Eine aktuelle Studie der Universität Wien analysiert Wertvorstellungen zu Arbeit in verschiedenen EU-Regionen. Erstaunlich klar fielen die Ergebnisse zu den wesentlichen Einflussfaktoren aus, wie Bernhard Kittel vom Institut für Wirtschaftssoziologie ausführt: „Der Einfluss der Eltern ist für junge Leute der bedeutendste Faktor, wenn es um die Wichtigkeit von Arbeit im Leben geht. Diese Einstellung wird also quasi kulturell vererbt.“
ÖsterreicherInnen schätzen Arbeit weniger, wären aber auch bereit zu arbeiten, wenn sie es aus finanziellen Gründen gar nicht mehr müssten. Dieses auf den ersten Blick paradoxe Ergebnis spiegelt, so Kittel, die „sehr unterschiedlichen Aspekte der Arbeitszentralität für Menschen“ wider: „Für ÖsterreicherInnen ist Arbeit ein selbstverständlicher Teil des Lebens, jedoch nicht mehr dominierend, sondern ein Aspekt neben anderen Lebensbereichen wie Familie und Freizeit.“ Das gilt insbesondere für junge Menschen. Sie geben der Arbeit im europäischen Vergleich die geringste relative Wichtigkeit. Nur in Spanien zeigte die Erhebung ähnlich niedrige Werte.
Weitere Erkenntnisse lieferte die Studie in Bezug auf die Frauenbeschäftigung. Je höher die Quote in der jeweiligen Region ist, desto geringer fällt die von Frauen empfundene Wichtigkeit von Arbeit aus. „Wenn also viele Frauen im sozialen Umfeld arbeiten“, interpretiert Kittel, „dann wird die weibliche Erwerbstätigkeit nicht mehr in Frage gestellt und tritt in der Wahrnehmung ihrer Bedeutung in den Hintergrund.“
Die Daten für die Studie stammen aus dem CUPESSE-Projekt, das unter dem europäischen Framework-Programm FP7 gefördert wurde. Befragt wurden 18 bis 35-jährige sowie deren Eltern in neun EU-Ländern.