Bildungsministerin Elisabeth Gehrer hat nicht vor, österreichs Akademikerbilanz statistisch aufzufetten. "Der Abschluss eines HTL-Ingenieurs kann sicher nicht mit einem Bakkalaureat gleichgesetzt werden", meint die Ministerin zu der vom Verband österreichischer Ingenieure geforderten Graduierung ihrer Mitglieder.
Hintergrund der Forderung ist die jüngste statistische Erhebung der EU, wonach österreich beim Akademikeranteil Schlusslicht sei. Was dadurch zu Stande komme, dass die Ingenieure nicht in diese Quote eingerechnet werden, so das Argument der Schmalspuringenieure, während beispielsweise die Schweiz vor kurzem per Gesetz alle HTL-Abgänger zu Fachhochschul-Diplomingenieuren machte.
"Als Berufsausbildung ist der HTL-Ingenieur ohnehin in der EU anerkannt", meint Gehrer dazu. Und bis zum Jahr 2010 werde das Projekt "Europäischer Hochschulraum" verwirklicht sein, innerhalb dessen eine gegenseitige Anerkennung nach Punkten geregelt sein wird.
Was die Anerkennung der Ausbildung innerhalb österreichs betrifft, will Gehrers Ministerium Universitäten und Fachhochschulen dazu bringen, mindestens ein Jahr der HTL-Ausbildung anzurechnen. Voraussetzung dafür müsse sein, dass die HTL-Absolventen einschlägig weiterstudieren wollen. "Das geschieht noch nicht in dem Maße, in dem wir uns das wünschen", meint dazu Friedrich Faulhammer, Amtsleiter in der für Studienrecht zuständigen Sektion 7 des Bildungsministeriums.
Warum das so ist, soll, wie es sich für österreich gehört, eine Kommission ergründen. Kurzum: Die lange Bank steht bereit.
Am Transportbetonsektor herrscht Aufbruchstimmung. Die Mobilmachung aller Bauschaffenden oder der Baucluster "wurde zwar groß angekündigt - dabei scheint es aber geblieben zu sein", kritisiert Verbandschef Rudolf Steininger. "Wir wollen jetzt etwas unternehmen gegen den rückläufigen Markt", proklamiert er.
Die Bautätigkeit der öffentlichen Hand hofft er durch private Vorfinanzierung oder so genannte PPP-Modelle (Private-Public-Partnership) anzukurbeln. "Das müssen keine großen Projekte sein", begeistert sich Steininger. Man könne auch kleinere öffentliche Bauvorhaben mit Unternehmen aus der Wirtschaft vorfinanzieren.
Ein aktuelles Beispiel - wenn auch namenlos - hat er ebenfalls parat: Fünf Firmen, darunter ein Transportbetonhersteller des Verbandes, haben sich zusammengeschlossen, um den Bau eines neuen Feuerwehrhauses zu realisieren. Die 15 Millionen Errichtungskosten bezahlt die Gemeinde in Raten zurück, nach acht Jahren ist sie Eigentümerin des Gebäudes.
Ob Länder und Gemeinden das Risiko eingehen werden, auf Pump zu bauen, ist fraglich. In der Zwischenzeit laufen Kostensenkungsprogramme der Frischbetonierer auf Hochtouren.
Selbst ausgetrickst.
Das Liefern von Beton ist für die Unternehmen zur Gratwanderung geworden. Nicht mehr Renditen so wie früher stehen im Vordergrund, sondern das Ringen um Kostendeckung. Die Ursachen dafür: Einerseits beackern immer noch viele kleine und mittlere Firmen den Markt, zugleich wurde das Land zur Spielwiese für Konzernstrategen.
Immerhin war der Einstieg von Thomas Beton eine Revanche für das forsche Auftreten von Readymix im hohen Norden Deutschlands. Eine Mischung, die den Abnehmern von Transportbeton nur recht sein kann. Sie können das graue Gut an der Selbstkostenpreisgrenze ordern. Gerüchten zufolge wechselt in Wien der Kubikmeter Transportbeton in Extremfällen um wohlfeile 420 Schilling den Besitzer. "Wir sind nicht angetreten, den österreichischen Markt zu ruinieren", erklärt der Thomas-Beton-Geschäftsführer Manfred Bertram. Er wolle mit Qualität punkten und "versuchen, nicht zu ruinösen Preisen anzubieten".
