Donnerstag, Mai 02, 2024
Erster Schritt »Sanierungsbonus«
Während in den letzten Jahren die Fachkräfte im Neubau gebunden waren, sind diese Potenziale nun verfügbar für die Sanierung. (Titelbild: iStock)

Stimulation am Bau zur rechten Zeit und dennoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Weitere Maßnahmen sind dringend nötig, um der Baubranche ein böses Erwachen zu ersparen. Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.

Die thermische Ertüchtigung der Außenhaut von Gebäuden leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Gut sanierte Häuser steigern den Wohnkomfort und senken die Heizkosten spürbar. Die Baupakt-Partner Fachverband Steine-Keramik, Geschäftsstelle Bau, Gewerkschaft Bau-Holz und Global 2000 forderten daher im Herbst 2022 vorausschauend eine neue Dämmungs-Offensive. Während der Kesseltausch durch entsprechende Medienarbeit und den extrem steigenden Energiekosten zu einem Renner wurde, wurden die Mittel für die thermische Sanierung nicht in gleicher Weise abgerufen. Eine Erhöhung der Förderbeiträge soll die deutlich höheren Investitionskosten im Vergleich zum Kesseltausch abfedern und den massiv schwächelnden Gebäudesektor zugleich stimulieren.

Energieeffizienz steigern

Unter dem Motto »Österreich ist nicht ganz dicht!« informiert das Klimaschutzministerium nun seit Kurzem mit einer umfassenden Kampagne zum Sanierungsbonus, früher bekannt als Sanierungs- oder Sanierscheck. Angesprochen werden im speziellen Eigentümer von Ein-, Zwei- oder Reihenhäusern. Durch die Kampagne soll vor allem das Bewusstsein erzeugt werden, dass es neben einer modernen und effizienten Heiztechnologie insbesondere eine dichte Außenhaut braucht. Nach der Devise »Was bringt dem Taubenschlag eine hocheffiziente und sparsame Energiebeistellung« soll nun der Gebäudesektor noch weiter energieeffizient werden.

Potenziale verfügbar

Dass eine Stimulierung der thermischen Sanierung aber nicht nur umweltrelevante Effekte hat, sondern auch wirtschaftliche, liegt auf der Hand. Der derzeit am Boden liegende Ein- und Zweifamilienhausbereich hat Impulse mehr als notwendig. Der Neubau stockt seit Monaten. Neue Kreditvergabekriterien und steigende Zinsen sowie Baukosten forcieren einen absehbaren Stillstand in diesem Bereich. Die Sanierungsoffensive kommt daher zur rechten Zeit, denn während in den letzten Jahren die Fachkräfte im Neubau gebunden waren, sind diese Potenziale nun verfügbar. Wir müssen daher rasch danach trachten, diese Fachkräfte weiterhin in unserer Branche zu halten und in der Sanierung zu beschäftigen, wollen wir das nicht ohnehin schon spärlich verfügbare Fachkräftepersonal gänzlich an andere Branchen verlieren.

Unsanfte Bodenlandung verhindern

Die Sanierungsoffensive des Klimaministeriums ist ein Mosaikstein zur Stimulierung des Bausektors und dennoch derzeit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es braucht darüber hinaus dringend weitere Stimuli, um eine unsanfte Bodenlandung des Wohnbaubereichs zu verhindern. Wenn wir uns nicht rasch Lösungen einfallen lassen, laufen wir Gefahr, dass sich der Markt unfreiwillig und ungesund konsolidiert und wir am Ende der Durststrecke auch noch ohne Fachkräfte dastehen.



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