Samstag, August 31, 2024
Globaler Blick gefragt
Alois Wögerbauer ist Certified International Investment Analyst (CIIA) und seit 1998 Mitglied der Geschäftsführung der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft in Linz.

Ähnlich wie bei einem Fußballspiel ist die erste Halbzeit eines Jahres auch in der Geldanlage ein guter Zeitpunkt, um Strategie und Taktik zu überprüfen. Ein Kommentar von Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H.

Das erste Halbjahr 2024 brachte einige bemerkenswerte Entwicklungen. Zeitpunkt und auch Dimension der erwarteten Zinssenkungen wurden deutlich nach hinten verlagert, vor allem in den USA. Letztendlich wird die US-Notenbank heuer wohl nur zwei Senkungen vornehmen. Die Weltwirtschaft entwickelt sich solide und wird 2024 ein reales Wachstum von etwa drei Prozent zeigen. Die Lage in Österreich und Deutschland verzerrt das Bild und lässt keine Rückschlüsse auf die globale Situation zu.
Im Umfeld des KI-Hypes und dem grundsätzlichen Kapitalfluss Richtung Mega-Caps tut sich die Wiener Börse weiter schwer, zumal die Technologiebranche in Wien nur marginal vertreten und der Index von Banken, Versicherungen sowie von Energie- und Industrieunternehmen geprägt ist.

Small- und Mid-Caps sind auch im globalen Umfeld immer noch wenig gesucht. Wichtig ist zu wissen, dass die Titel des ATX-Index mittlerweile eine Dividendenrendite von fünf Prozent bieten können; dies berücksichtigt, hat der Heimmarkt daher im ersten Halbjahr eine solide Performance im hoch einstelligen Prozentbereich erreicht. Die Bewertungen sind unverändert günstig, sowohl absolut als auch im historischen Vergleich. Value-Investoren finden attraktive Möglichkeiten. Dennoch bleibt Geduld angesagt. Für ein Comeback bedarf es der generellen Wiederentdeckung des Small- & Mid-Cap-Segments.

Gold als Stabilisator
Zwingen Sie sich daher insgesamt zu einem globalen Blick. Die Unternehmens­ergebnisse entwickeln sich in Summe solide – und auch besser als erwartet. Ausnahmen gibt es immer. An der Börse investieren Sie in Unternehmen – und nicht in Volkswirtschaften. In den schwierigen Jahren seit Beginn 2020 sind die Unternehmensgewinne der börsennotierten Firmen um etwa 8 % p. a. gewachsen. Dies kann auch eine gute Erwartungshaltung für die kommenden Jahre sein. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden die Profitabilität weiter unterstützen, was ein grundsätzliches Argument für ein Investment in Aktien ist. Gold feiert ein Comeback, auch weil viele Notenbanken – allen voran China – die Positionen in US-Staatsanleihen reduzieren wollen und lieber in Sachwerte wie Gold investieren.

Auch Industriemetalle zeigen ein Lebenszeichen. Im Umfeld von Energiewende, Infrastruktur und Elektromobilität wird etwa die Nachfrage nach Kupfer das Angebot in den kommenden Jahren deutlich übersteigen. Damit ergibt sich für das zweite Halbjahr 2024 eine mögliche Aufstellung, klarerweise abhängig von Ihrer individuellen Vermögenssituation und Risikotragfähigkeit. Etwa 45 Prozent sollten als Defensive in die verschiedensten Anleihebereiche investiert werden, wo Renditen von über vier Prozent aktuell möglich sind. Auch etwa 45 Prozent sollten in globale Aktien investiert werden. Vermeiden Sie wie beschrieben ein lokales Übergewicht und investieren Sie mindestens 50 Prozent des Aktienteils in den USA. Die restlichen zehn Prozent der Gesamtstrategie sollten in Gold und Industriemetalle investiert werden, einerseits als Stabilisator, anderseits als eine spannende Ergänzung zu klassischen Strategien mit möglichem positivem Überraschungspotenzial.



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