Freitag, Juli 19, 2024

Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung bedauert die Entscheidung der Briten zum BREXIT. Die Folgen des Austritts seien noch nicht abschätzbar, nun sei ein neues wettbewerbsfähiges Europa gefordert.

„Mit großem Bedauern nimmt die österreichische Industrie die Entscheidung der britischen Bürgerinnen und Bürger zur Kenntnis, die sich mehrheitlich gegen einen Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union ausgesprochen haben. Das demokratische Ergebnis des Referendums ist selbstverständlich zu respektieren, die weitreichenden und vor allem kritischen Folgen für das Vereinigte Königreich, aber auch für Europa, sowie für Wirtschaft und Arbeitsplätze sind heute noch nicht abschätzbar. Sämtliche Prognosen gehen mittel- bis langfristig von Wachstums-, Einkommens- und Arbeitsplatzverlusten aus“, betonte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Kapsch, heute, Donnerstag. Nun sei die Union gefordert, rasch Antworten für ihre Zukunftsfähigkeit zu geben, um die Vertrauenskrise zu lösen. „Erforderlich ist vor allem die Bereitschaft der politischen Entscheidungsträger auf nationaler wie europäischer Ebene, notwendige Veränderungen in Angriff zu nehmen und an einem neuen, wettbewerbsfähigen Europa zu arbeiten. Wir brauchen eine Union, die ihre Strukturen an die Anforderungen der Zukunft anpasst – vor allem bei Internationalisierung, Digitalisierung sowie Migration und Integration“, betonte Kapsch.

EU verliert liberales Korrektiv
Für die Europäische Union sei der Ausgang der Abstimmung aus mehreren Gründen negativ: Mit Großbritannien verliere die EU ein wichtiges Korrektiv: „Mit seiner liberalen, wettbewerbsorientierten Ausrichtung und einer Politik der freien Märkte war das Vereinigte Königreich wichtiger Gegenpol zu der oftmals protektionistischen Position anderer zum Teil auch großer Mitgliedstaaten, die sich für eine stärkere Transferunion einsetzen“, so Kapsch. Zudem habe sich Großbritannien als wichtiger Akteur auf dem internationalen Parkett mit exzellenten Beziehungen zu den USA erwiesen. „Diese Expertise und Vernetzung wird die EU zunächst nicht ersetzen können.“ Für Österreich sei mit Export-Einbußen zu rechnen, immerhin zähle Großbritannien mit Rang 8 zu den Top-10 der wichtigsten Zielmärkten heimischer Exporteure. Auf lange Sicht werde der Schaden für die österreichische Volkswirtschaft allerdings wahrscheinlich gering ausfallen.

Nationale Alleingänge schwächen Europa
„Das Ergebnis zeigt deutlich, wie ernst die Europaverdrossenheit vieler EU-Bürgerinnen und -Bürger zu nehmen ist“, so Kapsch. Aus heutiger Sicht sei es allerdings unwahrscheinlich, dass der Austritt Großbritanniens zum Zusammenbruch der EU führen könnte. Das Netz der sozioökonomischen Beziehungen zwischen den übrigen EU-Mitgliedstaaten sei fest genug gewoben. Dennoch sei, abgesehen vom Reputationsverlust auf internationaler Ebene, eine Destabilisierung zu erwarten. „Das Wahlergebnis darf nicht zu falschen Schlussfolgerungen führen: nationale Alleingänge schwächen Europa im globalen Wettbewerb, die EU-Mitglieder müssen auf verstärkte Kooperation und weitergehende Integration setzen“, sagte der IV-Präsident. Bei ihrem Treffen nächste Woche müsse es den Staats- und Regierungschefs gelingen, den Rückschlag des Referendums zu überwinden und in eine neue Richtung aufzubrechen. Auch zur Beruhigung der internationalen Märkte sei es jetzt notwendig, möglichst zügig und reibungslos die erforderlichen Schritte für eine Loslösung Großbritanniens einzuleiten. „Umso wichtiger ist es nun, dass Europa nach vorne schaut und die verbleibenden 27 Mitgliedstaaten gemeinsam und geschlossen das weitere Prozedere in einem geordneten Rahmen abwickeln“, schloss Kapsch.

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...
Bernd Affenzeller
02. Juni 2024
Am 9. Juni findet in Österreich die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Überschattet wird der Wahlkampf derzeit von Vorwürfen gegen die grüne Kandidatin Lena Schilling. Trotz der heftigen Turbulenz...
Marlene Buchinger
21. April 2024
Derzeit gibt es Unmengen an Schulungsangeboten und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Anstelle das Rad neu zu erfinden, lohnt es sich bestehende Strukturen zu neu zu denken. Herzlich Willkomm...

Log in or Sign up