Nachhaltige Datensicherung und das Bereitstellen von Daten für Dritte ist eine zentrale Aufgabe der Wissenschaft – schließlich sind Forschungsdaten der Rohstoff für weiteres Wissen. Das Netzwerk "e-Infrastructures Austria" führte heuer erstmals eine umfassende Untersuchung zum Umgang mit Forschungsdaten in Österreich durch und arbeitet nun daran, Rahmenbedingungen für ein kompetentes Forschungsdatenmanagement zu erarbeiten. Die Ergebnisse und die darauf basierenden Empfehlungen wurden bei einer Pressekonferenz am 10. Dezember an der Universität Wien präsentiert.
Viele von uns kennen das: Ein Foto wurde falsch abgespeichert und aus Versehen gelöscht. Oder ein Video lässt sich nach Jahren plötzlich nicht mehr abspielen. Ein schwerer persönlicher Verlust. Passiert das jedoch mit Forschungsdaten, hat das nicht nur negative Folgen für die Wissenschaft, sondern möglicherweise sogar für die Gesellschaft. Um das zu verhindern braucht es ein adäquates Datenmanagement. Dies fördert nicht nur die Überprüfbarkeit von Forschungsdaten, sondern auch deren Auffindbarkeit, was sich positiv auf die Sichtbarkeit und Reputation der österreichischen Forschungslandschaft auswirkt. Durch einen offenen Umgang mit Daten in der Wissenschaft, den öffentlichen Institutionen und der Industrie könnten in Österreich jährlich finanzielle Mittel im Millionenbereich effizienter eingesetzt werden. In den letzten Jahren ist die Datenarchivierung deswegen auch immer stärker in den Fokus von Forschungspolitik und Forschungsförderung gerückt.
Bei der Pressekonferenz "Forschende und ihre Daten: Ergebnisse einer österreichweiten Befragung – Report 2015. Status quo und Folgemaßnahmen" wurden die Ergebnisse der ersten österreichweiten Umfrage zum Umgang mit Forschungsdaten präsentiert. Sie umfasste Antworten von MitarbeiterInnen von 20 öffentlichen Universitäten sowie drei außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Österreich. Über 3.000 WissenschafterInnen beteiligten sich daran. Die Studie bietet damit einen sehr guten Überblick über den praktischen Umgang mit Forschungsdaten. "Es handelt sich nicht nur um die erste österreichweite Erhebung dieser Art, sondern auch um die erste quantitative Untersuchung im deutschsprachigen Raum. Die wissenschaftlichen Institutionen in Österreich nehmen damit europaweit eine Vorreiterrolle für die Erarbeitung neuer Konzepte ein", so Christian Gumpenberger vom Bibliotheks- und Archivwesen der Universität Wien.
Zentrale Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studie bestätigen die gängigen Erwartungen hinsichtlich des Umgangs mit Forschungsdaten. Der Großteil der Forschenden erzeugt mehr als drei Viertel seines Forschungsdatenvolumens in digitaler Form. Mehr als zwei Drittel der Forschenden geben an, ihre Forschungsdaten seien individuell und uneinheitlich und mehr als ein Drittel hat bereits Erfahrungen mit Datenverlust gemacht. Die Nutzung von Fremddaten wird zwar von vielen Forschenden als wesentlicher Aspekt zur Durchführung ihrer Forschung angesehen, jedoch wird der Zugriff auf selbst generierte Forschungsdaten für Dritte in der Regel nur eingeschränkt ermöglicht. So stellt nur rund jede/jeder Zehnte seine Forschungsdaten als Open Data für die Öffentlichkeit zur Verfügung.
Die Studie hat ergeben, dass die Mehrzahl der Forschenden sich eine technische Infrastruktur sowie projektspezifische Unterstützung inklusiver rechtlicher Aspekte für das Forschungsdatenmanagement wünscht.
Bruno Bauer, Vorsitzender von e-Infrastructures Austria und Leiter der Medizinischen Universitätsbibliothek zu den Ergebnissen: "Einem internationalen Trend folgend, werden alle Forschungseinrichtungen in Österreich zunehmend mit den Herausforderungen effektiven Datenmanagements konfrontiert. In der von e-Infrastructures Austria durchgeführten Studie wurde evident, dass bei den österreichischen Forschenden ein Bewusstseinswandel für einen neuen Umgang mit Forschungsdaten zu initiieren ist, um deren nachhaltige Archivierung und Nutzung zu ermöglichen."
ExpertInnengruppe "Strategie für Umgang mit Forschungsdaten in Österreich"
Ziel von e-Infrastructures Austria, das aus 26 wissenschaftlichen Einrichtungen und vier Einrichtungen mit Beobachterstatus besteht und vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) gefördert wird, ist die sichere Archivierung und Bereitstellung von elektronischen Publikationen, Multimedia-Objekten und anderen digitalen Daten aus Forschung und forschungsgeleiteter Lehre. Auf Basis der Umfrage-Ergebnisse wird 2016 eine ExpertInnengruppe ein Konzept ausarbeiten, wie Forschungsdaten sichernde Maßnahmen effektiv konzipiert und am besten umgesetzt werden sollen.
Maria Seissl, Leiterin des Bibliotheks- und Archivwesens der Universität Wien und zukünftige Leiterin dieser ExpertInnengruppe hebt die zentrale Rolle der Universitätsbibliotheken bei der Sicherung und Zugänglichmachung von Forschungsdaten hervor: "Es handelt sich hier um die erste, auf österreichweiter Basis erfolgte Forschungsdatenerhebung, die von den Universitätsbibliotheken koordiniert wurde und zeigt die Bedeutung der wissenschaftlichen Bibliotheken für den gesicherten Zugang zu Forschungsdaten."
Der Gesamtbericht zum Download
http://dx.doi.org/10.5281/zenodo.32043 oder https://phaidra.univie.ac.at/detail_object/o:407513