Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Clemens Hecht, Sprecher der Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, über seine Erwartungen an die neue Verarbeitungsrichtlinie.
Report: Was waren die Überlegungen, die hinter der Aktualisierung der Verarbeitungsrichtlinie für Wärmedämmverbundsysteme stehen?
Clemens Hecht: Die letzte Aktualisierung stammt von 2011. Die Anforderungen an Wärmedämmverbundsysteme sind in den letzten Jahren größer geworden. Damit ist auch die Nachfrage von Verarbeiterseite gestiegen. Zudem ist Ende 2017 eine neue ONÖRM zu Wärmedämmverbundsystemen erschienen. Damit müssen auch die nachgereihten Verarbeitungsrichtlinien angepasst werden.
Report: Was hat sich für die Verarbeiter am Produkt WDVS geändert? Was ist neu an der Verarbeitungsrichtlinie?
Hecht: Die neue Verarbeitungsrichtlinie ist keine Revolution, sondern eine Evolution. Unser größter Fokus liegt dabei auf dem Dialog. Ich werde nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, dass alle Beteiligten miteinander reden. Für eine glatte Wandfläche brauche ich vermutlich keine Verarbeitungsrichtlinie in dem Umfang. Sobald es aber um Anschlussbereiche geht, steigen die Herausforderungen. Da gibt es Gewerkeübergänge, die eine saubere Vorarbeit erfordern. Dafür müssen die vorgelagerten Gewerke aber entsprechend vom Planer oder Bauleiter informiert werden, deshalb ist der Dialog so wichtig.
Ich bin auch sehr froh, dass sich das sogenannte Baueinleitungsgespräch immer mehr durchsetzt. Damit können Fehler deutlich reduziert werden.
Report: Sehen Sie die Verarbeitungsrichtlinie eher als Nachschlagewerk oder als klassisches Schulungsmaterial in Ausbildungsstätten?
Hecht: Die Verarbeitunsgrichtlinie ist die eierlegende Wollmilchsau. Die kann für alles eingesetzt werden. Wir machen damit Schulungen für den zertifizierten Fachverarbeiter, es wird in den Bauakademien eingesetzt, kommt aber auch auf der Baustelle zum Einsatz. Und wir richten uns explizit an den Planer. Ganz wichtig ist, dass die Leute verstehen, was in der Richtlinie steht. Es bringt nichts, die Inhalte auswendig zu lernen. Unser Ziel ist, dass verstanden wird, warum etwas auf welche Art gemacht werden muss.
Report: Welche Erwartungen haben Sie an die Verarbeitungsrichtlinie?
Hecht: Ich hoffe, dass jeder Planer berücksichtigt, was da drinnen steht und sich der Verarbeiter damit genau bewusst wird, was von ihm erwartet wird. Und natürlich erwarten wir uns davon generell eine weitere qualitative Verbesserung der Verarbeitung.
Report: Ist die Verarbeitungsrichtlinie auch ein Instrument, um in Zeiten des Facharbeitermangels auch weniger qualifizierte Arbeiter an das Gewerk heranzuführen?
Hecht: Das ist natürlich auch ein Ziel. Wir wollen in Zukunft noch enger mit den Bauakademien zusammenarbeiten, um die dementsprechende Ausbildung zu forcieren. Denn die Anforderungen an ein Bauwerk, an die Optik, die Architektur, die Dauerhaftigkeit und den Pflege- und Wartungsaufwand steigen. Deshalb muss man das nötige Know-how vermitteln. Unser Produkt wird nicht einfacher. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir ein Produkt haben, das verstanden werden muss. Und dass es, wenn es entsprechend verarbeitet wird, funktioniert.