Angebote der geteilten Mobilität wie Car-, Bike- und E-Scooter-Sharing sind im Aufwind. Gerade in Städten wie Wien, in welchen die öffentlichen Verkehrsmittel gut ausgebaut sind und die Zahl der alternativen Mobilitätsanbieter hoch ist, ziehen immer mehr Personen den Verzicht auf ein eigenes Auto in Betracht. Denn selbst bei einem wenig genutzten eigenen Fahrzeug summieren sich die monatlichen Ausgaben schneller, als die meisten denken. Ein Kommentar von Robert Kahr.
Die Kosten für ein eigenes Auto werden oft massiv unterschätzt. Ausgaben für Sprit, Reparaturen oder Parken können die meisten Autobesitzer abschätzen. Doch dazu kommen noch weitere Posten, die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegen – insbesondere Versicherungen, Steuern, Inspektionen oder der anzurechnende Wertverlust.
Eine Beispielrechnung: Eine Wiener Familie – nennen wir sie Berger – mit zwei Kindern besitzt einen VW Sharan Comfortline BMT 1,4 TSI. Für den Weg zur Arbeit beziehungsweise zur Schule nutzen die Bergers das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel. Großeinkäufe werden mit dem eigenen Auto erledigt und auch für Fahrten zu Ausflugszielen an zwei Wochenenden pro Monat entscheiden sie sich für den privaten Pkw. Wir rechnen also damit, dass die Familie pro Monat zirka 1.430 km mit dem Auto zurücklegt. Laut Berechnungen des ÖAMTC gibt die Familie unter dieser Annahme für Benzin, die Jahresvignette für Autobahnen in Österreich, Versicherungen und Wartung des Fahrzeugs sowie für das für den 12. Bezirk nötige Parkpickerl pro Monat rund 335 Euro aus. Hinzu kommt noch ein monatlicher Wertverlust des Pkws von rund 400 Euro. Für Bahn- und Bustickets bezahlt die Familie im Monat rund 150 Euro. Das macht in Summe 885 Euro Mobilitätskosten für eine vierköpfige Familie mit eigenem Auto pro Monat.
Würde Familie Berger für ihre Wochenendausflüge einen Mietwagen und die Bahn nutzen, würde sie hierfür durchschnittlich rund 370 Euro bezahlen. Stiege sie bei Großeinkäufen und anderen Fahrten, wie zum Beispiel zur Musikschule der Kinder, auf Carsharing um, so beliefen sich die monatlichen Kosten auf nur rund 40 Euro. Wege zur Arbeit beziehungsweise Schule würden nach wie vor mittels öffentlicher Verkehrsmittel oder Fahrrad zurückgelegt. Zusammengerechnet belaufen sich die Mobilitätkosten ohne eigenen Pkw auf rund 560 Euro. Das bedeutet, im Monat sparen Herr und Frau Berger 370 Euro, aufs Jahr gerechnet bleiben 4.440 Euro mehr in der Haushaltskassa, ein nicht unwesentlicher Geldbetrag.
23 Stunden pro Tag
Es lohnt sich also zu rechnen, insbesondere für Stadtbewohner, die in den allermeisten Fällen ohnehin bereits auf öffentliche Verkehrsmittel setzen. Laut Information des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus parken private Kraftfahrzeuge im Durchschnitt 23 Stunden pro Tag. Was jedoch nicht still steht, ist der Zeiger auf der Kostenuhr für Versicherung, Steuer, Wertverlust und mehr.
Während die durchschnittliche Auslastung eines privaten Pkw bei vier Prozent – und dabei unter einer Stunde täglich – liegt, weist zum Beispiel ein Carsharing-Fahrzeug von DriveNow bereits heute eine Auslastung von drei bis sechs Stunden pro Tag auf. Durch autonome Flotten wird die Auslastung pro Carsharing-Fahrzeug noch weiter steigen. Das bedeutet, dass Fixkosten entsprechend stärker umgelegt werden können. Zusätzlich können sie durch die zunehmende Förderung von Sharing-Modellen für Carsharing-Anbieter weiter sinken. Durch ausgewiesene Parkplätze an hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkten wie zum Beispiel Bahnhöfen oder U-Bahn-Stationen wird die Nutzung von Carsharing noch attraktiver gestaltet. All diese Faktoren sprechen für eine langfristige Kostensenkung im Bereich der geteilten Mobilität.
Grundsätzlich ist mit dem Verzicht auf das eigene Auto großes Sparpotenzial verbunden. Der Komfort muss darunter nicht leiden. So könnte man sich mit dem gesparten Geld auch mal ein Erste-Klasse-Ticket der Bahn gönnen. Darüber hinaus ist man nachhaltiger unterwegs. Es lohnt sich also, den Taschenrechner zur Hand zu nehmen.n