Mittwoch, November 20, 2024
Teure Ping-Anrufe: Schutz vor Telefon-Betrug zahlt sich aus

Das Firmenhandy läutet nur einmal aber, wenn man abheben möchte, ist der Anruf schon vorüber? Der sofortige Rückruf kann teuer werden, wenn es sich um einen betrügerischen „Ping“-Anruf handelt. Um finanzielle Schäden zu vermeiden, sollten Unternehmen ihre technischen Schutzvorkehrungen an die aktuelle Bedrohungslage anpassen und klare Verhaltensregeln für ihre MitarbeiterInnen festlegen.

Ein Kommentar Markus Buchner, Geschäftsführer yuutel (Bild)

Telefon-Betrügereien sind mittlerweile, leider, ganz alltäglich. Der kürzlich veröffentlichte Schlichtungsstellen-Jahresbericht der Rundfunk und Telekom Regulierungs GmbH (RTR) bestätigt: 2021 hat es mit mehr als 56.400 Beschwerden wegen Betrugsanrufen und Betrugs-SMS einen neuen Rekordwert beim „Rufnummernmissbrauch“ gegeben. Ein beliebter Telefon-Trick ist der sogenannte „Ping“-Anruf. Letztes Jahr waren solche Lockanrufe zwar rückläufig, sie können in Unternehmen jedoch nach wie vor empfindliche Mehrkosten verursachen. Durch solche maschinell erzeugten Anrufe sollen Angerufene mit einem einmaligen Klingeln am Firmenhandy oder einer leeren Sprachbox-Nachricht dazu verleitet werden, zurückzurufen. Am anderen Ende warten dann teure Anrufziele oder kostenintensive Warteschleifen.

Sperrlisten anpassen

Die schlechte Nachricht vorweg: Hundertprozentigen Schutz gegen diese Missbrauchsform gibt es nicht. Es existieren jedoch wirkungsvolle Maßnahmen, mit denen ein finanzieller Schaden weitestgehend abgewendet werden kann. Um die eigene Firma vor teuren Lockanrufen zu schützen, sollte die Telefonanlage bestmöglich hinsichtlich der bei der RTR gemeldeten verdächtigen Telefonnummernbereiche eingestellt werden. Unternehmen mit einer Voice-over-IP-Lösung sind dabei eindeutig im Vorteil. Sie können potenzielle Lockanrufer blocken, indem eine „Inbound-Blacklist“ erstellt und regelmäßig upgedatet wird. Das ist eine Sperrliste für eingehende Anrufe passend für das jeweilige Unternehmen: Wer etwa keine Kunden und Lieferanten in Asien hat, kann die gesamte Destination sperren. Zum Schutz vor teuren Mehrwertnummern wiederum empfiehlt es sich, eine „Outbound-Blacklist“ anzulegen, also eine Sperrliste für ausgehende Anrufe. Somit können MitarbeiterInnen nicht irrtümlich bei Premium-Rate-Nummern anrufen oder Anrufe dorthin weiterleiten.

Mit Rufprofilen die Business-Telefonie besser managen

Dabei dürfen Verantwortliche jedoch nicht vergessen, dass sie möglicherweise doch einige kostenpflichtige Dienstleistungen hinter Mehrwertnummern benötigen, wie es z. B. bei technischen Support-Hotlines vorkommen kann. Diese müssen auf eine VIP-Liste gesetzt werden, damit ausgewählte kostenpflichtige Services weiterhin angerufen werden können. Rufprofile für einzelne MitarbeiterInnen, Abteilungen oder ganze Standorte ermöglichen es, gezielt verschiedene Destinationen oder Mehrwertnummern zu sperren oder freizugeben, um nur tatsächlich geschäftlich benötigte Zielrufnummern zu erlauben.

Prävention durch Sensibilisierung und klare Verhaltensregeln

Das schwächste Glied in der Kette ist wie immer der Mensch. Um die Mobiltelefone der MitarbeiterInnen vor Mehrkosten und Datenverlust zu schützen, ist es wichtig, intern regelmäßig hinsichtlich potenzieller Risiken zu sensibilisieren und Verhaltensregeln festzulegen. Die Belegschaft muss insbesondere bei Anrufen von ausländischen Telefonnummern Vorsicht walten lassen und darf nicht zurückrufen, wenn der Anrufer nicht zuordenbar ist. Oft hilft eine einfache Google-Suche, um herauszufinden, ob hinter dem Anrufer ein Kunde oder Geschäftspartner steckt. Zudem können sich MitarbeiterInnen eine Liste mit Ländervorwahlen bereitlegen, die bei Unsicherheiten schnell zeigt, aus welchem Land der Anruf in Abwesenheit stammt. Sollten dennoch Rückrufe an betrügerische Rufnummern erfolgen, kann der Schaden dadurch geringgehalten werden, dass die Anrufe sofort beendet und dem Unternehmen gemeldet werden. Dieses sollte umgehend dafür sorgen, dass diese Rufnummern gesperrt und Schadensanrufe bei der Meldestelle für Rufnummernmissbrauch der RTR angezeigt werden, um künftig weitere Abzocken zu verhindern.

Bei Betrugsanrufen werden Kriminelle leider immer kreativer, aber mit ein paar wenigen Vorkehrungen können Unternehmen sich und ihr TK-Budget gut schützen.


Zur Person
Markus Buchner ist Geschäftsführer und Gesellschafter des Wiener Telekom-Netzbetreibers und Cloud-Telefonie-Spezialisten yuutel (vormals atms). yuutel versorgt europaweit über 1.300 Firmenkunden, darunter ORF, ASFINAG, DHL, gurkerl.at oder refurbed. www.yuutel.at

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