Freitag, Juli 19, 2024

Hochwasserereignisse stellen sich nicht nach den selben Zufalls-Gesetzen ein wie Lottosechser oder Würfelzahlen,
erklärt Hochwasserforscher Günter Blöschl von der TU Wien.

Die Hochwassersituation in Österreich und einigen anderen Ländern ist angespannt. Schon 2002 sprach man von einem „Jahrhunderthochwasser“ – und nun, nur 13 Jahre später, werden die Werte von damals an vielen Orten sogar übertroffen. Inwieweit das mit menschengemachtem Klimawandel zusammenhängt ist aus wissenschaftlicher Sicht derzeit nicht klar zu sagen. Aber gehäufte Hochwasser-Ereignisse sind nicht grundsätzlich etwas Ungewöhnliches, erklärt der Hochwasserexperte Prof. Günter Blöschl von der TU Wien.

Der Regen würfelt nicht
Dass zwei solche extremen Hochwasserjahre wie 2002, 2012 und 2013 in derart kurzem Abstand aufeinander folgen, ist  statistisch nicht überraschend. „Hochwasserkatastrophen kommen nicht wie gewürfelt“, sagt Günter Blöschl. Die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser beim Würfeln ist völlig unabhängig von den vorangegangenen Würfelergebnissen. Hochwasserereignisse hingegen sind nicht statistisch unabhängig.

„Das Gesamtsystem aus Ozeanen und der Atmosphäre kann in unterschiedlichen Regimes jahrelang verweilen und dann in ein anderes Regime überwechseln“, erklärt Blöschl. „Wenn sich dieses Gesamtsystem eben eine Zeit lang in einem Orbit befindet, der Hochwasser begünstigt, treten innerhalb einiger Jahre gehäuft Hochwasserkatastrophen auf – und dafür kommt es dann vielleicht in anderen Jahrzehnten kaum zu extremen Hochwassern.“ Eine solche Abfolge von hochwasserintensiven und hochwasserarmen Phasen war auch schon in der Vergangenheit schon festzustellen: „Auch Mitte des 16. Jahrhunderts gab es beispielsweise eine hochwasserreiche Phase“, sagt Günter Blöschl. Blöschl untersucht genau solche Phänomene am Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der TU Wien, gefördert von einem ERC-Grant des European Research Council. Auch die Modelle, die der Hochwasserwarndienst in Österreich heute verwendet, gehen auf Forschungen der TU-Hochwasser-Forschungsgruppe zurück.

Der Mensch als Ursache?
Inwieweit der vom Menschen hervorgerufene Klimawandel an den starken Regenfällen mitverantwortlich ist, lässt sich aus heutiger Sicht nicht wirklich zuverlässig angeben. Eindeutig ist allerdings, dass die menschliche Landnutzung darüber entscheidet, ob es lokal zu Katastrophen kommt. Das Abholzen von Wäldern begünstigt Hangrutschungen, flussbauliche Maßnahmen können Überschwemmungen verhindern – oder auch gerade dadurch noch größere Überschwemmungen weiter flussabwärts hervorrufen.

Mehr dazu: http://www.science-blog.at/2013/01/kommt-die-naechste-sintflutij/

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...
Bernd Affenzeller
02. Juni 2024
Am 9. Juni findet in Österreich die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Überschattet wird der Wahlkampf derzeit von Vorwürfen gegen die grüne Kandidatin Lena Schilling. Trotz der heftigen Turbulenz...
Marlene Buchinger
21. April 2024
Derzeit gibt es Unmengen an Schulungsangeboten und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Anstelle das Rad neu zu erfinden, lohnt es sich bestehende Strukturen zu neu zu denken. Herzlich Willkomm...

Log in or Sign up