Zertifizierungen bringen zahlreiche Vorteile. Warum sich die Kosten-Nutzen-Rechnung auf jeden Fall lohnt, erklärt Christoph Baumgartner, Leitung der Zertifizierungsstelle bei Quality Austria Certification, im Interview.
Welchen Nutzen bieten Zertifizierungen für Unternehmen?
Christoph Baumgartner: Der Zertifizierungsprozess selbst bietet schon eine zentrale Leistung für Unternehmen: einen unbefangenen Blick auf den Ist-Zustand. Fehler werden ausgemerzt, Prozesse optimiert und Verbesserungen herbeigeführt. Chancen und Risiken können bedeutend besser realistisch eingeschätzt werden. Ist das Unternehmen zertifiziert, gibt es zudem zahlreiche Vorteile: vom Vertrauen der Kund*innen, Investor*innen und anderen Stakeholdern bis zu Anforderungen bei Ausschreibungen. Zusätzlich steigt der Marktwert, die Rechtssicherheit und Rentabilität werden erhöht sowie Kosten reduziert.
Bringen Zertifizierungen auch einen Wettbewerbsvorteil?
Baumgartner: Ja, wenn es darum geht, einen neuen Auftrag in einem hart umkämpften Markt zu gewinnen, kann eine Zertifizierung für die finale Entscheidung ausschlaggebend sein. Denn neben meinen USPs und meiner Expertise vermittelt das Zertifikat auch: Meine Aussagen über Qualität, Prozesse und Co. wurden auch von einer akkreditierten, unabhängigen Stelle geprüft und bestätigt. Die Glaubwürdigkeit ist dann natürlich eine ganz andere. Viele Unternehmen können mit einem attraktiven Angebot und diversen Referenzen punkten, aber mit einem Zertifikat heben sie sich von anderen ab.
Sind die Anforderungen an Unternehmen mit den neuen EU-Richtlinien gestiegen?
Baumgartner: Aktuelle und künftige Verordnungen der EU sind aus einem Bedarf heraus entstanden. Um ein Beispiel zu nennen: die NIS 2-Richtlinie zur Cybersicherheit, die nächstes Jahr in Österreich in Kraft tritt. Die Anforderungen sind u.a. so hoch, weil leider auch die Hacker-Angriffe in den letzten Jahren massiv gestiegen sind – und Schäden in Millionenhöhe verursachen. Insofern sorgen hohe Anforderungen für mehr Sicherheit, Qualität und einheitliche Standards.
Viele Unternehmen befürchten einen zu großen bürokratischen Aufwand – zu Recht?
Baumgartner: Es ist im Grunde eine Frage der Kosten-Nutzen-Rechnung, die man sich vor Augen führen muss. Investiere ich zu gegebener Zeit einen überschaubaren Mehraufwand, um rechtzeitig fit für neue Verordnungen zu sein oder warte ich bis zur letzten Sekunde, wenn der Prozess deutlich mühsamer wird? Neue Verordnungen der EU haben einen Sinn und sollen dringend benötigte Verbesserungen herbeiführen – egal ob bei der Cybersecurity, im Nachhaltigkeitsbereich oder dem Gesundheitssektor. Beim integrierten Managementsystem ist sogar das Gegenteil von Bürokratie der Fall. Hier basieren Prozesse und Strukturen auf einer ähnlichen Struktur, der sogenannten High Level Structure: Unterschiedliche unternehmerische Prioritäten und Aspekte werden in einem System gebündelt, Ressourcen gespart, die Effizienz gesteigert und die Komplexität von Prozessen reduziert.
Welche Themen sind besonders gefragt?
Baumgartner: Momentan sind Themen wie Cybersecurity sowie Risk & Compliance hoch im Kurs. Auch ESG ist nach wie vor ein Dauerbrenner. Das beobachten wir über verschiedenste Branchen hinweg. Auch neue Richtlinien zu Themen wie beispielsweise Greenwashing werden in den nächsten zwei Jahren relevant für Unternehmen sein.
Quality Austria Certification ist durch Akkreditierung Austria für den Bereich Managementsysteme nach ISO/IEC 17021-01 und für Produkte nach ISO/IEC 17065 akkreditiert und hat den umfassendsten Akkreditierungsumfang im Bereich Managementsysteme in Österreich.