Die Automatisierung von Prozessen hat durch die Pandemie einen kräftigen Schub erfahren. Bei der Verknüpfung mit künstlicher Intelligenz steht man hingegen noch am Anfang, meint Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini Österreich.
(+) plus: Beschleunigt die Covid-Pandemie die Automatisierung?
Bernd Bugelnig: Definitiv: Ja! Ein Großteil der Unternehmen und Behörden nehmen die Pandemie zum Anlass, die Digitalisierung auszubauen. Außerdem konzentrieren sich CIOs stärker darauf, die IT an die Bedürfnisse der Endkundinnen und -kunden auszurichten. Datensicherheit, bessere Informationsauswertung und -nutzung und kürzere Release-Zyklen gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Die Pandemie führte zu Lieferengpässen von Wartungs- und Entwicklungs-Services, sowohl bei Lieferanten aus dem eigenen Land als auch bei Providern aus Europa, den USA und Asien. Viele Unternehmen mussten kurzfristig ihre Projektpläne anpassen – es wurden IT-Vorhaben gestoppt oder der Start von Projekten in die Zukunft verschoben. Ein erheblicher Teil davon soll in diesem Jahr weitergeführt bzw. gestartet werden.
(+) plus: In welchen Bereichen sind Robotersysteme nützlich?
Bugelnig: Der Einsatz von Robotic Process Automation (RPA) hat in den letzten zwölf Monaten stark zugenommen und RPA ist kurz davor, sich als Standardtechnologie zu etablieren. Denn das Verfahren eignet sich nicht nur zur Automatisierung manueller Tätigkeiten, sondern auch zur Verknüpfung verschiedener Systeme. Als Brückentechnologie können mit RPA Altsysteme an Portale oder Standardanwendungen an Individualsoftware angebunden werden. Während RPA mit intelligenten Komponenten noch eine Nischentechnologie ist, wird sich herkömmliche RPA in Kürze als Standard-Tool etabliert haben.
(+) plus: Wird der Mensch bald überflüssig?
Bugelnig: Intelligente Prozessautomatisierung steht noch am Anfang. Durch die Anreicherung von RPA-Bots mit künstlicher Intelligenz sollen Software-Roboter in die Lage versetzt werden, selbst Entscheidungen zu treffen. Denn klassische RPA stößt an ihre Grenzen, wenn Prozesse nicht immer nach einem vorher festgelegten Schema abgearbeitet werden können und zwischen komplexen Handlungsoptionen entschieden werden muss. Im Moment beschäftigen sich nur sehr wenige Organisationen mit intelligenter Prozessautomatisierung. Sie wird jedoch zunehmend interessanter werden, je mehr Erfahrungen Unternehmen mit RPA sammeln und ihre Grenzen erkennen. Der Mensch wird jedenfalls nicht überflüssig – zumindest noch nicht. Auch die künstliche Intelligenz hat ihre Grenzen – und solange diese existieren, wird der Mensch gefragt sein.