Für eine erfolgreiche Energiewende braucht es zusätzliche Windräder, Wasserkraftwerke und Solaranlagen. Dafür braucht es Baurohstoffe, Recyclingmaterial alleine ist nicht ausreichend. Ein Kommentar von Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Fachverband Steine-Keramik.
Der laute Schrei nach dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen hat sich inzwischen überall Gehör verschafft. Wir alle wissen, die Energiewende wird kommen. Europa soll bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Forscher warnen bereits seit Jahrzehnten vor der vom Menschen verursachten Erderwärmung, ausgelöst durch einen ungezügelten Ausstoß von Treibhausgasen. Ihre warnenden Stimmen finden sich im » Green Deal« wieder.
Erfolgreiche Umsetzung
Nun geht es darum die Energiewende zu managen. Diese Forderungen in die Tat umzusetzen, ist auch ein Wettlauf mit der Zeit. Das Erneuerbaren-Ausbautempo muss deutlich erhöht werden, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Schließlich sollen bis 2050 nur so viele Treibhausgase emittiert werden, wie auch kompensiert werden können, etwa durch Wälder oder CO2-Speicher. Unterm Strich soll also kein zusätzliches CO2 ausgestoßen werden. So weit so gut. Aber was braucht es, um dorthin zu gelangen? Was braucht es um Windräder, Wasserkraftwerke und Solaranlagen in Betrieb zu nehmen?
Die Antwort, die gerade in der breiten Masse niemand erwartet, ist simpel: Es braucht Baurohstoffe. Sie sind eine essenzielle Säule für die Dekarbonisierung. Für diejenigen, die noch kein Rohstoffbewusstsein entwickelt haben, wirken die Schlagwörter »Green Deal« und »Baurohstoffe« wie ein ungleiches Paar. Doch es ist eine notwendige Zweckgemeinschaft, die auch als solche anerkannt werden muss.
Gesamtgesellschaftlicher Prozess
Denn Fakt ist: Die Ziele des »Green Deal« lassen sind nur mit einem rohstoffintensiven Transformationsprozess der Industrie erreichen. Ein Beispiel zeigt, wie wichtig die Bedeutung von Baurohstoffen ist: In einem Windrad stecken 1.000 Tonnen Beton. Die Lebensdauer eines Windrads beläuft sich auf 20 Jahre. Und dann? Rohstoffe sollen möglichst wiederverwertet werden, doch nur mit Recyclingmaterial allein, lässt sich kein Windrad bauen. Das gleiche gilt für Investitionen in die Infrastruktur wie etwa Flughäfen, Brücken, Bahntrassen, Straßen und Häfen.
Zudem sind Baurohstoffe bei Absicherungsmaßnahmen gegen Überschwemmungen und Muren essenziell. Um die Klimaneutralität zu erreichen, muss ein ökologischer und wirtschaftlichen Umbau stattfinden. Dieser Transformationsprozess ist ein gesamtgesellschaftliches Projekt. Hier braucht es die Weitsicht zu verstehen, dass sich industrielle Hochtemperaturprozesse nicht auf Knopfdruck auf erneuerbare Formen umstellen lassen. Dazu braucht es neben den Investitionen in Anlagenprozesse vor allem die Verfügbarkeit dieser grünen Energieformen.
Und genau für diese langfristige Strategie braucht es weltweit mehr Baurohstoffe als bisher. Wer diesen Effekt noch immer ausblendet, sollte die rosarote Brille jetzt abnehmen.