Flüsse als Transportwege: Im Projekt NEWS, geleitet von der TU Wien, werden Ideen für effektiveren und umweltfreundlicheren Gütertransport entwickelt.
Manche europäische Flüsse, etwa der Rhein, werden heute intensiv für Gütertransporte, besonders im Containerverkehr, genutzt. Die Donau zählt hingegen zu den Wasserwegen, deren Kapazität längst noch nicht ausgeschöpft ist. Die Partner im Projekt NEWS (Development of a Next generation European Inland Waterway Ship and logistics system) haben einige Ideen, das zu ändern: Durch effizientere, umweltfreundlichere Schiffe, die optimal an die Anforderungen des heutigen Transportwesens angepasst sind und klug geplante Transportketten kann man Flüsse zur ökologisch und ökonomisch vielversprechenden Alternative zu Schiene und Autobahn machen. Die umfassende Weiterentwicklung des Transportsystems Wasserstraße ist Inhalt des im 7. EU-Rahmenprogramm geförderten Forschungsprojekts.
Die Donau braucht zeitgemäße Schiffe
„Viele Schiffe, die heute auf Europas Flüssen unterwegs sind, wurden eigentlich für Schüttgut konzipiert und nicht für die genormten Container, die heute verwendet werden“, erklärt Sandra Stein vom Institut für Managementwissenschaften der TU Wien. Als Projektleiterin analysiert sie Logistikketten vom Absender bis zum Empfänger großer Warenlieferungen und versucht herauszufinden, wo man die Transport-Effizienz im Schiffsverkehr verbessern könnte.
„Würde man nur die Aufteilung im Schiffskörper anpassen, ohne die Außenmaße zu verändern, könnte man die Transportkapazität der Schiffe drastisch steigern - in manchen Fällen sogar auf das Doppelte“, sagt Stein. Die Idee und auch ein Patent dazu stammen von Herbert Klein und Richard Anzböck, die bereits 2009 die Grundidee zu einer Neukonstruktion des Rumpfes hatten.
Auch niedrige Brücken und wechselnde Wasserstände sind im Schiffverkehr heute Herausforderungen. Diese kann man z.B. mit einem Ballasttank lösen, mit dem sich der Tiefgang des Schiffes nach Bedarf anpassen lässt. Auch beim Treibstoff gibt es einen entscheidenden Verbesserungsvorschlag: Statt Diesel oder gar Schweröl kann man auf Flüssigerdgas (LNG) umsteigen. Auf der Nordsee werden mit Flüssigerdgas betriebene Hochseeschiffe bereits im Praxisbetrieb getestet. Durch LNG und durch die Verwendung zweier unterschiedlich starker Generatorsets, deren Leistung auf den aktuellen Lastzustand angepasst werden kann, lässt sich die Effizienz des Schiffstransports um bis zu 30% steigern.
Businessplan für Neuinvestitionen
„Gerade in der Binnenschifffahrt setzen sich solche technologischen Neuerungen leider nur langsam durch“, beklagt Sandra Stein. Insbesondere auf der Donau sind viele Schiffe bereits jahrzehntelang im Einsatz. Ein Großteil der Transporte wird von kleinen Unternehmen durchgeführt, die sich kaum leisten können, große Summen in neue Schiffe zu investieren. Im Forschungsprojekt NEWS soll nun genau untersucht werden, wie sich die neuen Ideen für eine modernisierte Schiffsflotte gemeinsam mit Ideen für eine optimierte Transportlogistik für eine effizientere Binnenschifffahrt nutzen lassen. „Die Donau spielt in unserer Arbeit eine besondere Rolle, vor allem im Hinblick auf die EU Strategie für den Donauraum. Unsere Ideen beziehen sich aber auch auf andere Wasserstraßensysteme“, erklärt Stein.
In den nächsten 30 Monaten wird nun nicht nur ein neuartiges Rumpf- und Antriebskonzept entstehen, sondern gleichzeitig auch ein Finanz- und Businessplan, der genau auf diesen neuen Schiffstyp abgestimmt ist. Eine Marktanalyse soll zeigen, welche Flussabschnitte unter welchen Bedingungen effizient für den Warentransport genutzt werden können. „Wichtig ist, das logistische Gesamtkonzept zu betrachten“, betont Sandra Stein. Es geht nicht nur um die Schiffe selbst, die Effizienz hängt auch von der organisatorischen Struktur im Hinterland ab, und von der Infrastruktur, die an den Häfen verfügbar ist.
Wasserstraßen als wichtiger Teil des Transportnetzes
Warentransport direkt von Tür zu Tür ist mit Schiffen natürlich nicht möglich – man ist immer auch auf andere Transportmittel angewiesen. Diese intermodale Verkettung von Verkehrsmitteln spielt im Forschungsprojekt eine wichtige Rolle. Europas Wasserstraßen werden Bahn und LKW nie ersetzen können, aber sie könnten eine wichtigere Rolle im Gesamtkonzept der Transportketten einnehmen – mit großem Nutzen für Wirtschaft und Umwelt.