Allein der Versuch ist schon löblich, ein rigides Konsolidierungsprogramm bleibt auch Thomas nicht erspart. Der bislang neben Bertram als Geschäftsführer tätige Lothar Hartl wird eingespart. Die Firmenzentrale übersiedelt nach Klagenfurt in ein eigenes Gebäude. Dazu kommt ein Abschlankungsprogramm im Außendienst, dem mehrere Mitarbeiter zum Opfer fielen. "Unser Plan war ehrgeizig", bekennt Bertram, der anfangs zehn Werke in österreich betreiben wollte. Nun wird gerade nach einem Käufer für das mit Readymix gemeinsam mit Defizit betriebene Werk in Kitzbühel gesucht.
Norm als Kostensenker und KillerEinen Beitrag zur Kostensenkung könnte, so Bertram, die europaweit geltende Norm für Transportbeton bringen. Diese ermöglicht die so genannte Trockenmischung, welche den Verschleiß und Energieverbrauch in den Werken senken und auf die Fahrmischer umwälzen würde.
Die unter Druck stehenden Frächter werden damit zwar wenig Freude haben, ist ihr Dasein schon jetzt nicht gerade lustig. Aber was solls - insolvente Frächter gehören ebenso zum Geschäft wie Kies und Zement. Kritiker des Frächtersystems meinen, dass sich die Hersteller von Transportbeton mit dem Auslagern und Auspressen von Frächtern ins eigene Knie schießen. "Unsere Fahrer sind geschult und agieren so, als gehörten sie zum Unternehmen", entgegnet der Thomas-Chef Bertram.
Anders als die großen Konzernstrategen würden viele der ohnehin angeschlagenen kleinen Betriebe die Umstellung auf die neue Norm nicht verkraften, glaubt Steininger. Denn die Ertragslage sei so niedrig, dass es für zusätzliche Ausgaben wie die normgemäßen Umstellungen von EDV, Logistik und Güteüberwachungen keine finanziellen Mittel mehr gibt.
Wer hingegen einen großen Konzern im Rücken hat, kann es sich leisten, neue Ideen zu entwickeln. Ein weiteres Marktpotenzial und das Erreichen einer größeren Wertkette sieht der kühle Rechner Bertram, der im Jahr 2000 rund 230 Millionen Schilling umsetzte, in der Idee des Fertigkellers aus Ortbeton. "Warum liefern wir bloß Kubikmeter und nicht ganze Keller?", fragt er sich. Konkrete Pläne, hier anzusetzen, hat Bertram jedoch auch nicht parat.
Platzhirsch Readymix AG weiß inzwischen auch, wie es ist, mit eng geschnalltem Gürtel zu atmen. Nach dem Minusjahr 2000 erhoffte man sich für heuer einen Aufschwung. "Das erste Quartal zeigt aber, dass unsere Erwartungen nicht eintreffen werden", erklärt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Schuster. Was nicht verwundert, denn die Zahl der Transportbetonwerke ist durch den Einstieg mehrerer Newcomer gestiegen, der Absatz dagegen mit minus neun Prozent rückläufig.
"Es wird nicht ausbleiben, Kapazität aus dem Markt zu nehmen", prophezeit Schuster. In seinem eigenen Haus sei die Reduktion von Personal zwar vorerst abgeschlossen, organisatorisch stehen in den kommenden zwei Jahren jedoch Straffungen und Fusionen an. Von den im Moment 15 Tochterfirmen sollen bis 2003 nur sieben übrig bleiben. Was den Zukauf neuer Kapazitäten betrifft, ist der Fokus auf Westösterreich gerichtet, wo der Konzern relativ wenig präsent ist.
