Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die im Juli veröffentlichten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) erhöhen die Transparenz und Einheitlichkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie stellen aber auch eine zusätzliche Herausforderung für Immobilienunternehmen dar. Software- und Reporting Tools können helfen.
Die Verpflichtungen zur Veröffentlichung sind aufgrund der komplexen Strukturen bei Immobilienunternehmen – Unternehmensgruppen, mehrstöckige Beteiligungen, Internationalität der Assets, Vielzahl von Nutzern und Investoren – sowie einer breiten Wertschöpfungskette eine Herausforderung in der operativen Umsetzung. Erste Projekterfahrungen zeigen eine Vielzahl von wesentlichen Themen und definieren somit ein umfassendes KPI-Set für Immobilienunternehmen. Diese Daten sind in weiterer Folge granular und fristenkongruent zum Jahresabschluss zu erheben und aufzubereiten.
Wesentliche Themen für Immobilienunternehmen
Der Schwerpunkt der Betroffenheit liegt dabei auf den ökologischen Themen (ESRS E1 bis E5). Abhängig vom Geschäftsmodell werden fast alle Sub-Topics aufgrund der Wesentlichkeit und des ressourcenintensiven Geschäftsmodells von Immobilienunternehmen als Pflichtthemen feststehen. Als zentrale Herausforderung können dabei Transitionspläne im Bereich E1 Klimawandel oder aber auch im Rahmen von E4 Biodiversität angesehen werden. Hier liegen die Herausforderungen in der Ableitung der Szenarien und Maßnahmen anhand der vorgegebenen Methoden. Weiters können auch S1 Eigene Belegschaft und S2 Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette als »quasi Pflichtindikatoren« gesehen werden. Hier besteht die Herausforderung, einzelne KPIs auch zu Arbeitskräften in der Wertschöpfungskette zu erheben, da oftmals mit kleineren Subdienstleistern zusammengearbeitet wird.
Herausforderungen in der Datenerfassung und Verarbeitung
Es gibt bestehende Software- und Reporting Tools am Markt, die einzelne Teile der Anforderungen abdecken. Der »prüfungssichere Prozess« wird damit jedoch nicht out-of-the-box erreicht. Es braucht eine individuelle Prüfung der Anforderungen, der Geschäftsprozesse, der eigenen Zielsetzungen und des Portfolios, um zu verstehen, welche Kennzahlen auf welche Art und Weise erfasst und in einer einheitlichen Datenbezugsquelle (Single Source of Truth) zusammengeführt werden müssen. Ein strukturiertes Vorgehen bietet sich an, das nicht nur die Anforderungen der CSRD und der ESRS abdeckt, sondern auch die Anforderungen an zusätzliche Berichterstattung an Vorstände, Investoren und Co. berücksichtigt:
- Zusammenführen der Zielsetzungen und Anforderungen
Bevor Unternehmen technische Lösungen zur Kennzahlenerfassung und -darstellung auswählen oder selbst entwickeln, sollten sie ein Verständnis aufbauen, welche Kennzahlen innerhalb und außerhalb der Regulatorik – basierend auf dem individuellen Unternehmen und seinen Entwicklungsplänen – relevant sind. So können teure Softwarekonfigurationen und spätere Adaptionen vermieden und Synergien in der Datenerfassung genutzt werden. - Vereinheitlichen der Datenerfassung und Messgrößen
Häufig werden in der Praxis unterschiedliche Verständnisse und Berechnungsarten von Verbrauch oder allgemeine Mengengerüste über Asset- oder Ländergrenzen hinweg festgestellt. Diese müssen über die verschiedensten Assets (und auch Softwareprogramme) vereinheitlicht werden, um eine korrekte Darstellung und Berechnung der KPIs zu ermöglichen. Bewährt haben sich Data Dictionaries, die Begrifflichkeiten und Kenngrößen genau beschreiben, sowie Data Mappings, die eine Übersetzung der Berechnungslogiken und Messgrößen von einem System in ein anderes ermöglichen. - Einsatz von Technologie
Durch den Einsatz von Technologie und Automatismen können die Datenerhebung beschleunigt und eventuelle Fehler der manuellen Eingabe und Auslese minimiert werden. Das können smarte Systeme zur Gebäudesteuerung, der Einsatz von RPA (Robotic Process Automation) und die Anbindung bestehender Systeme sein, die den Prozess massiv unterstützen können. Der Aufbau dieses Wissens und Könnens ist ein Themenfeld, dem sich die Immobilienwirtschaft in den nächsten Jahren intensiv widmen muss, um die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen. - Datenerfassung und Bereinigung
Egal, wie die Daten erfasst werden, Fehler können an unterschiedlichen Stellen geschehen. Daher ist der Prozess der Plausibilisierung und Datenbereinigung ein Schritt, der nicht unterschätzt werden sollte. Hier kann der Einsatz von intelligenten Tools oder digital unterstützen Prozessen helfen, »Plausibilitätskorridore« zu schaffen und Ausreißer sichtbar zu machen. - Reporting und Aufbau von Data Literacy
Der letzte Schritt – das tatsächliche Reporting – wird häufig als Endresultat betrachtet. Im Alltag zeigt sich häufig, dass besonders bei umfangreichen und komplexen Reportings – und wenn diese zusätzlich im operativen Betrieb verwendet werden – der Aufbau von Data Literacy Skills unbedingt erforderlich ist. Die Interpretation von einzelnen Kennzahlen und der Ableitung des dadurch implizierten Impacts ist nicht immer klar verständlich und kann zu Missverständnissen führen. Der Aufbau von Daten-Wissen bzw. Data Literacy, Verständnis über Datenströme und beteiligte Systeme sowie Grundkenntnissen der Statistik haben sich bewährt und werden für Mitarbeitende mit Steuerungsfunktionen dringend empfohlen.
Zusammenfassend lautet unsere Empfehlung ganz klar: Immobilienunternehmen sollten jetzt nicht den Kopf verlieren und ihr Reporting nur an Regularien ausrichten, sondern smart handeln und ihre Reportinganforderungen gesamtheitlich und strategisch umsetzen.
Die im Juli veröffentlichten 12 ESRS im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive umfassen rund 700 Datenpunkte, über die berichtspflichtige Unternehmen künftig konkrete Angaben in ihrem Nachhaltigkeitsbericht machen müssen. Für Immobilienunternehmen sind vor allem – aber nicht nur – ökologische und soziale Aspekte relevant. Software- und Reporting Tools können beim Erheben und Auswerten der Daten helfen – dabei ist jedoch einiges zu beachten.
Über die Autoren
Andreas Hofstätter ist Leiter des Bereichs Sustainability in Real Estate bei PwC Österreich. Mit seinem Team unterstützt er u. a. Unternehmen bei der Dekarbonisierung des Geschäftsmodells oder bereitet sie auf die kommenden Berichtspflichten vor. Zuvor war der gebürtige Oberösterreicher bei PwC in München tätig und bringt langjährige Projekterfahrung in der Real Asset Industrie mit. (Foto: PwC)
Bernadette Fellner ist Business Innovation Lead bei PwC Österreich und begleitet Unternehmen durch digitale und kulturelle Veränderungsprozesse, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Sie gilt als Expertin für digitale Innovation – von Corporate Foresight oder Prop-Tech bis hin zu Artificial Intelligence und Anwendungen in der virtuellen Welt. (Foto: PwC)