Samstag, Dezember 21, 2024
Carsharing der Zukunft: Fahren oder gefahren werden
Robert Kahr, Geschäftsführer Share Now Österreich

Noch sind selbstfahrende Autos auf Österreichs Straßen Zukunftsmusik, aber die Technik entwickelt sich rasant weiter und wird die Automobilindustrie in den kommenden Jahrzehnten grundlegend verändern. Ein Kommentar von Robert Kahr, Geschäftsführer Share Now Österreich.

Die ersten Schritte in Richtung vollautonomes Fahren sind bereits erfolgt (BMW unterscheidet fünf Level des autonomen Fahrens - Link). Mit Februar 2019 ist die Novellierung der Verordnung zum automatisierten Fahren in Kraft getreten (Link). Damit wurde die rechtliche Grundlage geschaffen, dass genehmigte Assistenzsysteme in Kraftfahrzeugen, konkret die Einparkhilfe und der Autobahnassistent, auf Österreichs Straßen eingesetzt werden können. AutofahrerInnen dürfen seither erstmals während der Fahrt ihre Hand vom Lenkrad nehmen. Im Bereich Carsharing eröffnen sich dadurch in Zukunft ganz neue Möglichkeiten.

Autonome Fahrzeuge machen Carsharing effizienter

Einfach per Smartphone ein Carsharing-Fahrzeug bestellen und schon wird man abgeholt. Noch klingt es wie Science-Fiction, doch bald könnte es Realität sein. Eines ist aber schon jetzt sicher: Carsharing profitiert von den technologischen Neuerungen im Bereich autonomes Fahren.

Durch die sogenannte „Demand Prediction“ wird ein autonomes Carsharing-Fahrzeug nahezu ständig in Bewegung sein. Komplexe Steuerungs-Algorithmen berechnen dabei, wo der Bedarf an Fahrzeugen jeweils am höchsten ist. Dadurch steigt die Auslastung der Carsharing-Flotte und der Bedarf an Fahrten kann zukünftig mit deutlich weniger Fahrzeugen gedeckt werden. Die Fixkosten sinken und damit die Kosten pro Fahrzeugkilometer. KundInnen profitieren von dieser Kostenreduktion, Carsharing wird dadurch noch attraktiver.

Der Besitz eines eigenen Autos verliert in Zukunft vor allem in den Städten immer mehr an Bedeutung. Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Anzahl von Autos in Städten zukünftig um bis zu 90 % reduzieren könnte (Link). Es wären dann weniger PKWs unterwegs, die gemeinschaftlich und nur bei Bedarf genützt werden.

Bei Carsharing-Anbietern wird zudem der Trend zu Elektromobilität in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Da selbstfahrende Autos jederzeit selbständig zur nächsten Ladestation fahren können, wird der operative Aufwand für Carsharing-Betreiber massiv sinken. Die Quote an Fahrzeugen, die aufgrund leerer Akkus gesperrt werden müssen, wird signifikant niedriger. Sie können viel effizienter eingesetzt werden und sind schneller wieder verfügbar.

Da autonome Fahrzeuge selbstständig von Gebieten mit geringer Nachfrage zu Gegenden mit höherem Bedarf fahren können, ist davon auszugehen, dass sich die Geschäftsgebiete von Carsharing-Anbietern durch autonome Fahrzeuge vergrößern werden. Menschen, die am Stadtrand oder im Umland wohnen, erhalten auf diese Weise eine bessere Anbindung an die Stadt und das Stadtleben. Selbiges gilt auch für ältere und weniger mobile Menschen, die durch autonome Fahrzeuge wieder verstärkt am öffentlichen Leben teilhaben könnten.

Blick in die Zukunft

Es wird vermutlich noch eine Weile dauern, bis das vollautonome Fahren massentauglich ist. Doch die Aussichten sind sehr positiv. Carsharing und autonome Fahrzeuge werden das Stadtbild in Zukunft verschönern. Dank der effizienten Auslastung der Fahrzeuge werden in Zukunft weniger Autos und damit auch weniger Parkraum benötigt. Der so neu zur Verfügung stehende Platz kann dann anderwärtig genutzt werden, beispielsweise für Grün- und Erholungsflächen, für Spielplätze oder für die Gastronomie. Ein weiterer positiver Effekt der autonomen Fahrzeuge ist der niedrigere CO2-Ausstoß durch den verstärkt möglichen Einsatz von Elektrofahrzeugen. Carsharing wird durch autonomes Fahren einen weiteren Bedeutungszuwachs erfahren. Es kann durch die höheren Nutzungsraten weitaus mehr private PKW ersetzen als dies heute schon der Fall ist. Damit ist eine große Chance verbunden, Städte in Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Wir sollten sie nutzen.

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