Die österreichischen Betriebe wissen, dass ohne Nachhaltigkeitsmaßnahmen ihre Wettbewerbsfähigkeit schwindet. Aufwand und Kosten für Dekarbonisierung werden jedoch von den meisten unterschätzt, eine klare Strategie fehlt.
Die Klimaziele bleiben beim aktuellen Tempo unerreichbar. Zu diesem besorgniserregenden Ergebnis kommt der aktuelle Deloitte Sustainability Check, für den das Forschungsinstitut SORA 413 Unternehmen zu ihren Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit befragt hat. Das Bewusstsein ist grundsätzlich hoch: Neun von zehn heimischen Betrieben erachten das Thema als wesentlich für ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit. Jeder zweite Unternehmer sieht sein Geschäft unmittelbar davon betroffen – dieser Anteil hat sich im vergangenen Jahr von 24 auf 55 Prozent mehr als verdoppelt. „Das verdeutlicht nicht nur den Schweregrad des Problems, auch die Notwendigkeit angepasster Betriebsabläufe und Geschäftsstrategien rückt damit in den Fokus“, betont Christoph Obermair, Partner und Sustainability Lead bei Deloitte Österreich.
Trotzdem haben 52 Prozent noch keine Maßnahmen zur Reduktion der eigenen CO2-Emissionen ergriffen und auch keine Strategie dazu. „Solange die Hälfte der Unternehmen ihren Worten keine Taten folgen lässt, bleiben die Klimaziele in unerreichbarer Ferne. Angesichts des schleppenden Tempos bekommt man fast den Eindruck, als hätte sich Österreich davon bereits verabschiedet“, bestätigt Alfred Ripka, Partner und ESG-Experte bei Deloitte Österreich.
Christoph Obermair, Partner und Sustainability Lead bei Deloitte Österreich, ruft Unternehmen zum Handeln auf. (Foto: Deloitte/feelimage)
Verdopplung der Investitionen nötig
Gleichzeitig steigt der Druck auf die Unternehmen – vor allem von Geschäftskundenseite (31 %), aber auch von Privatkund*innen und Endverbraucher*innen (21 %). Zudem verpflichtet die EU-Richtlinie CSRD künftig die Unternehmen zur Offenlegung ihrer
Nachhaltigkeitsdaten. In Österreich betrifft das Gesetz rund 2.000 Unternehmen.
In Hinblick auf die geplanten Kosten besteht noch viel Nachholbedarf. Ein Großteil der Betriebe hat in den kommenden fünf Jahren nicht mehr als 500.000 Euro für die Reduktion ihrer CO2-Emmissionen vorgesehen. Den Schätzungen der Europäische Kommission zufolge ergibt sich für Österreich jedoch ein jährlicher Investitionsbedarf von etwa 5,5 Milliarden Euro bis 2030.
Nicht nur Unternehmen müssen mehr in Nachhaltigkeit investieren. Auch der Staat ist gefragt, meint Christoph Hofinger, Geschäftsführer SORA. (Foto: Lukas Ilgner)
„Wenn man die geplanten Investitionen der österreichischen Wirtschaft hochrechnet, kommt man allerdings nur auf eine Summe von 2,3 Milliarden Euro jährlich – das entspricht nicht einmal der Hälfte der EU-Schätzungen“, erklärt SORA-Geschäftsführer Christoph Hofinger. „Diese Lücke von 3 Milliarden kann vermutlich nur geschlossen werden, wenn die Unternehmen ihre Pläne deutlich ausweiten und darüber hinaus die öffentliche Hand selbst massiv investiert.“