Die Änderung der Kreditvergabekriterien in der Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V) Mitte letzten Jahres hat die pessimistischsten Erwartungen übertroffen. Steigende Kreditzinsen und steigende Baukosten an sich lassen viele Menschen verhaltener reagieren, wenn es um den Neubau von Wohnraum geht. Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.
Der Mix gepaart mit einer, sagen wir indifferenten, wirtschaftlichen Lage ist eine giftige Mischung für den Wohnbaumarkt und führt zum Erliegen der Neubautätigkeit. Während zu Beginn des Jahres noch Überhänge abgebaut werden konnten, stehen viele Unternehmen mittlerweile ohne Neuaufträge da. Es braucht daher dringend Impulse abseits der Sanierung, die an dieser Stelle bereits angesprochen wurde.
Das hohe Zinsniveau für sich ist noch kein Grund. Wenn man aber Erspartes benötigt, um die 20%-ige Eigenkapitalquote zu erreichen, dann braucht es auf der Sparzinsen-Seite dringend Bewegung. Solange aber zwischen Spar- und Kreditzinsen eine dermaßen große Lücke klafft, wird sich wenig ändern.
Gründe für Kostensteigerungen
Die Baukosten sind vor allem aus zwei Gründen in den letzten Jahren gestiegen. In der Pandemie wurde aufgrund der Reiseeinschränkungen anstatt in Urlaub viel in den Erhalt der eigenen vier Wände gesteckt. Gleichzeitig sorgte die Neuordnung der Lieferketten – einige Länder öffneten früher, andere später – für zusätzliche Verknappung einiger Vorprodukte. Als Folge großer Nachfrage bei geringerem Angebot stiegen auch Preise. Kaum war diese Phase überstanden, stellten sich Energiepreise ein, die jegliche Vorstellungskraft sprengten. Aber nicht nur die Energiepreise selbst stiegen ins Unermessliche, auch die Verfügbarkeit generell war nicht mehr planbar und gesichert.
»Der Wohnbedarf ist nach wie vor vorhanden. Die Flaute muss ausgeglichen werden.«
Gemeinsam Lösungen suchen
Dass sich bei einer derartigen Gemengelage vereinzelt Nervosität breit macht, ist verständlich. Nicht verständlich ist es, wenn versucht wird, stets andere für die Misere verantwortlich zu machen, anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Baupaktpartner bestehend aus den Innungen der Bauausführenden, den Fachverbänden der Bauzulieferer und der Gewerkschaft Bau-Holz suchen daher seit geraumer Zeit die Abstimmung mit der Politik, um kurz- und mittelfristige gemeinsam Impulse für den Bau zu generieren.
Denn eines steht fest, der Wohnbedarf als Grundbedürfnis ist aufgrund der Bevölkerungsentwicklung grundsätzlich vorhanden. Eine zwischenzeitliche Flaute muss also wieder ausgeglichen werden. Gesund sind derart starke Konjunkturschwankungen aber nicht. Denn der ohnehin spürbare Arbeitskräftemangel wird durch solche Entwicklungen nur verstärkt. Und eines muss uns klar sein, auch andere Branchen winken mit attraktiven Angeboten. Wir sollten daher dringend gemeinsam mit der Politik Lösungen erarbeiten bevor der Bau ins nächste veritable Problem stürzt.