Jobsuchende beklagen sich noch immer häufig, dass sie auf ihre Bewerbung keine Rückmeldung erhalten. Nach Angaben der Personalberatung Robert Half betrifft das Phänomen „Ghosting“ zunehmend jedoch auch Unternehmen selbst: BewerberInnen erscheinen nicht zum Vorstellungsgespräch oder zum ersten Arbeitstag und sind nicht mehr erreichbar.
Job-KandidatInnen ist diese Situation bekannt: 60 % der ArbeitnehmerInnen haben sich laut einer Umfrage schon einmal für das zweitbeste Stellenangebot entschieden, weil sie vom bevorzugten Unternehmen zu lange keine Antwort erhielten.
„In der Vergangenheit haben eher die Kandidaten über die Funkstille nach der Bewerbung geklagt. Die Unternehmen argumentierten zumeist, es fehle an Ressourcen, um allen Bewerbern eine Antwort schicken zu können“, erklärt Christian Umbs, Managing Director bei Robert Half in Wien. „Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet – immer häufiger beanstanden Unternehmen das Abtauchen von Bewerbern. Wechselseitig gilt aber: Ghosting ist ein No-Go.“
Dem unerfreulichen Trend liegen mehrere Entwicklungen zugrunde. Qualifizierte Arbeitskräfte haben meist die Wahl zwischen mehreren attraktiven Jobangeboten. Ähnlich wie beim Online-Kauf bestellte Ware kommentarlos zurückgeschickt werden kann, nehmen es manche BewerberInnen mit vereinbarten Termine nicht so genau. „Ghosting ist unhöflich und respektlos. Beide Parteien sollten offen und ehrlich miteinander kommunizieren. Das schließt unangenehme Absagen ein“, stellt Umbs klar. 79 % der befragten ArbeitnehmerInnen geben an, dass das lange Warten auf eine Rückmeldung ein schlechtes Licht auf das Unternehmen wirft.
Der Personaldienstleister rät zu Eigeninitiative: Gibt es nach 14 Tagen noch immer kein Feedback, darf in der Personalberatung durchaus telefonisch nachgefragt werden. Allerdings mit guter Vorbereitung – der Anruf kann sich schnell zu einem Vorab-Interview entwickeln.