Industrie 4.0 sorgt derzeit für Furore. Die Möglichkeiten durch die Digitalisierung, die beispielsweise Blockchain bietet, sehen viele Experten auch in der Bauwirtschaft als eine Art »Königsweg« zur Vertiefung der Wertschöpfungskette. Das Vorbild: die Autoindustrie, wo automatisierte Produktionsabläufe, Just-in-Time-Herstellung und Roboter mit künstlicher Intelligenz allgegenwärtig sind.
Eine Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger hat vier Handlungsfelder für die Baubranche identifiziert, um die Effizienz und damit die Margen zu steigern – digitale Daten, Automation, integrierte Netzwerke und den mobilen Zugriff auf sämtliche Kanäle. »Es gibt keine Alternative zur Digitalisierung. Auch nicht auf dem Bau. Die Branche muss aufholen«, resümieren die Studienautoren. Auch ein Vorzeigebeispiel ist rasch gefunden: Das Start-up Katerra aus den USA hat mehr als zwei Milliarden Dollar von Investoren eingesammelt und wird oft als das »Amazon der Baubranche« bezeichnet. Allerdings ist Katerra kein Generalist, sondern in einem sehr speziellen Segment tätig. Gefertigt werden Häuser aus Holz, wobei Katerra sämtliche Schritte der Wertschöpfungskette von der Vorfertigung in der Fabrik bis zur Errichtung integriert hat.
»Der Hype um die Digitalisierung muss aus unserer Sicht etwas versachlicht werden«, meint Kirchdorfer-Geschäftsführer Frommwald: »Gebäude oder Straßen werden auch in naher Zukunft nicht von Robotern gebaut, sondern von hervorragend ausgebildeten Facharbeitern geschaffen.« Die Digitalisierung hält laut Frommwald daher vornehmlich in der technischen Arbeitsvorbereitung Einzug – in der Kirchdorfer-Sparte Betonfertigteile etwa vom digitalen Datenaustausch bis hin zur elektronischen Fakturierung. Auch Strabag-Chef Birtel erwartet keinen Start-up-Boom in der Baubranche und sieht Katerra als Einzelfall: Weil das Baugeschäft sehr margenschwach ist, ist der Einstieg für Start-ups und ihre renditeverwöhnten Investoren nicht so attraktiv wie beispielsweise im Finanzsektor. »Ich bin optimistisch, dass unser bisheriges Geschäftsmodell auch in Zukunft erhalten bleibt: Die Baubranche gehört nun mal der Realwirtschaft an«, resümiert Birtel.