Nachhaltigkeit und Effizienz gehen Hand in Hand, zu sehen in Projekten quer durch Europa: in der Reifenherstellung in Ungarn, bei Hallenheizungen, in der österreichischen Zellstoffindustrie und der Wärmegewinnung in Dänemark.
Ersatz für Dampf
Das Sportwagenreifenwerk von Michelin in Nyíregyháza, Ungarn, modernisiert seine Vulkanisieranlagen, indem es die vorhandenen Dampfpressen durch elektrische Pressen ersetzt. Die Vulkanisierung ist die letzte Phase im Reifenherstellungsprozess, in der die Reifen unter Hitzeeinwirkung ihre endgültige geometrische Form erhalten. In Deutschland wurde Anfang der 2010er-Jahre Michelins erste elektrische Vulkanisierpresse mit Siemens-Technik ausgestattet. Der Reifenkonzern setzt diese Steuerungstechnik als Standard für alle seine Werke bei der Installation neuer Pressen ein. Michelin installierte den Prototyp der elektrischen Härtepresse in Nyíregyháza 2021, im darauffolgenden Jahr wurden zusätzlich sechs weitere elektrische Pressen in Betrieb genommen. Aufgrund der positiven Erfahrungen wurde 2023 mit dem Austausch aller 40 Pressen des Werks begonnen. Durch den Ersatz von Dampfpressen durch elektrische Produktionstechnologie wird das Werk Nyíregyháza seine Energieeffizienz voraussichtlich um das Siebenfache steigern.
Klimaneutrale Beheizung
Bisher war eine klimaneutrale Beheizung großer Hallen aufgrund der dafür benötigten Leistungen schwierig umzusetzen. Hoval bietet mit einer Kombination seines Hallenklimasystems mit bis zu 75 kW starken Wärmepumpeneinheiten nun eine effiziente Lösung dazu. Bis zu 80 % der benötigten Energie werden aus der Umwelt gewonnen und direkt beim Gerät abgegeben. Sie können in beliebiger Anzahl kaskadiert werden und weisen durch die Verwendung des Kältemittels R32 eine umweltfreundliche Bilanz auf. Durch den Einsatz der »Air Injector«-Technologie wird die Luft optimal verteilt. Der Air-Injector passt die Luftströmung je nach Wunschtemperatur so an, dass keine Zugluft entsteht. In hohen Hallen verhindert er zudem die typische Temperaturschichtung, wodurch Wärme dorthin kommt, wo sie auch benötigt wird, und Kälte gezielt abgesenkt wird. Das dezentrale Konzept bietet zudem eine hohe Betriebssicherheit: Fällt eine Einheit aus, übernehmen die anderen Geräte ihre Funktion. So kommt bei der S. Spitz GmbH in Attnang-Puchheim eine dieser Hallenklimalösungen zum Einsatz.
Standortmodernisierung
Der Zellstoffhersteller AustroCel Hallein hat neben der Errichtung einer neuen Produktionsanlage für ein Hydrogel-Granulat während des Werksstillstands eine umfangreiche Erneuerung seiner Anlagen vorgenommen. Insgesamt fließt ein fast zweistelliger Millionenbetrag in die Modernisierung. Das Unternehmen hat einen Jahresumsatz von über 150 Millionen Euro und eine Produktionskapazität von jährlich bis zu 160.000 Tonnen Zellulose und zugehörige Energieprodukte, wie reststoffbasiertes Bioethanol und Biogas. Mit dem Bau der neuen Produktionsanlage leistet AustroCel Hallein einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Industrie. »Diese Investitionen werden nicht nur unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, sondern auch regionale Arbeitsplätze erhalten und schaffen. Auf diese Weise erfinden wir Zellstoffindustrie neu«, ist Geschäftsführer Wolfram Kalt überzeugt. Beim aktuellen Werkstillstand wurde auch der Laugenkessel modernisiert und wichtige Aggregate ausgetauscht. Der gesamte Rahmen im Bereich der Siebpartie in der Zellstoffmaschine 3 wurde grunderneuert, alle Maschinen wurden gewartet, geprüft und wieder in Schwung gebracht.
Wärme aus dem Meer
Das dänische Versorgungsunternehmen Aalborg Forsyning hat sich zum Ziel gesetzt, die Leistung aus seinem Kohlekraftwerk bis 2028 vollständig durch klimaneutrale Fernwärme zu ersetzen. Dafür setzt das Unternehmen auf insgesamt vier Meerwasser-Wärmepumpen von MAN Energy Solutions. Mit je 44 MW Leistung sind sie die weltweit größten Wärmepumpen ihrer Art. Im August begann MAN Energy Solutions in Zusammenarbeit mit dem Industriedienstleister Bilfinger mit der Integration der vierten Einheit im Norbis Park am Limfjord. Durch sie erhöht sich die Gesamtwärmeleistung der nachhaltigen Anlage auf 700.000 Megawattstunden, was einem Drittel der Wärmeproduktion von ganz Aalborg entspricht. Aus dem angrenzenden Fjord wird Meerwasser mit einer Temperatur zwischen 1 und 15 °C gewonnen und mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energiequellen auf die für das Fernwärmenetz benötigte Temperatur von 90 °C erhitzt. In angrenzenden Fernwärmespeichern wird das erhitzte Fernwärmewasser gespeichert und je nach Bedarf ins Netz zur Versorgung der Stadt eingespeist. Die Inbetriebnahme der insgesamt vier Wärmepumpen-Einheiten ist für 2027 geplant.