An Angeboten fehlt es aufgrund der offensiven Expansion der Vergangenheit nicht. "Verkaufswillige melden sich bei uns", erklärt Schuster. Von Projekten, die sich nicht rechnen, lasse er jedoch die Finger. Was nicht leicht ist, denn immer wieder treten neue Mitspieler auf. Dazu zählen sehr häufig Exmitarbeiter, die mit Kampfpreisen ehemalige Kunden des Konzerns beliefern.
So auch Exwerkgruppenleiter Alfred Wimmer, der sich nach seiner unfreiwilligen Kündigung im Dezember mit drei Gesellschaftern zusammengeschlossen hat, um eine Transportbetonfirma zu betreiben. Dies nicht nur aus Liebe zum Beton: "Ich kann mich nach 18 Jahren schlecht zum Zuckerbäcker umschulen lassen", ätzt er.
Seit zwei Monaten betreibt die Kraft-Beton ein Baustellenwerk beim Gewerbepark Stadlau als Subfirma von Swietelsky. Bis Jahresende ist der Newcomer dort beschäftigt, danach werde man weiter sehen.
Familiensilber zur Bilanzpolitur.Um den widerlichen Gegeben- heiten entgegenzuwirken, wird Readymix Familiensilber zur Bilanzpolitur und auf den Markt bringen. Nicht betriebsnotwendige Grundstücke im Wert von rund 200 Millionen sollen, mit wertsteigernden Widmungen versehen, unters Bauvolk gebracht werden.
Das Projekt Grüne Lagune nahe Knittelfeld ist der Anfang. Dort werden in einer ersten Ausbaustufe rund um eine aufgelassene Betriebsstätte knapp 20 Bauparzellen geschaffen, wovon sieben bereits einen Abnehmer gefunden haben.
Gescheiterte Verdrängungsstrategien.Abgesehen von der rück- läufigen öffentlichen Bautätigkeit, haben auch die Verdrängungskämpfe der Vergangenheit zum heutigen Preisdesaster geführt. "Das waren Fehlentscheidungen von internationalen Konzernmanagern, die nicht viel von österreichischen Gegebenheiten wussten", erinnert sich Rudolf Steininger.
Mit aggressiven Strategien wollte man vor einigen Jahren kleinen Mitstreitern den Garaus machen. Doch die über 100 Kleinstbetriebe - meist Familienbetriebe - ließen sich weder durch massive Preissenkungen noch durch aktive Verdrängungstaktik bezwingen. "Wenn ein Unternehmer nicht an Readymix verkaufen wollte, stellte man ihm einfach eine moderne Anlage vor die Nase", erzählt Steininger. Doch die Konzernstrategen hätten aufgeben müssen, denn "zwischen Frühmesse und Hochamt - sprich: im Wirtshaus - machten lokal ansässige Anbieter mehr Geschäft als die externen Außendienstmitarbeiter in der ganzen Woche".
Die Folgen dieser Verdrängungskämpfe sind heute sichtbar: Die kleinen Mitbewerber konnten die Konzernriesen nicht verdrängen. Geblieben ist ein ruinöser Preiskampf, der nun den Verursachern selbst schadet.
Mindestens 500 Gebäude sollen in einer Kooperation aus Wirtschaftsministerium, Umweltministerium und BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) energetisch optimiert werden. Mittels Einsparcontracting sollte das die BIG als Eigentümerin der meisten Gebäude auch nichts kosten, so Geschäftsführer Hartwig Chromy.
Die Republik zahle lediglich weiterhin ihre Betriebskosten als Mieter, sämtliche Einsparungen seien Honorar für den Contractor. In erster Linie handle es sich um wärmetechnische Maßnahmen für die energetische Optimierung der Gebäude. Im Mittelpunkt stehen Schulen, Universitäten und ämter.
Die Ausschreibung dieses Megacontractingpools wird voraussichtlich im Herbst stattfinden. "Das Bundesvergabegesetz zwingt uns leider dazu, dass die Ausschreibung ein volles Leistungsbild enthalten muss." Daher läuft seit kurzem die Ausschreibung für die Ausschreibung. "Wir suchen nach einem Planer oder Ausschreibungsbüro, welches die Erhebungen in den betreffenden Objekten durchführt", erklärt Chromy.
