Als Italiener weiß Marco d'Eramo, wovon er schreibt.
Tag für Tag schieben sich endlose Touristenströme durch die Straßen von Venedig und Rom – zehnmal mehr als dort Einheimische leben. Aber der langjährige Journalist und USA-Korrespondent geht weiter in der Geschichte zurück. Auf den Spuren von Mark Twain, Goethe und Enzensberger begibt er sich auf die Suche nach dem Ursprung der Vergnügungsreisen bis zur heutigen Tourismusindustrie, die am wirtschaftlichen Aufschwung von Destinationen wie Mallorca oder der – hierzulande weitgehend unbekannten – chinesischen Stadt Lijiang wesentlichen Anteil hat. Klug und humorvoll geht d'Eramo ungelösten Phänomenen auf den Grund, etwa warum Bauwerke real oft weit weniger imposant wirken als im Reiseführer. Und warum sich dennoch Millionen Touristen bevorzugt an diesen Orten für ein Foto in Pose werfen. Wann kamen uns Ohren und Nase abhanden und wann setzten wir stattdessen die touristische Brille auf? Unwillkürlich fühlt man sich ertappt und schämt sich still.
Marco d'Eramo: Die Welt im Selfie. Eine Besichtigung des touristischen Zeitalters.
Suhrkamp 2018
ISBN: 978-3-518-42809-2