Die hohen Energiekosten rücken die thermische Sanierung wieder in den Fokus. Eine Ertüchtigung des Gebäudebestands ist heute wichtiger denn je. Die höhere Dotierung des Sanierschecks ist ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung. Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.
Spätestens dieser Winter gibt uns ausreichend Argumente, die Durchlässigkeit der eigenen vier Wände genauer unter die Lupe zu nehmen. Experten sind sich längst einig: die nicht verbrauchte Energie ist die umweltfreundlichste Energie. Dennoch war der Druck viele Jahre gering, da die Energie für Raumwärme günstig und zudem ständig verfügbar war. Verfügbar ist sie glücklicherweise nach wie vor. Von günstig kann allerdings nicht mehr gesprochen werden, liegt doch der Preis für die Arbeitseinheit je nach Energieträger im Privatkundenbereich mittlerweile mindestens beim fünf- bis achtfachen zum langjährigen Mittel. Der Kostendruck führte zum Umdenken und rückte die thermische Sanierung wieder in den Fokus.
Fokus Gebäudehülle
Um die Energiewende im Gebäudesektor zu schaffen, braucht es daher neben der Umstellung auf erneuerbare Energieträger auch einen verstärkten Fokus auf die Ertüchtigung der Gebäudehülle. Damit kann der Energieverbrauch für das Heizen um bis zu 70 Prozent reduziert und die Wohnqualität erhöht werden.
Die Baupakt-Partner, bestehend aus dem Fachverband der Stein- und keramischen Industrie, der Bundesinnung Bau sowie der Gewerkschaft Bau-Holz und Global 2000, forderten daher im Herbst 2022 eine neue Dämmungsoffensive. Sie schlugen einen Förderbetrag vor, der einen stärkeren Investitionsanreiz bietet: eine Erhöhung der Fördersumme im Rahmen des Sanierscheck pro umfassender thermischer Sanierung von 6.000 auf 20.000 Euro. Das zuständige Klimaschutzministerium hat erfreulicherweise reagiert und die Fördersätze für 2023/24 vorgestellt. Die Baupakt-Partner begrüßen die Erhöhung auf 14.000 Euro als wichtigen Schritt in die richtige Richtung, auch wenn der Förderbetrag geringer ausfällt als erhofft. Aber auch die weiteren Fördersätze, zum Beispiel für Teilsanierungen oder eine Einzelbauteilsanierung, wurden erhöht.
Was bringt dem Taubenschlag die beste Energieversorgung, wenn die Energie gleich wieder verloren geht.
Ganzheitlicher Ansatz
Ein wichtiges Steuerungsinstrument der Energiewende wird dadurch verlängert. Was es aber auch braucht, ist das Bewusstsein, dass die effizienteste und umweltfreundlichste Wärmequelle erst richtig sinnvoll ist, wenn die Außenhülle des zu versorgenden Gebäudes auch optimal ertüchtigt wurde. Oder, um es bildlich darzustellen: Was bringt dem Taubenschlag die beste Energieversorgung, wenn die Energie gleich wieder verloren geht. Insofern sind wir gefordert, den Gebäudebestand rasch zu ertüchtigen, wollen wir die Energiewende beschleunigen und unseren Verbrauch reduzieren. Und wer dämmt, spart wirklich, sichert Arbeitsplätze und trägt wesentlich zum Klimaschutz bei.
(Bilder: Steine-Keramik/Lukas Lorenz, iStock)