Donnerstag, Juli 18, 2024

Gut sechs Jahre ­Planung und Vorbereitung, fünf Jahre ­Bautätigkeit – am 12. Jänner 2023 ­wurde die Sanierung des ­Parlamentsgebäudes abgeschlossen und das Hohe Haus, Meisterwerk des dänischen Architekten Theophil Hansen, ­wiedereröffnet.

Saniert wurden insgesamt rund 55.000 m² Fläche, 740 Fenster und 600 historische Türen sowie 500 historische Luster und Leuchten. Ein neuer statischer Unterbau ebenso wie neue Treppenhäuser, dezent in die Innenarchitektur des Parlamentsgebäudes eingepasst, stützen das zuvor weitgehend ungenutzte Dachgeschoss. Insgesamt wurde die Nutzfläche um gut 10.000 m² erweitert, im Dach befinden sich nun das Demokratikum, das Restaurant Kelsen, Multifunktionsräume und Terrassen, die für Besucher*innen zugänglich sind. Vier neue Haupttreppenhäuser sorgen erstmals für eine zentrale Anbindung aller Ober- und Untergeschoße.

Peter Reichstädter, CIO und Leiter der IKT-Strategie des Österreichischen Parlaments, führte im März Mitglieder des Branchenverbands VÖSI sowie Report-Redakteur Martin Szelgrad durch die neuen Räumlichkeiten und berichtete von der Modernisierung der IT-Infrastruktur in den Sitzungssälen, den Besprechungsräumen – die Ausschusslokale genannt werden – und auch im Besucherbereich. Interaktive Touchscreens, lebensgroße Visualisierungen von Nationalratsabgeordneten und Sprecher*innen des Parlamentspräsidiums, Angebote zur Partizipation speziell auch für Kinder: Auch der neue, großzügig ausgebaute Besuchertrakt ist einen Besuch wert. 

Leistungsfähige IT

»Rund eine Million Meter Kabel wurden neu verlegt, darunter jede Menge Glasfaser, um die Leitungsinfrastruktur für jeglichen künftigen Bedarf zu wappnen«, verrät Reichstädter. Der Experte ist 2015 zum IT-Team des Parlaments hinzugestoßen, damals war die Stelle der EDV-Leitung ausgeschrieben. Reichstädter nahm an, die Rolle wurde aber zum CIO und Leiter IKT-Strategie weiterentwickelt und aufgewertet. Auch im Hohen Haus wurde damit die IT zu einer geschäftskritischen Disziplin, deren Wirken über reine Netzwerkservices hinausgeht.

Die IT-Infrastruktur wurde aus Gründen des Denkmalschutzes weitgehend unsichtbar verbaut, auf vielen Flächen eingezogen in Doppelböden. Die historischen Sitzungsräume des Parlaments sind mit moderner Videokonferenztechnik und Screens ausgestattet, die Plätze im Nationalratssaal mit Stromanschlüssen, USB-Steckern und Touchscreens. Heute schon fast undenkbar: Vor der Sanierung mussten die Abgeordneten ihre Laptops und Smartphones noch anderswo aufladen – der schnelle Akkutausch vor dem Plenarsaal gehörte zum Parlamentsalltag. Lediglich abgestimmt wird heute weiterhin analog.



Bewusst hat man in der Sanierung auf freistehende Stelen für die Raumtechnik und Sicherheitsschleusen gesetzt. »Durch diese Zugänglichkeit sind wir flexibler für technische Änderungen in Zukunft aufgestellt«, erklärt Peter Reichstädter. Die wesentlichste architektonische Neuerung ist die neue Glaskuppel über dem Nationalratssaal mit einem Durchmesser von 28 Metern und einer Fläche von 550 m². Damit fällt erstmals Tageslicht in den Saal. Der Nationalratssaal wurde zudem abgeflacht und das Plenum teilweise neu angeordnet, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.

Es sind Veränderungen, die auch symbolisch zeigen: die parlamentarische Demokratie in Österreich ist auch in Form ihres wichtigsten Gebäudes technisch gut für die nächsten Jahrzehnte gerüstet.

(Alle Bilder: Raphaela Christine Müller)

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