Freitag, Oktober 18, 2024

ESG-Reporting: Schritt für Schritt zum nachhaltigen Erfolg – Teil 1


Was bedeutet Nachhaltigkeit und warum ist das Thema so wichtig?

Der Begriff Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Veränderungen werfen bei vielen Führungskräften noch Fragen auf. Aus diesem Grund erscheint die neue Serie „ESG-Reporting". Erfahren Sie im ersten Teil, was Nachhaltigkeit – häufig ESG genannt – bedeutet und welche Chancen daraus entstehen.

Alles ist plötzlich „nachhaltig"

Ich halte regelmäßig Vorlesungen an deutschen Hochschulen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Klimatransformation. Und jedes Mal frage ich die Studierenden, was der Begriff Nachhaltigkeit für sie bedeutet. Die Top-Antwort ist Mülltrennen. Danach kommen Themen wie CO2 und Plastik einsparen oder Kreislaufwirtschaft. Man merkt, der Begriff ist recht diffus und wird inflationär verwendet.

Ein Begriff mit langer Tradition

Das Wort Nachhaltigkeit wurde im deutschsprachigen Raum im 18. Jahrhundert in Bezug auf Waldwirtschaft (Hans von Carlowitz, 1713) geprägt. Die Bedeutung war, dass nicht mehr verbraucht werden darf als nachwachsen kann. Die fortschreitende Umweltzerstörung rief in den 1980iger Jahren die Vereinten Nationen auf den Plan. 1983 wurde die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen („Brundtland-Kommission") (https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/5987our-common-future.pdf) ins Leben gerufen. Diese etablierte das heutige Verständnis:

Nachhaltige Entwicklung ist, wenn die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden können, ohne die Chancen der nachfolgenden Generationen zu beeinträchtigen.

Die drei Handlungsfelder

Es wurden drei Handlungsfelder der Nachhaltigkeit definiert: Ökonomie, Ökologie und Soziales. Wo sich diese drei Felder überschneiden, spricht man von Nachhaltigkeit.

In der Unternehmenspraxis zeigt sich recht schnell, in wie weit diese Prinzipien verankert sind. Denn konsequente Nachhaltigkeit ist ein anderer Ansatz der Unternehmensführung – konträr zur wesentlich monetär orientierten Führung. Zu Beginn der Reise ist die Veränderung zuerst einmal Aufwand, der sich aber langfristig lohnt. Wie gelebte Nachhaltigkeit aussieht, dass erfahren Sie in den nächsten Teilen dieser Serie.

Wohin der monetäre Fokus führen kann, zeigt sich derzeit am Beispiel des Flugzeugherstellers Boeing sehr gut. Anstatt die Bedenken der eigenen Belegschaft ernst zu nehmen, wurden notwendige Sicherheitsüberprüfung vernachlässigt. Stattdessen investierte die Geschäftsführung in Maßnahmen um den Aktienpreis zu stützen, da die eigenen Boni davon abhingen. Leider kostete dieses Verhalten Menschleben.

Unternehmerische Nachhaltigkeit

Um den Begriff für Organisationen besser einzugrenzen, spricht man häufig von ESG. Das steht für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Also wie werden die Prozesse im Unternehmensalltag etabliert und abgesichert. Dazu zählen beispielsweise Risikobetrachtungen, entsprechende Vergütungssysteme und vor allem die Unterstützung und Vorbildfunktion der Unternehmensleitung.

Eines ist heute schon klar, das Thema Nachhaltigkeit wird nicht mehr weggehen. Vielmehr wird es als strategische Notwendigkeit zentraler Bestandteil des unternehmerischen Handelns.

Die Vorteile liegen auf der Hand

Langfristige Effizienz und Effektivität: Die Berücksichtigung von Umweltauswirkungen führt zu mehr Ressourcen- und Energieeffizienz. Das reicht von Energieeinsparung und -rückgewinnung, über die Produktion eigener Energie, der besseren Wassernutzung oder dem Ersatz giftiger Stoffe bis hin zu Ansätzen der Kreislaufwirtschaft.

Kosteneinsparungen: Aus der Effizienz und Effektivität resultieren entsprechend Kosteneinsparungen. Wie beispielsweise fossile Energieträger zur Kostenfalle werden können, haben wir in den letzten beiden Jahren gesehen. (www.report.at/energie/22845-kostenfalle-fossile-energietraeger)

Bessere Finanzierungskonditionen: Banken legen einen immer größeren Fokus auf nachhaltige Projekte bzw. Geschäftsmodelle. Wenn Sie in diesem Bereich aussagefähig sind, können Investitionen für neue Projekte leichter angeworben werden. Zudem winken bessere Finanzierungskonditionen.

Innovationen erkennen und vorantreiben: Die Einbeziehung umwelt- und sozialrelevanter Aspekte kann neue Produkte bzw. Märkte hervorbringen. Besonders bei Serviceleistungen gibt es ein enormes Potential.

Auf geänderte Marktbedingungen vorbereitet sein: Nachhaltigkeitskriterien und die entsprechenden Nachweise werden zunehmend Bedingung in Ausschreibungen oder bei Auftragsvergaben. Wer hier aussagekräftig ist, hat die Nase vorn.

Risikominimierung: Ein wesentlicher Teil von ESG konzentriert sich auf Risikobetrachtungen und entsprechende Gegenmaßnahmen. Das reicht von rechtlichen, umweltbedingten bis hin zu sozialen Aspekten. Beispielsweise wird die Berücksichtigung von Risiken durch die Klimakrise immer wichtiger, wenn es um die Standortwahl oder weltweite Lieferketten geht.

Schnellere Anpassung an geänderte rechtliche Bedingungen: In der EU, aber auch in anderen Staaten weltweit, werden die Vorgaben hinsichtlich Nachhaltigkeit strenger.

Resilientere Lieferketten: Wie volatil und anfällig weltweite Lieferketten sein können, hat sich in den letzten Jahren oftmals gezeigt. Die sorgfältige Auswahl von Lieferunternehmen abseits des alleinigen Kostenfokus, sorgt für mehr Stabilität.

Bessere Außenwirkung: Die soziale Dimension von ESG wird oft stiefmütterlich behandelt, gleichzeitig steigt der gesellschaftliche Druck. Das Image bei Kund*innen, Interessensgruppen (Stakeholder) und Investor*innen wird immer mehr zum Differenzierungsmerkmal.

Gesteigert Arbeitgeberattraktivität: Der Fachkräftemangel treibt viele Unternehmen um. Diverse Studien belegen, dass ernst gemeinte Nachhaltigkeit attraktiv für Bewerber*innen ist und Climate Quitting verhindert. Darunter versteht man die Kündigung von (oft gut ausgebildeten) Fachkräften, weil das Unternehmen nicht genügend gegen die Klimakatastrophe tut oder sogar dazu beiträgt.

Sie sehen, unternehmerische Nachhaltigkeit bietet viele Vorteile um langfristig rentabler zu sein, Risiken zu senken und neue Chancen zu nutzen. Im Gegenzug erfordert sie eine langfristige Ausrichtung und einen Kulturwandel. Eine bunt plakatierte Nachhaltigkeitsstrategie wird nicht reichen, denn diese Veränderung muss auch gelebt werden. Wie man dabei vorgehen kann, erfahren Sie in dieser Report-Serie.


Hier geht es zu  Teil 2 (Link) und Teil 3 (Link) der Serie.

Bild: iStock

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