Das Wort Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch was bedeutet der Begriff wirklich und welche Potenziale stecken dahinter? Ein Kommentar von Marlene Buchinger, CSR-Managerin bei Buchinger|Kuduz.
In einer der letzten Ausgaben des Bau & Immobilien Report konnte ich 55 Mal das Wort »nachhaltig« in unterschiedlichen Kontexten lesen – vom nachhaltigen Facility Management bis zur nachhaltigen Büronutzung. Die Wahrnehmung des Begriffes ist diffus. Laut Definition der Vereinten Nationen gewährleistet eine nachhaltige Entwicklung, dass umweltpolitische Ziele den ökonomischen und sozialen Entwicklungszielen gleichgestellt werden. Zudem geht es um globale Gerechtigkeit und vorausschauendes Agieren. Denn im Sinne der Nachhaltigkeit dürfen die Bedürfnisse der Gegenwart nur befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Kurzum, die Geschäftstätigkeit darf zumindest keine negativen Umwelt- und Sozialauswirkungen haben.
In meiner Praxis als CSR-Managerin erlebe ich oft, dass nach dem ersten Teil – dem ökonomischen Aspekt – nicht mehr viel kommt. Mit Sponsorings von lokalen Vereinen und der Kompensation von Treibhausgasemissionen wird der Rest erledigt. Wenn die Nachhaltigkeit nur alibimäßig betrieben wird, ist es bis zum Kommunikationsdesaster nicht weit – Stichwort Greenwashing.
Tatsächliche Konsequenzen
Wenn Sie sich die oben erwähnte Definition ansehen, wird klar: Nachhaltigkeit ist kein einmaliges Projekt, sondern eine Einstellung mit großem unternehmerischen Potenzial. Und besonders die Bau- und Immobilienbranche hat viele Potenziale für nachhaltige Entwicklung. Die Branche gehört zu den Top 5 Emittenten von Treibhausgasen. Allein mit den eingesetzten Materialien und Bauweisen, der Lieferkette und der Transportlogistik bestehen große Hebel im Bereich der Ökologie. Ihre Projekte sind langfristig und die Anpassung an die Folgen der Klimakrise müssen mitgedacht werden.
Das reicht von Auswirkungen durch Hitzeperioden und Schwerwetterereignisse bis hin zur Energieautarkie der Gebäude. Anwendungen, wie etwa BIM 6D (Betrieb) oder BIM 7D (Rückbau), schaffen mehr Transparenz und helfen bei den Entscheidungen. Die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit erstrecken sich über Arbeitsnormen, Menschenrechte bis hin zu Korruptionsbekämpfung. Die Ansatzpunkte sind zahlreich und in Zeiten des Fachkräftemangels wird ernst gemeinte und genommene Nachhaltigkeit zum Unterscheidungsmerkmal, wenn man Mitarbeiter*innen gewinnen bzw. halten möchte.
Der Druck steigt
Auch Kund*innen werden kritischer und Stakeholder stellen vermehrt Fragen. Besonders seitens der Kapitalgeber*innen werden Klimaschutz und Nachhaltigkeit vom »Nice to have« zum »Must have« (Stichwort CSRD, CSDD und ESG). Ja, das kostet alles Zeit und Geld. Doch Nichthandeln wird noch wesentlich teurer. Zudem erschließen sich durch den Fokus auf Nachhaltigkeit neue Geschäftsmöglichkeiten für Produkte und Dienstleistungen. Das sichert wiederum die eigene Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit.
Veränderung denken können
Das Spektrum der Veränderung ist breit und alle Unternehmen und ihre Bereiche werden sich diesem Wandel stellen müssen. Das ist allerdings nicht schlimm, denn wir investieren damit in unsere lebenswerte Zukunft.
Die Autorin
Marlene Buchinger ist Spezialistin für erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit. Ihr Unternehmen Buchinger|Kuduz entwickelt energie- und ressourcenschonende Prozesse und Strategien und setzt diese anschließend um. Wie Unternehmen die Klima-Transformation standortbezogen vorantreiben können, zeigen Buchinger|Kuduz in einem Klima-Reifegrad-Assessment.
Info: https://www.buchingerkuduz.com/leistungen/klima-reifegrad-assessment/
(Titelbild: Buchinger)