Wenn manche Marktteilnehmer meinen, dass der Klimaschutz im Gebäudesektor ohnehin schon überstrapaziert werde… es geht noch besser!
Ein Gastkommentar von Wolfgang Amann, Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen IIBW.
Österreich hat ein paar Erfolgsstorys: Nirgends in Europa wird leistbarer grüner Wohnungsneubau ähnlich effizient wie bei uns umgesetzt, Wohnungsgemeinnützigkeit und Wohnbauförderung sei Dank. Wir haben Vorzeigeprojekte und -unternehmen im Holzbau und bei regenerativen Heizungssystemen. Kessel- und Fenstertausch laufen mittlerweile auf Hochtouren. Einige Regelwerke tragen wirklich zur Innovation bei; in Bundes- und Länderrecht.
Veraltetes Regelwerk
Trotzdem ist die Gesamtperformance eher ernüchternd: Die Emissionen im Sektor Gebäude sind zwar zwischen 2005 und 2012 um ein volles Drittel gesunken, stagnieren seither aber auf einem viel zu hohen Niveau. Wir orientieren uns bei den Zielwerten immer noch an einem Gesetz aus 2011 (KSG). Dessen eher entspannte Zielwerte für den Gebäudesektor konnten bis vor Kurzem locker eingehalten werden. Das wird 2021 mit Sicherheit anders sein. Das zuständige Ministerium ist mittlerweile mit mehreren lästigen Vertragsverletzungsverfahren konfrontiert.
Fit for 55
Nach der Verkündigung des »Green Deal« wurde im Vorjahr das »Fit for 55«-Paket beschlossen, das eine Reduktion der Klimaemissionen um 55 Prozent durchsetzen möchte. Mehrere der zwölf Maßnahmenvorschläge betreffen Bauen, Wohnen, Immobilien:
- Ab 2026 sollen Gebäude in das EU-Emissionshandelssystem einbezogen werden. In Verbindung mit der bereits beschlossenen CO2-Bepreisung soll dies Heizen mit Öl und Gas verteuern.
- Die Verschärfung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie wird die nationale Gesetzgebung weiter unter Zugzwang setzen, nicht nur mit Förderungen, sondern auch mit Ordnungsrecht den Ausstieg aus Öl und Gas voranzutreiben.
- Die Verschärfung der Lastenteilungsverordnung wird zu deutlich verschärften Zielvorgaben der Emissionseinsparung führen.
- Mit der verschärften Energieeffizienzrichtlinie wird es schließlich schwieriger werden, das schon länger bestehende Sanierungsziel von drei Prozent bei öffentlichen Gebäuden großräumig zu umfahren.
Es gibt einiges zu tun!