In der Abteilung Haustechnik des Wirtschaftsministeriums existieren zwar Betriebskostenvergleiche, anhand deren man die 500 Gebäude auswählte. Die Vorarbeiten für die Ausschreibung würden jedoch bei weitem die Kapazität der Abteilung sprengen, sagt der für Haus- technik zuständige Amtsdirektor Wilhelm Schebesta.
Zwischen der BIG, die nun für die Verwaltung eines Großteils der Bundesgebäude zuständig ist, und der Abteilung für Haustechnik des Wirtschaftsministeriums scheint es einige Diskrepanzen zu geben. Während die BIG von 600 zu sanierenden Gebäuden spricht, "waren es bis gestern nur 500 Gebäude", korrigiert Schebesta. Alles andere sei Unsinn und koste schließlich Geld.
Der Contractingwirtschaft in österreich könnte dieser Großauftrag, der an mehrere Bieter vergeben werden soll, zum Durchbruch verhelfen. "An der knappen Ertragssituation bei solchen öffentlich ausgeschriebenen Großprojekten wird sich aber nicht viel ändern", so Werner Schatz, Geschäftsführer der Firma ökoplan.
Allein für die Vorerhebungen habe man für das laufende BIG-Contractingprojekt über 25 Bundesschulen 1,5 Millionen Schilling investiert. "Mehr als zehn Bieter haben damals in Summe so viel Geld investiert, wie die beiden späteren Auftragnehmer umsatzmäßig daran verdienen", so Schatz. Volkswirtschaftlich sei das völlig unsinnig. Für die ökoplan hat es sich dennoch ausgezahlt, da sie den Zuschlag erhielt und eine Reihe kleinerer Folgeaufträge von Gemeinden einheimsen konnte.
Das im Ausgleich befindliche Wiener Bauunternehmen Demel
& Rössler wird die erste Ausgleichsquote erfüllen. "Wir rechnen damit, dass Ende Juni, Anfang Juli die Zahlungen über die Bühne gehen werden", ist der technische Leiter des Unternehmens Walter Ester zuversichtlich. Zu verdanken hat Demel & Rössler das Weiterbestehen dem Mischek-Direktor Ernst Lischka.
Er pilgerte wochenlang zwischen Ausgleichsrichter, Bauträgern und Gläubigern herum, um einen akzeptablen Weg zu finden. Das Ergebnis: "Mischek hat im Zuge des Ausgleichsverfahrens für uns bei Projekten die Bauführerschaft übernommen", erklärt Ester. So wurde es möglich, dass Demel & Rössler die meisten seiner laufenden Projekte weiterhin mit den eigenen Mitarbeitern fertig stellen kann.
Kein Freundschaftsdienst, denn für Mischek hat das Weiterbestehen der Baufirma mehrere Gründe. "Wir sind Hauptgläubiger. Allein aus den Argen entstünden Forderungsausfälle von 20 bis 22 Millionen Schilling", betont Lischka. Dazu kämen noch weitere drei Millionen, die in der gemeinsamen Beschaffungsfirma EVVG verloren gingen. Als weiteres Motiv führt Lischka den Erhalt mittelständischer Baufirmen an: "Wenn alle Kleinen gehen, sind wir nur mehr von Großen umgeben." Dass er dafür in den Bauhimmel kommen wird, glaubt der Mischek-Mann nicht. "Freilich sind die Konkurrenten nicht glücklich, schließlich wurde die Marktbereinigung hinausgezögert und verlagert."
Die betroffenen Bauträger seien hingegen dankbar, was sich "vielleicht beim Akquirieren neuer Aufträge als Nebeneffekt positiv auswirken kann", wie Lischka hofft. Eine Voraussetzung für einen dauerhaften Weiterbestand muss Demel & Rössler allerdings erst noch erfüllen. "Es wird wichtig, den Overhead an das Volumen des Marktes anzupassen", erläutert Lischka, der übernahmegelüste klar dementiert.