuell gibt es mit dem „BIM Merkmalservice“ einen sich in laufender Weiterentwicklung befindlichen Lösungsansatz zur Übersetzung der alphanumerischen Datenstrukturen großer Auftraggeber im Hochbau sowie Infrastrukturbau. Jeder Auftragnehmer kann diese Datenstrukturen in sein System überführen und mit den hausintern aufgebauten Lösungen weiterarbeiten.