Mittwoch, November 20, 2024

Die steigenden Baustoffkosten werden dazu führen, dass Wohnraum knapper und somit teurer wird. Aufgrund dieser Entwicklung verzögert sich auch der Bau neuer Immobilien. Diese Situation stellt eine Herausforderung für Politik und Wirtschaft dar, da es vor allem in den städtischen, aber auch in ländlichen Gebieten notwendig ist, mehr Wohnraum zu schaffen. Ein Kommentar von Martin Sessler, Immobilienexperte bei Poll Immobilien. 

Im vergangenen Jahr führte die Coronakrise zu einer knapperen Verfügbarkeit und einem Preisanstieg bei diversen Baumaterialien, insbesondere im Holzbau, bei Entwässerungsanlagen und bei Arbeiten von Dachdecker*innen und Installateur*innen. Steigende Rohstoffpreise wie der Anstieg des Erdöl- und Erdgaspreises um 50 Prozent oder der Kupferpreis von 10.220 Dollar bedeuten, dass sich die Kosten für den Neubau eines Wohnhauses um 9,1 Prozent erhöht haben. Auch die Holzpreise an der US-Börse Nasdaq stiegen im Februar um 34 Prozent. Dies hat 2021 zu höheren Investitionen für den Hausbau geführt als noch im Vorjahr. Da bereits zugesicherte und teilweise garantierte Preise berücksichtigt wurden, konnten viele Unternehmen die Mehrkosten nicht auf ihre Kund*innen übertragen, was schließlich zur Erhöhung der Immobilienpreise beitrug. 

Neubauten bereits 2022 zurückgegangen

Die deutsche Bundesregierung hat versprochen, bis 2022 400.000 Neubauwohnungen fertigzustellen. Expert*innen konnten jedoch nur rund 200.000 neu errichtete Wohnungen vorfinden. Dadurch steht auch ein Marktversagen im Bereich der stadtnahen und bezahlbaren Immobilien im Raum. Durch Inflation und höhere Kosten ist die Erstellung von Neubauten deutlich teurer geworden, was zu einer Unrentabilität vieler Projekte geführt hat. Die hier entstandene mangelnde Bautätigkeit wird sich mittelfristig in steigenden Preisen niederschlagen, da oftmals keine Besetzung an den Baustellen mehr festzustellen ist.

Viele Menschen versuchen auf Bestandsimmobilien zurückzugreifen

Der Mangel an Neubauwohnungen und die Zunahme der Stadtflucht haben dazu geführt, dass die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland im Vergleich zu Beginn des Jahres 2000 um durchschnittlich zwölf Prozent gestiegen sind, bei Einfamilienhäusern auf dem Land sogar noch mehr. Der Erwerbs­preis von bereits modernisierten Immobilien ist ebenfalls höher, da Kosten der Modernisierung addiert werden. Auch 2021 musste tiefer in die Tasche gegriffen werden: Konstruktionsvollholz stieg um 77,3 Prozent, Dachlatten um 65,1 Prozent usw. Selbst Rohstoffkosten erhöhten sich, wie Kupfer mit 27 Prozent oder Bitumen mit 36 Prozent.

Fazit

Die steigenden Baustoffkosten haben zu höheren Immobilienpreisen, insbesondere bei Neubauten, geführt. Dadurch stellt sich die Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch gebrauchte Immobilien wurden durch die teureren Sanierungs- und Modernisierungskosten beeinflusst. Nachhaltigkeit und Effizienz beim Einsatz von Baumaterialien könnten daher helfen, um Kosten zu senken und den Wohnraum umweltfreundlich zu gestalten. Dieses Umdenken wird in Zukunft wohl noch wichtiger werden. 

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